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AFRIKA/454: Zentralafrikanische Republik - Humanitäre Versorgung wird immer schlechter


Presseerklärung vom 28. April 2014

Zentralafrikanische Republik: 22 Menschen werden bei Angriff auf Hilfsorganisation getötet

- Muslime flüchten aus Bangui
- Anhaltende Gewalt bedroht humanitäre Hilfe für Not leidende Zivilbevölkerung



In der Zentralafrikanischen Republik führen anhaltende Gewalt, Rechtlosigkeit und Willkür von Milizen dazu, dass die humanitäre Versorgung der Zivilbevölkerung immer schlechter wird. Der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, berichtete am Montag in Göttingen: "Viele Hilfsorganisationen müssen zum Schutz ihrer Mitarbeiter Außenstellen schließen und ihre Projekte verringern. In vielen Regionen des Landes ist die öffentliche Ordnung vollkommen zusammengebrochen. Es gibt weder Polizisten noch Soldaten noch funktionierende Gerichte, um die Einhaltung von Gesetzen durchzusetzen."

Am vergangenen Samstag haben Seleka-Milizen in dem Ort Nanga Boguila im Norden des Landes mindestens 22 Menschen getötet. Zu den Opfern zählen drei Mitarbeiter von "Ärzte ohne Grenzen" sowie 16 führende Vertreter der Bevölkerung. Sie berieten über die Fortführung der humanitären Arbeit, als das Büro der Hilfsorganisation von Milizionären überfallen wurde. Die Bewaffneten plünderten die Räumlichkeiten und erschossen die Helfer und Vertreter der Zivilbevölkerung.

"Der Bedarf an humanitärer Hilfe in der Zentralafrikanischen Republik ist in allen Bereichen enorm", sagte Delius. Rund 2,5 der 4,6 Millionen Einwohner sind auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen. Viele Kinder leiden unter Mangel- und Unterernährung, es fehlt an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und medizinischer Versorgung." Besonders dramatisch ist die Lage der 603.000 Binnenflüchtlinge. Allein in der Hauptstadt Bangui leben 180.000 Bürgerkriegsflüchtlinge unter oft unmenschlichen Bedingungen.

"Der Zentralafrikanischen Republik droht aufgrund von gewaltsamen Vertreibungen längerfristig die Spaltung in einen christlich dominierten Süden und einen muslimischen Teil im Norden", warnte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Immer mehr Muslime müssen aus der Hauptstadt Bangui und dem Süden des Landes fliehen, weil die internationale Friedenstruppen aus Staaten der Afrikanischen Union und Frankreichs dort die Sicherheit nicht garantieren können." Erst am Wochenende waren erneut 1.300 Muslime aus Bangui in einem schwer bewaffneten Konvoi in den Norden des Landes evakuiert worden, weil sie massiv von Anti-Balaka-Milizen bedrängt wurden.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 28. April 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2014