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AFRIKA/448: Sudan - 215.000 Flüchtlinge in Darfur seit Jahresbeginn


Presseerklärung vom 8. April 2014

Mehr als 215.000 neue Flüchtlinge in Darfur seit Jahresbeginn:

- Milizionäre zerstören mehr als 120 Dörfer im Westen des Sudan
- Entwaffnung und Auflösung von Milizen gefordert



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert die Entwaffnung und Auflösung einer von der sudanesischen Armee aufgebauten Miliz, die mit ihrem gewalttätigen Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung ganze Regionen in Süd- und Nord-Darfur entvölkert. "Die so genannten "Rapid Support Forces" sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass seit Januar 2014 mehr als 215.000 Zivilisten in Darfur fliehen mussten", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Allein in der vergangenen Woche zerstörten sie in der Umgebung der Stadt Nyala in Süd-Darfur nach Augenzeugenberichten mehr als 120 Dörfer. "Viele Darfuris fürchten die neue Miliz noch mehr als die für ihre Brutalität bekannten Janjaweed, die auf dem Höhepunkt des Genozids zwischen den Jahren 2003 und 2007 mehr als 4.000 Dörfer im Westen des Sudan niederbrannten." Seit Januar 2013 sind in Darfur rund 700.000 Zivilisten durch neue Gewalt entwurzelt worden und geflohen.

Auch die Vereinten Nationen (UN) sprechen inzwischen von einer "alarmierenden Eskalation der Gewalt" in Darfur. Der Sonderbeauftragte der UN und der Afrikanischen Union für Darfur, Mohamed Ibn Chambas, warnte am vergangenen Donnerstag im Weltsicherheitsrat vor neuer Gewalt der "Rapid Support Forces", die zahllose Dörfer niedergebrannt habe. Noch habe man das Ausmaß der Folgen ihrer Übergriffe nicht umfassend dokumentieren können, doch die anhaltende Fluchtwelle von Zivilisten sei zutiefst beunruhigend, erklärte Chambas. Besonders betroffen sind Kinder. So sind nach Angaben der offiziellen Sudanesischen Hilfs-Kommission 70 Prozent der Flüchtlinge in Nord-Darfur jünger als 18 Jahre alt, rund ein Viertel von ihnen ist sogar jünger als fünf Jahre.

Die "Rapid Support Forces" wüten erst seit Jahresbeginn 2014 in Darfur. Ursprünglich war die aus Angehörigen arabischer Gruppen aufgebaute Miliz im Herbst 2013 aufgestellt worden, um die sudanesische Armee in der umkämpften Region Süd-Kordofan im Kampf gegen die Rebellenbewegung SPLM-North zu unterstützen. Aufgrund von militärischen Rückschlägen in dieser Region und massiver Proteste der Zivilbevölkerung wurde die Miliz im Februar 2014 aus Süd-Kordofan nach Darfur abgezogen. "Seither hinterlässt sie eine Spur der Gewalt und des Blutes, die an schlimmste Zeiten des Völkermords in Darfur erinnert", sagte Delius. "Dringend muss diesen Milizionären Einhalt geboten werden, damit eine weitere Massenflucht aus den ländlichen Gebieten Süd- und Nord-Darfurs verhindert wird."

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 8. April 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. April 2014