Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

AFRIKA/220: Wüstenstrom für Europa darf nicht aus der von Marokko besetzten Westsahara kommen


Presseerklärung vom 11. März 2010

Pilotprojekt für Desertec-Sonnenkraftwerke soll in Marokko gebaut werden

Appell an Brüderle: Wüstenstrom für Europa darf nicht aus der von Marokko besetzten Westsahara kommen


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle am Donnerstag gebeten sicherzustellen, dass das Desertec-Wüstenstrom-Projekt keine Sonnenkraftwerke in der von Marokko besetzten Westsahara errichtet. "Bislang hat die deutsche Bundesregierung genau darauf geachtet, keine Investitionen und Projekte in der Westsahara zu unterstützen. Denn es sollte nicht der Anschein erweckt werden, Deutschland erkenne die völkerrechtswidrige Besetzung der ehemaligen spanischen Kolonie im Jahr 1976 an", betonte die in Göttingen ansässige Menschenrechtsorganisation in ihrem Fax-Schreiben an den Minister. "Der Respekt gegenüber dem Völkerrecht und dem Selbstbestimmungsrecht der in der Westsahara lebenden Sahrauis gebietet, dass diese vorsichtige deutsche Marokko-Politik auch zukünftig fortgeführt wird."

Brüderle hatte der Desertec-Initiative am vergangenen Montag Unterstützung im Rahmen der deutschen Exportförderung zugesagt. Nach Angaben des Geschäftsführers der Desertec Industrial Initiative (DII), Paul von Son, wurden bereits Gespräche mit der Energieministerin Marokkos geführt.

Zwar hat der Desertec-Geschäftsführer über den genauen Standort des Pilotprojektes noch keine Auskunft gegeben. Doch in Interviews hat von Son angekündigt, das Pilotprojekt werde in Küstennähe und nicht tief in der Wüste errichtet. Der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius befürchtet, dass damit nur die besetzte Westsahara gemeint sein kann: "Denn nur dort gibt es größere freie Flächen in der Nähe der Küste."

Marokko verfügt bereits über eine Stromleitung nach Spanien. Die ersten Sonnenkraftwerke zur Verstärkung der Stromversorgung Europas sollen in rund zehn Jahren ihren Betrieb aufnehmen.


*


Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 11. März 2010
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2010