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AFRIKA/212: Korrektur von schlecht recherchiertem UN-Report über Darfur gefordert


Presseerklärung vom 16. Dezember 2009

"Frankfurter Rundschau": UN-Komitee wirft deutschem Hilfswerk Unterstützung von Rebellen in Darfur vor - GfbV fordert Korrektur von schlecht recherchiertem UN-Report über Darfur


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat das Sanktionskomitee für Darfur der Vereinten Nationen (UN) am Mittwoch aufgefordert, seinen jüngsten Report zu korrigieren. Die darin erhobenen Vorwürfe gegen das deutsche Hilfswerk "Darfur-Hilfe" seien "haltlos" und ließen sich schnell entkräften, kritisierte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen. In dem Report, der dem Weltsicherheitsrat am 29. Oktober vorgelegt wurde, wird die "Darfur-Hilfe" beschuldigt, der bewaffneten Freiheitsbewegung "Justice and Equality Movement (JEM)" in die Hände zu arbeiten, berichtet die Frankfurter Rundschau in ihrer heutigen Ausgabe (17.12.). Außerdem soll das Hilfswerk Spendengelder für Schulprojekte im Osten des Tschad für Flüchtlingskinder aus Darfur nicht ordnungsgemäß verwendet haben.

"Die UN-Experten haben in ihrem Bericht grob Sorgfaltspflichten verletzt und schlecht recherchiert", sagte Delius. Mit solch unprofessionellem Vorgehen werde dem Ansehen der Vereinten Nationen und der wichtigen Arbeit des Komitees, das verschiedene Sanktionen gegen die Konfliktparteien überwachen soll, schwerer Schaden zugefügt. "Bei so schweren Vorwürfen hätten die UN-Experten besonders sorgfältig ermitteln müssen. Doch es wurde so nachlässig gearbeitet, dass das Komitee sogar den Namen eines der drei angeblichen "Rebellen" verwechselte."

So wurde der aus Darfur geflohene Grundschullehrer Adam Rahmatallah Shoggar, der für die "Darfur-Hilfe" als Schulleiter in Tiné im Tschad gearbeitet hat, für den JEM-Aktivisten Adam Ali Shoggar gehalten. Der Lehrer sei jedoch inzwischen wieder nach Darfur zurückgekehrt und arbeite für das sudanesische Bildungsministerium als Schulinspektor. Als "Beweis" für die Unterwanderung der "Darfur-Hilfe" durch die JEM verweisen die UN auch auf Abubaker Eltayeb Gurashi, den Wahlleiter bei der Gründungsversammlung des Hilfswerks. Doch nach deutschem Vereinsrecht übernähmen meist Personen, die keine offiziellen Ämter übernehmen wollen, diese Aufgabe. Darüber hätte sich das Komitee schnell bei jedem Rechtsanwalt informieren können. Der vermeintliche "Rebell" Gurashi stamme übrigens aus dem Nordsudan und arbeite seit vier Jahren wieder unbehindert im Sudan. Auch der von den UN genannte Adam Ibrahim Elton sei nicht als JEM-Mitglied aktiv. Er arbeite an der Botschaft Saudi-Arabiens in der Schweiz und dürfe sich schon deshalb politisch nicht engagieren.

Der ordnungsgemäße Einsatz der Spendengelder sei kontinuierlich überwacht worden, berichtete Delius. So habe die Darfur-Hilfe in Tiné auf Wunsch der Darfur-Flüchtlinge eine Oberschule gebaut. Das Geld sei von deutschen Gewährsleuten persönlich im Tschad übergeben worden. Regelmäßig hätten sich Besucher aus Deutschland über die Bauarbeiten und den Schulbetrieb informiert. Der Sultan der Region und das Lehrerkomitee hätten sich bei dem Hilfswerk schriftlich für die Spenden bedankt.

"Besonders befremdend ist, dass die UN es nicht für nötig hielten, das Hilfswerk um eine Stellungnahme zu bitten", bedauerte Delius. Erst über Dritte habe die Darfur-Hilfe kürzlich von den Vorwürfen Kenntnis erhalten, lange nachdem der offizielle UN-Report veröffentlicht wurde.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 16. Dezember 2009
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2009