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MITTELAMERIKA/105: Guatemala - Aufarbeitung der Bürgerkriegsverbrechen hat kaum begonnen


Pressemitteilung vom 25. Februar 2009

Guatemala: Zehn Jahre nach Kommissionsbericht hat Aufarbeitung der Bürgerkriegsverbrechen kaum begonnen

Tausende Fälle von Mord, Verschwindenlassen und Folter weiterhin nicht aufgeklärt
Amnesty fordert nationale Suchkommission für die Verschwundenen


BERLIN, 25.02.2009 - Heute vor zehn Jahren erschien der Bericht der Historischen Aufklärungskommission in Guatemala. Er stellt die vielen Tausend Fälle von Mord, Verschwindenlassen und Folter dar, die während des Bürgerkriegs in dem mittelamerikanischen Land geschahen. Zehn Jahre später sind viele der Fälle weiterhin unaufgeklärt und die Empfehlungen des Berichts nicht umgesetzt, kritisierte Amnesty International.

Amnesty fordert vom guatemaltekischen Parlament, eine Nationale Suchkommission für die Verschwundenen einzusetzen und damit einen ersten substantiellen Schritt zur Umsetzung der Empfehlungen des Berichts zu machen. ,,Der Bericht der Historischen Aufklärungskommission war ein Meilenstein für die Menschenrechte in Guatemala", sagte Markus Kneißler, Guatemala-Experte von Amnesty International. ,,Jetzt ist es für die Regierung Guatemalas an der Zeit, den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen."

Während des Bürgerkriegs in Guatemala (1960-1996) wurden dem Bericht zufolge 200.000 Menschen ermordet oder verschwanden. 669 Massaker sind registriert, die meisten davon geschahen in Dörfern mit überwiegend indigener Bevölkerung.

Am 5. Dezember 1982 erreichten guatemaltekische Sicherheitskräfte das Dorf Dos Erres im Bezirk Petén. Als sie drei Tage später wieder abzogen, hatten sie 250 Männer, Frauen und Kinder umgebracht. Viele Frauen waren vor ihrer Ermordung vergewaltigt worden. Seit 1994 wird das Massaker offiziell untersucht, doch bis heute ist kein Verantwortlicher zur Rechenschaft gezogen worden. Die wenigen Untersuchungen verlaufen schleppend.


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AMNESTY INTERNATIONAL ist eine von Regierungen, politischen Parteien, Ideologien, Wirtschaftsinteressen und Religionen unabhängige Menschenrechtsorganisation. Amnesty kämpft seit 1961 mit Aktionen, Appellbriefen und Dokumentationen für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen auf der ganzen Welt. Die Organisation hat weltweit 2,2 Millionen Unterstützer. 1977 erhielt Amnesty den Friedensnobelpreis.


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Quelle:
ai-Pressemitteilung vom 25. Februar 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2009