Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → AMNESTY INTERNATIONAL


MELDUNG/158: Todesstrafe 2015 - Fortschritte und Rückschritte


Amnesty International - Meldung vom 28. Juli 2015

Todesstrafe 2015: Fortschritte und Rückschritte


28. Juli 2015 - Die Bilanz zur Todesstrafe weltweit für das erste Halbjahr 2015 fällt gemischt aus: Während die schlechten Nachrichten sehr schlecht sind, sind die guten Nachrichten umso besser.


Schlechte Nachrichten
1. Indonesien nahm Hinrichtungen wieder auf

Das Jahr begann mit einer tragischen Nachricht, als Indonesien Appelle aus aller Welt ignorierte und sechs Personen wegen Drogenhandel hinrichtete. Es waren die ersten Hinrichtungen in Indonesien seit 2013.

2. Pakistan könnte bald unter den Ländern mit den meisten Hinrichtungen sein

Pakistan könnte bald zum "Klub der grössten Henker" gehören (mit China, Iran, Saudi Arabien, Irak und USA). Mindestens 150 Personen wurden hingerichtet, seitdem das Moratorium für Hinrichtungen im Dezember 2014 - nach einem Taliban-Anschlag auf eine Schule in Peschawar - aufgehoben wurde.

3. Indonesien und Pakistan nehmen Terror und Verbrechen als Vorwand für Todesstrafe

Sowohl Indonesien als auch Pakistan rechtfertigen die Wiederaufnahme von Hinrichtungen mit der Behauptung, dass die Todesstrafe eine wirksame Waffe gegen Terror und Verbrechen seien. Es gibt aber keine Beweise, die zeigen, dass die Todesstrafe bei der Verbrechensbekämpfung wirksamer ist als Gefängnisstrafen. Auch gibt es keine Beweise dafür, dass die Abschaffung der Todesstrafe zu einer Zunahme von Verbrechen führt, wie manche fürchten.

4. Iran stellt neuen Hinrichtungsrekord auf

Iran hat in diesem Jahr bereits fast 700 Personen hingerichtet - die meisten von ihnen wegen Drogendelikten. 2014 hat Amnesty mindestens 743 Hinrichtungen im Iran dokumentiert - im gesamten Jahr. Dass die Behörden so viele Menschen in sechs Monaten töten, ist sehr beunruhigend.

5. Saudi Arabien hat bereits mehr Menschen hingerichtet als 2014

Amnesty dokumentierte 102 Hinrichtungen in Saudi Arabien im ersten Halbjahr 2015 - das sind bereits mehr ist als im gesamten vergangenen Jahr (90). Fast die Hälfte der Exekutierten wurde wegen Drogendelikten hingerichtet.


Gute Nachrichten
1. Drei Länder haben die Todesstrafe 2015 abgeschafft

Im Januar schaffte Madagaskar die Todesstrafe für alle Verbrechen ab. Die Insel Fidschi folgte im Februar. Im März hat der südamerikanische Staat Surinam die Todesstrafe aus dem Gesetz gestrichen. Die Abschaffung der Todesstrafe in drei Ländern innerhalb von nur drei Monaten ist ein starkes Zeichen für den lang anhaltenden Trend zu einer Welt ohne Todesstrafe.

2. Drei weitere Länder stehen kurz vor Abschaffung der Todesstrafe

Das Parlament der Mongolei verhandelt ein neues Strafgesetzbuch ohne Todesstrafe. Burkina Faso und Südkorea bereiten ähnliche Gesetze vor.

3. Der Trend zur Abschaffung gewinnt in den USA an Unterstützung

Nebraska hat die Todesstrafe abgeschafft und ist damit zum 19. Bundestaat der USA ohne Todesstrafe geworden. Im Februar hat der Gouverneur von Pennsylvania ein Moratorium für Hinrichtungen angekündigt.

4. Die Staaten, die hinrichten, sind eine kleine Minderheit

In den vergangenen fünf Jahren waren es durchschnittlich 22 Länder, die Hinrichtungen durchgeführt haben.

5. Mehr als die Hälfte aller Staaten haben die Todesstrafe abgeschafft

101 Länder haben die Todesstrafe vollständig abgeschafft - das ist mehr als die Hälfte aller Länder. Weitere 33 Länder wenden die Todesstrafe in der Praxis nicht mehr an - das heißt, sie haben in den vergangenen zehn Jahren niemanden hingerichtet. Trotz der scharfen Zunahme von Hinrichtungen in einigen Ländern bilden die Länder ohne Todesstrafe global die klare Mehrheit.


Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Seite der Amnesty-Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe:
www.amnesty-todesstrafe.de

Hier finden Sie Informationen zur Todesstrafe für das Jahr 2014:
https://www.amnesty.de/2015/3/31/die-todesstrafe-im-jahr-2014

*

Quelle:
ai-Meldung vom 28. Juli 2015
http://www.amnesty.de/2015/7/28/todesstrafe-2015-fortschritte-und-rueckschritte?destination=node%2F2817
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kampagnen und Kommunikation
Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306, Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Juli 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang