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GRUNDSÄTZLICHES/290: Monika Lüke über die Fußball-WM (ai journal)


amnesty journal 06/07/2010 - Das Magazin für die Menschenrechte

Monika Lüke über die Fußball-WM


Die Südafrikaner fiebern dem Beginn der Weltmeisterschaft entgegen. Als ich nach Ostern Südafrika besuchte, begegnete mir in jedem Haus und jeder Hütte die Frage "Wer wird Fußballweltmeister?". Ob Politiker, Medien oder die Jugendlichen im Township Khayelitsha in Kapstadt, das ich besuchte - alle sind stolz darauf, die WM im eigenen Land zu haben.

Als ich allerdings nach Menschenrechten fragte, hieß es: "Das ist etwas ganz anderes." Doch das ist es nicht! Große Sportveranstaltungen sind immer politisch und haben häufig einen direkten Menschenrechtsbezug. Bei den Olympischen Spielen in Peking vor zwei Jahren war das offensichtlich, als im Vorfeld der Spiele politische Gegner mundtot gemacht, aus der Stadt geschafft oder inhaftiert wurden. Aber auch vor der WM 2006 in Deutschland haben wir uns an der "Abpfiff"-Kampagne gegen Zwangsprostitution beteiligt. Amnesty International will und wird kein Spielverderber sein. Aber wie es eine südafrikanische Amnesty-Kollegin ausdrückte: Guter Fußball benötigt eine ordentliche Verteidigung, Südafrika braucht Menschenrechtsverteidiger, die besser arbeiten können. Damit sich die Zustände in den Gefängnissen verbessern, damit HIV-Infizierte nicht diskriminiert werden und damit Menschen aus afrikanischen Nachbarstaaten nicht nur bei der WM willkommen sind. Fußball bietet auch eine Chance für die Menschenrechte. Es ist unsere Aufgabe, Regierungen, Sportfunktionäre und Spieler daran zu erinnern. Auch 2011. Dann findet die Fußballweltmeisterschaft der Frauen in Deutschland statt.


Monika Lüke ist Generalsekretärin der deutschen Amnesty-Sektion.


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Quelle:
amnesty journal, Juni/Juli 2010, S. 81
Herausgeber: amnesty international
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2010