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ASIEN/285: Iran - Gesetzentwürfe reduzieren Frauen auf "Gebärmaschinen"


Amnesty International - Meldung vom 11. März 2015

Vom fehlgeleiteten Versuch, die Bevölkerungszahlen zu steigern
Iran: Gesetzentwürfe reduzieren Frauen auf "Gebärmaschinen"


11. März 2015 - Den Frauen im Iran droht eine neuerliche Beschneidung ihrer Rechte. Derzeit liegen zwei Gesetzentwürfe vor, die massive Auswirkung auf ihre sexuellen und reproduktiven Rechte haben könnten.

Mit einem dieser Entwürfe soll der Zugang zu legalen Verhütungsmethoden erheblich eingeschränkt werden. Darunter fällt auch das Verbot der freiwilligen Sterilisation, die häufigste legale Verhütungsmethode im Land. Der zweite Gesetzentwurf sieht die gezielte Diskriminierung am Arbeitsmarkt von nicht verheirateten bzw. kinderlosen Frauen vor. Der aktuelle Amnesty-Bericht "You Shall Procreate: Attacks on women's sexual and reproductive rights in Iran" zeigt, wie weit die Behörden in ihr Privatleben eingreifen und wie sie auf Kosten der sexuellen und reproduktiven Rechte der Frauen die sinkenden Geburtenraten im Land ankurbeln wollen.

"Die Gesetzesvorschläge verstärken die bestehenden diskriminierenden Praktiken und werfen die Rechte von Frauen und Mädchen um Jahrzehnte zurück. Die Behörden fördern eine gefährliche Kultur, in der Frauen auf eine Funktion als Gebärmaschinen reduziert werden und nicht als Menschen angesehen werden, die eigenständig über ihren Körper bestimmen können", sagt Hassiba Hadj Sahraoui, stellvertretende Direktorin der Abteilung Mittlerer Osten und Nordafrika bei Amnesty International. "Dies beraubt sie fundamentaler Rechte!"

"Beim Versuch, militärische Macht und geopolitische Stärke mit steigenden Geburtenraten zu demonstrieren, trampeln die iranischen Behörden auf den fundamentalen Rechten der Frauen herum - selbst das Ehebett ist kein Tabu", kritisiert Sahraoui.

Der geplante Finanzierungstopp des Familienplanungsprogramms würde unweigerlich zu mehr ungewollten Schwangerschaften führen. Der Anstieg von illegalen und gefährlichen Schwangerschaftsabbrüchen, welche einen der Hauptgründe für Müttersterblichkeit weltweit darstellen, ist abzusehen.

"Die iranischen Behörden versuchen bereits zu kontrollieren, welche Kleidung Frauen tragen, wo sie arbeiten und was sie studieren. Jetzt greifen sie auch in ihr Privatleben ein, indem sie versuchen ihre Körper zu kontrollieren und ihnen vorschreiben, wie viele Kinder sie zu bekommen haben. Beide Gesetzesvorschläge müssen gekippt werden und die iranischen Behörden müssen ausreichend Geld für qualitative Familienplanung zur Verfügung stellen", fordert Sahraoui.

Amnesty International setzt sich mit der weltweiten Kampagne "My Body, My Rights" für die sexuellen und reproduktiven Rechte ein. Das Ziel ist es, die Kontrolle und Kriminalisierung von Sexualität und Reproduktion durch Regierungen zu stoppen.


Unterstützen Sie unsere Kampagne "My Body, My Rights" und fordern Sie sexuelle und reproduktive Rechte für alle ein!
https://www.amnesty.de/2014/11/19/mein-koerper-meine-rechte

Lesen Sie mehr im Bericht "You Shall Procreate: Attacks on women's sexual and reproductive rights in Iran"
https://www.amnesty.org/en/documents/MDE13/1111/2015/en/

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Quelle:
ai-Mitteilung vom 11. März 2015
http://www.amnesty.de/2015/3/12/iran-gesetzentwuerfe-reduzieren-frauen-auf-gebaermaschinen?destination=node%2F2817
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2015

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