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AKTION/874: Urgent Action - Mexiko - Migrantenherberge bedroht


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-016/2011-3, AI-Index: AMR 41/088/2011, Datum: 13. Dezember 2011 - ns

Mexiko
Migrantenherberge bedroht

Weitere Informationen zu UA-016/2011 (AMR 41/003/2011, 1.02. 2011; AMR 41/051/2011, 15.08.2011 und AMR 41/064/2011, 17.10.2011)



MIGRANTiNNEN und MITARBEITERiNNEN der Migrantenherberge San Juan Diego

Angestellte, ehrenamtliche MitarbeiterInnen sowie MigrantInnen der Migrantenherberge San Juan Diego in Lechería im mexikanischen Bundesstaat México sind in Gefahr. BewohnerInnen der örtlichen Gemeinde haben vor der Herberge protestiert und ihre Schließung gefordert. Dies ist nur ein Beispiel für die systematische Einschüchterung und Schikanierung gegenüber dem Personal und den in der Herberge lebenden MigrantInnen.

Rund 80 BewohnerInnen der Gemeinde Lechería im Bundesstaat México waren am 11. Dezember zusammengekommen, um die Schließung der Migrantenherberge San Juan Diego zu fordern. Sie protestierten, da die Herberge ihrer Ansicht nach Probleme in der Nachbarschaft verursacht und Drogen- oder Menschenschmuggler anlockt. Über eine Stunde versperrten die AnwohnerInnen die Hauptstraße, die zur Herberge führt. Einige der GemeindebewohnerInnen rissen vier provisorische Hütten ab, die die MigrantInnen sich entlang der Bahngleise und einige Meter entfernt von der Herberge gebaut hatten, und brannten das persönliche Habe mehrerer MigrantInnen nieder. Laut dem Personal der Herberge, versuchten einige Protestierende sie zu schlagen und beleidigten sie.

Am 13. August hatte sich bereits eine Gruppe bestehend aus über 30 BewohnerInnen der Gemeinde Lechería vor der Migrantenerberge San Juan Diego versammelt, um deren Schließung zu fordern. Sie hatten gedroht, die Herberge niederzubrennen, sie zu stürmen und die MigrantInnen selbst zu vertreiben, sollte die Schließung nicht erfolgen. Sprechgesänge mit der Aufforderung "weg mit der Migrantenherberge" waren zu hören gewesen und die protestierenden AnwohnerInnen waren über sechs Stunden vor der Herberge geblieben. Bislang haben die Behörden keinerlei angemessene Schutzmaßnahmen ergriffen oder die AnwohnerInnen der Gemeinde über die Arbeit der Herberge informiert, die darin besteht, humanitäre Hilfe für die MigrantInnen zu leisten.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Jedes Jahr versuchen hunderttausende Menschen ohne Visum aus mittel- und südamerikanischen Ländern über Mexiko in die USA zu gelangen. Viele von ihnen werden von den mexikanischen Einwanderungsbehörden inhaftiert und in ihre Heimatländer zurückgeführt. Eine Delegation von Amnesty International hat Mexiko kürzlich bereist, um Berichte über Menschenrechtsverletzungen an dieser Personengruppe zu prüfen. Bei dem Besuch fand Amnesty International heraus, dass viele MigrantInnen von Banden verschleppt werden und dies manchmal in Mittäterschaft mit lokalen BehördenvertreterInnen geschieht. Die Straflosigkeit bei Menschenrechtsverletzungen an den in besonderem Maße rechtlosen MigrantInnen haben zu einem Anstieg dieser Verbrechen geführt, obwohl sich die Regierung verpflichtet hat, die Rechte von MigrantInnen zu schützen.

Die Verteidigung der Menschenrechte kann in Mexiko eine gefährliche Tätigkeit sein. Zahlreiche AktivistInnen haben in den vergangenen Jahren Morddrohungen erhalten, sind eingeschüchtert und schikaniert worden. MenschenrechtsverteidigerInnen, insbesondere Priester und nicht konfessionelle UnterstützerInnen vor Ort, die mit Hilfe eines Netzes von Migrantenherbergen humanitäre Hilfe leisten, bilden das Rückgrat der Unterstützung für MigrantInnen. Die MenschenrechtlerInnen spielen auch eine zentrale Rolle bei der Anzeige von Menschenrechtsverletzungen durch staatliche Vertreterinnen sowie durch Gruppen und Einzelpersonen. Wer sich für die Rechte von MigrantInnen einsetzt, wird häufig selbst zur Zielscheibe. Einige von ihnen haben Morddrohungen erhalten, und in manchen Fällen sind die Herbergen angegriffen worden. Gegen andere werden Hetzkampagnen durchgeführt und man droht ihnen, gegen sie Anklagen wegen Menschenhandels zu konstruieren.

Die schwierige Situation der zentralamerikanischen MigrantInnen auf ihrem Weg durch Mexiko dokumentiert Amnesty International in dem Film "The Invisibles". Auf www.youtube.com/invisiblesfilms kann man sich an der Aktion beteiligen und den Film anschauen.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE, E-MAILS UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Nach den jüngsten Ereignissen bin ich sehr besorgt um die Sicherheit der Angestellten, ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sowie MigrantInnen, die sich in der Herberge San Juan Diego in Lechería aufhalten.

- Ich möchte Sie bitten, in Absprache mit den Betroffenen umgehend Maßnahmen zum Schutz der Angestellten, ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und BewohnerInnen der Migrantenherberge San Juan Diego zu ergreifen.

- Ich fordere Sie eindringlich auf, die Sicherheitslage in Lechería zu verbessern und sicherzustellen, dass sowohl die AnwohnerInnen von Lechería als auch die MigrantInnen der Herberge in Sicherheit sind.


APPELLE AN

INNENMINISTER
Dr. Alejandro Poiré Romero
Secretaría de Gobernación
Bucareli 99, 1er. piso
Col. Juárez, Delegación Cuauhtémoc
México D.F., C.P.06600
MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Minister / Estimado Señor Secretario / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 52) 55 5093 3414
E-Mail: secretario@segob.gob.mx

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES MÉXICO
Eruviel Avila Villegas
Lerdo Poniente Numero 300
Primer Piso, Puerta 216
Palacio Del Poder Ejecutivo
Colonia Centro, CP 50000
Toluca, Estado de México
MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Governor / Estimado Gobernador / Sehr geehrter Gouverneur)
Fax: (00 52) 722 276 0046
E-Mail: cnm@gem.gob.mx


KOPIEN AN

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
S.E. Herrn Francisco N. González Díaz
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 24. Januar 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Express concern for the safety of staff, volunteers and migrants at the San Juan Diego shelter in Lecheria after the protest.

- Call for immediate protection measures to be implemented in accordance with the wishes of staff and others at risk at the shelter.

- Call for the authorities to increase security in Lecheria to ensure the safety of both the residents of Lecheria and the migrants staying at the shelter.


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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-016/2011-3, AI-Index: AMR 41/088/2011, Datum: 13. Dezember 2011 - ns
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Heerstr. 178, 53111 Bonn
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2011