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AKTION/754: Urgent Action - Kolumbien - Gewerkschaften bedroht


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-126/2010-2, AI-Index: AMR 23/026/2011, Datum: 26. August 2011 - mf

Kolumbien
Gewerkschaften bedroht

Weitere Informationen zu UA-126/2010 (AMR 23/021/2010, 2. Juni 2010 und AMR 23/039/2010, 22. Dezember 2010)


Frau MARTHA GIRALDO, Mitglied des Verbands MOVICE
Herr WALTER AGREDO MUÑOZ, Mitglied des Komitees für politische Gefangene CSPP

Die paramilitärische Gruppe Aguilas Negras Nueva Generación hat Mitglieder mehrerer kolumbianischer Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschafter in Valle del Cauca in Westkolumbien mit dem Tod bedroht.

Am 23. August erhielten Walter Agredo Muñoz, Mitglied des Komitees für politische Gefangene (Comité de Solidaridad con los Presos Políticos - CSPP), und Martha Giraldo, Mitglied der Regionalgruppe Valle del Cauca der Nationalen Bewegung für Opfer von staatlichen Verbrechen (Movimiento Nacional de Víctimas de Crímenes de Estado - MOVICE), die gleichen Textnachrichten mit Drohungen gegen einige Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften. Die Drohung lautete: "Ihr werdet sterben, ihr verkappten FARC-Kommunisten!". Die Initialen FARC stehen für die Guerilla-Bewegung Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (Revolutionäre Bewegung Kolumbiens). In der Nachricht waren auch mehrere Nichtregierungsorganisationen aufgelistet, z.B. die Vereinigung für Sozialforschung und soziales Handeln (Asociación de Investigación y la Acción Social - NOMADESC), die Vereinigung für integrale soziale Entwicklung (Asociación para el desarrollo social integral - ECATE), eine Vereinigung von Schwarzen (Proceso de Comunidades Negras - PCN) sowie MOVICE, CSPP und die Gewerkschaften Central Unitaria de Trabajadores (CUT) und Sindicato de Trabajadores y Empleados Universitarios de Colombia (SINTRAUNICOL). In der Nachricht drohten die Aguilas Negras Nueva Generación damit, Mitglieder der Organisation in den nächsten drei Tagen zu töten, und bezeichneten sie abwertend als "indigene Hunde" (Morirán los comunistas disimulados de farc Nomadesc, CUT, Ecate, Sintraunicol, PCN, Indios perros, movice, Presos políticos. ‘guilas negras nueva generación tres días en alianza para exterminarlos). Es handelt sich hier um den jüngsten Zwischenfall in einer Reihe von Todesdrohungen von Paramilitärs gegen Mitglider von Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen der Region.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

In den Departements Valle del Cauca und Cauca sind bereits zahlreiche MenschenrechtsverteidigerInnen und GewerkschafterInnen bedroht und getötet worden. Im vergangenen Jahr haben paramilitärische Gruppen wie die Aguilas Negras Nueva Generación gehäuft Drohungen gegen MenschenrechtsverteidigerInnen sowie indigene und afro-kolumbianische Gemeinschaften ausgesprochen.

Im Dezember 2010 erhielten Martha Lucía Giraldo von MOVICE, Cristina Castro von CSPP, Berenice Celeyta, Direktorin von NOMADESC, und Ayda Quilcué, eine ehemalige Leiterin des Indigenenrates von Cauca (Concejo Regional Indígena del Cauca - CRIC) Textnachrichten von den Aguilas Negras Nueva Generación, in denen die beiden Frauen sowie MenschenrechtsverteidigerInnen, GewerkschafterInnen und IndigenensprecherInnen bezichtigt wurden, GuerillakämpferInnen zu sein. Die EmpfängerInnen der Nachricht wurden mit dem Tod bedroht. In dem lang andauernden bewaffneten Konflikt in Kolumbien bezeichnen Sicherheitskräfte und Paramilitärs Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften häufig als KollaborateurInnen oder UnterstützerInnen der Guerilla und drohen ihnen mit dem Tod. Auch Guerillagruppen haben bereits MenschenrechtsverteidigerInnen und GewerkschafterInnen, die sie als Verbündete der gegnerischen Seite verdächtigten, getötet. 2003 wurde in Kolumbien ein von der Regierung finanziertes Programm zur Demobilisierung der paramili-tärischen Gruppen ins Leben gerufen. Die Drohungen gegen Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften in Valle del Cauca, Cauca, Nariño und anderen Teilen des Landes zeigen jedoch, dass diese Gruppen immer noch aktiv sind. Zahlreiche Tötungen und Drohungen der vergangenen Jahre gegen Angehörige indigener und afro-kolumbianischer Gemeinden im Südwesten von Kolumbien gehen aber auch auf das Konto von Guerillagruppen.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Ich fordere Sie auf, eine vollständige und unparteiische Untersuchung der Todesdrohungen gegen Mitglieder der Organisationen MOVICE, NOMADESC, FCSPP, CRIC und der Gewerkschaften CUT und SINTRAUNICOL in den Departements Cauca und Valle del Cauca anzuordnen, die Ergebnisse zu veröffentlichen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

- Ich appelliere an Sie, in Abstimmung mit den Betroffenen für deren Schutz zu sorgen. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie daran erinnern, dass Sie gemäß der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern von 1998 eine Verpflichtung zur Verbesserung der Situation von MenschenrechtsverteidigerInnen haben.

- Ergreifen Sie umgehend Maßnahmen zur Auflösung der paramilitärischen Gruppen, wie dies in den Selbstverpflichtungen Ihrer Regierung und den Empfehlungen der UN und anderer zwischenstaatlicher Organisationen vorgesehen ist.


APPELLE AN

PRÄSIDENT
Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño, Carrera 8 No. 7-26,
Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear President Santos/ Excmo. Sr. Presidente/ Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (0057) 1 596 0631

INNENMINISTER
Germán Vargas Lleras
Ministerio Del Interior
Carrera 9a. No. 14-10,
Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear Minister Vargas/ Estimado Sr. Ministro Vargas / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (0057) 1 599 8961

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Rodrigo Rivera Salazar
Ministerio de Defensa
Carrera 54, no. 26-29
Centro Administrativo Nacional
Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear Minister Rivera/ Estimado Sr. Ministro Rivera / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (0057) 1 266 1003


KOPIEN AN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
I. E. Frau Dr. Maria Dora Victoriana Mejía Marulanda
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 7. Oktober 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Call on the authorities to order a full and impartial investigation into the death threats against members of NOMADESC, ECATE, PCN, MOVICE and CSPP, the trade unions CUT and SINTRAUNICOL, as well as Indigenous Peoples working in the departments of Cauca and Valle del Cauca; publish the results and bring those responsible to justice.

- Demand that they provide protection for those threatened, as agreed with those in danger.

- Remind the authorities to fulfil their obligations regarding the situation of human rights defenders, as laid out in the 1998 UN Declaration on Human Rights Defenders.

- Urge the authorities to take immediate action to dismantle paramilitary groups, in line with stated government commitments and recommendations made by the UN and other intergovernmental organizations.


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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-126/2010-2, AI-Index: AMR 23/026/2011, Datum: 26. August 2011 - mf
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306
Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2011