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AKTION/669: Urgent Action - Guatemala - Indigener bei Landrechtsstreit getötet


ai - URGENT ACTION
UA-Nr.: UA-157/2011, AI-Index: AMR 34/005/2011, Datum: 1. Juni 2011 - pn

Guatemala
Indigener bei Landrechtsstreit getötet


Getötet:
Herr OSCAR REYES

Verletzt:
Herr MIGUEL CHOC CUCUL
Herr MARCELINO ICAL CUB
Herr ARNOLDO CAAL RAX

weitere Mitglieder der indigenen Gemeinschaft der Q'eqchi

Am 21. Mai wurde der indigene Landwirt Oscar Reyes bei der Feldarbeit im Tal Valle del Polochic in der Stadt Panzos im Nordosten Guatemalas getötet. Drei weitere Bauern wurden dabei verletzt. Im März hatte man indigene Gemeinschaften von ihrem Land vertrieben, da eine ortsansässige Firma ebenfalls Anspruch darauf erhebt. Mitglieder der indigenen Gemeinschaft befindet sich in großer Gefahr, erneut angegriffen zu werden, da sie dort weiterhin Landwirtschaft betreiben.

Am Morgen des 21. Mai 2011 bewirtschafteten 35 bis 40 Mitglieder der ortsansässigen indigenen Gemeinschaft der Q'eqchi Ackerland, das ihnen eigenen Angaben nach von der Firma Actela R.L. Cooperative im Dorf Samilha-Canlún I in der Stadt Panzos übereignet wurde. Gegen 9:45 Uhr bemerkten sie drei Traktoren der Chabil Utzaj Zuckerfabrik, welche ebenfalls Ansprüche auf das Land erhebt. Die Mitglieder der indigenen Gemeinde näherten sich den Traktoren und trafen dort 18 von der Zuckerfabrik beauftragte Sicherheitskräfte und ihren Leiter an. Als die Bauern die Männer fragten, was sie dort machten, sollen diese ihnen geantwortet haben, sie grüben ein Loch, um die Bauern darin zu begraben.

Im Anschluss an diesen Wortwechsel soll der Wachmann, der die privaten Sicherheitskräfte anführte, den Befehl gegeben haben, auf die Bauern zu schießen. Dem Landwirt Oscar Reyes wurde aus nächster Entfernung in den Bauch geschossen. Weitere Kugeln verletzten die Oberschenkelvene seines Beines, sodass er daran verblutete. Miguel Choc Cucul, Marcelino Ical Cub und Arnoldo Caal Rax erlitten ebenfalls Schussverletzungen.

Mitglieder der Gemeinschaft der Q'eqchi geben an, das umstrittene Stück Land bereits über einen langen Zeitraum zu bewirtschaften. Ein zuständiger Richter hatte jedoch im Februar diesen Jahres einen Räumungsbeschluss erlassen, woraufhin 12 Gemeinschaften zwischen dem 15. und dem 19. März 2011 vertrieben wurden. Den Mitgliedern der Gemeinde wurden keine alternativen Unterkünfte zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus nahm man bei den Zwangsräumungen die Verletzung anderer Menschenrechte der Indigenen billigend in Kauf, vor allem was das Recht auf Nahrung anbelangt. Mitglieder der indigenen Gemeinde im Valle del Polochic sind weiteren Angriffen ausgesetzt, da sie das umstrittene Stück Land weiterhin bebauen und abernten, um ihr Überleben zu sichern.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN (AUF ENGLISCH)

Guatemala is a party to the International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights (ICESCR), and is therefore obliged to ensure that "evictions should not result in individuals being rendered homeless or vulnerable to the violation of other human rights". Under the same covenant, Guatemala is obliged to guarantee respect for "the right of everyone to an adequate standard of living for himself and his family, including adequate food". On 15 March 2011, the police and the army forcibly evicted a farm called Miralvalle, following a failed mediation effort between the community and the authorities, regarding the possibility of harvesting some crops before leaving. According to some reports, the police and the army used teargas to carry out the eviction. Antonio Beb Ac, a member of the evicted community, was killed during the eviction and two people allegedly suffered from health complications because of teargas. On the same day, the authorities evicted a farm called Agua Caliente. On 16 March, the police and the army evicted a farm called Quinich and there are reports that the houses were set on fire. On 17 March, six further farms were evicted: Río Frío, Bellaflor, Ocho de Agosto, Los Recuerdos, Paraná, Santa Rosita. According to civil society reports, the Bellaflor and Ocho de Agosto communities were mistakenly evicted. On 18 March three further farms were evicted: El Sauce, Las Tinajas and Semau.The law that regulates private security services (Ley que regula los servicios de seguridad privada) was passed in December 2010 and came into force three months later. It states that it is the responsibility of the state to regulate security services provided by private companies, the functioning of which must be in harmony with the Peace Accords and the broader concerns of public and citizen security.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Ich bitte Sie eindringlich, den Angehörigen der indigenen Gemeinde im Valle del Polochic in Absprache mit ihnen Schutz zu gewähren.

- Ich fordere Sie höflich dazu auf sicherzustellen, dass alle, die von Zwangsräumung betroffen sind, einen angemessenen Zugang zu Nahrung, Kleidung und Unterkünften haben. Es dürfen darüber hinaus keine Räumungen stattfinden, ohne dass die gesetzlichen Vorschriften eingehalten, eine vorherige Benachrichtigung und Absprache sowie der Zugang zu geeigneten alternativen Unterkünften beachtet werden.

- Bitte leiten Sie umgehend eine unabhängige und vollständige Untersuchung zum Tod von Oscar Reyes und die Verletzungen von Miguel Choc Cucul, Marcelino Ical Cub und Arnoldo Caal Rax in die Wege, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

- Ich fordere Sie weiterhin dazu auf, das Gesetz zu beachten, das die Kompetenzen privater Sicherheitsunternehmen definiert.


APPELLE AN

INNENMINISTER
Lic. Carlos Menocal
Ministro de Gobernación
6a Avenida 13-71, Zona 1
Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
(korrekte Anrede: Dear Minister/Estimado Sr. Ministro / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 502) 2413 8658

VERTRETER DES LANDWIRTSCHATFSMINISTERIUMS
Lic. Sergio Iván Contreras de León,
Secretaría de Asuntos Agrarios,
Presidencia de la República, 5ta Avenida 8 - 50 Zona 9, Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
(korrekte Anrede: Estimado Sr. Secretario
Fax: (00 502) 2312 1205


KOPIEN AN

NATIONALE NGO FÜR INDIGENE GEMEINSCHAFTEN
Coordinadora Nacional Indígena y Campesina (CONIC),
6a Calle 0 - 40 Zona 1,
Apartado Postal 7B,
Sucursal El Trébol,
Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
Fax (00 502) 2251 1562

BOTSCHAFT DER REPUBLIK GUATEMALA
S.E. Herrn Carlos Jiménez Licola
Joachim-Karnatz-Allee 45-47, 2. OG
10557 Berlin
Fax: 030-2064 3659
E-Mail: embaguate.alemania@t-online.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 13. Juli 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Urging that the authorities provide protection for all community members in the Valle del Polochic, in strict accordance with their wishes.

- Demanding that the authorities take the necessary steps to guarantee that people who have been forcibly evicted have access to adequate food, clothing and housing, and that no evictions take place without due process, adequate notice, consultation and without ensuring access to adequate alternative accommodation.

- Urging the authorities to carry out an impartial and thorough investigation into the death of Oscar Reyes and the injuries suffered by Miguel Choc Cucul, Marcelino Ical Cub and Arnoldo Caal Rax, with the results made public and those responsible brought to justice.

- Urging the authorities to ensure that they adhere to the law that regulates private security companies.


*


Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr.: UA-157/2011, AI-Index: AMR 34/005/2011, Datum: 1. Juni 2011 - pn
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306
Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2011