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AKTION/589: Briefe gegen das Vergessen, Februar/März 2011


amnesty journal 02/03/2010 - Das Magazin für die Menschenrechte

Briefe gegen das Vergessen - Aktion der Monate Februar/März 2011


- Algerien - Malik Medjnoun
- Israel und besetzte palästinensische Gebiete - Drohende Zwangsräumung in den Dörfern Hadidiya und Humsa
- Nigeria - Emmanuel Egbo


Tag für Tag werden Menschen gefoltert, wegen ihrer Ansichten, Hautfarbe oder Herkunft inhaftiert, ermordet, verschleppt oder man lässt sie "verschwinden". AMNESTY INTERNATIONAL veröffentlicht regelmäßig an dieser Stelle drei Einzelschicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden.

Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

Sollten Sie eine Antwort auf Ihr Appellschreiben erhalten, schicken Sie bitte eine Kopie an AMNESTY INTERNATIONAL.

AMNESTY INTERNATIONAL
Postfach, 53108 Bonn
Tel.: 0228/98 37 30, Fax: 0228/63 00 36
E-mail: info@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft (BfS) Köln,
Kto.-Nr.: 8090100, BLZ: 370 205 00
oder Postbank Köln,
Kto.-Nr.: 22 40 46-502, BLZ 370 100 50


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ALGERIEN

Malik Medjnoun

Malik Medjnoun befindet sich seit 1999 in Haft, ohne dass bislang ein Prozess stattgefunden hat. Er war am 28. September 1999 mit der Begründung festgenommen worden, den Sänger Lounes Matoub getötet zu haben. Seit Aufnahme des Verfahrens im Mai 2001 wurde Malik Medjnouns Prozess bis heute immer wieder verschoben. Nach seiner Festnahme wurde er über sieben Monate lang ohne Kontakt zur Außenwelt in einer Kaserne in Algier in Haft gehalten. Er gab an, dass er dort mit dem Griff einer Spitzhacke geschlagen, mit Elektroschocks gequält und gezwungen worden sei, schmutziges Wasser und andere Flüssigkeiten zu trinken. Er war schließlich so geschwächt, dass er nicht mehr aufstehen konnte, und wurde in das Militärkrankenhaus in Blida südlich von Algier gebracht. Im März 2000 wurde Malik Medjnoun zweimal vor Gericht angehört. An keinem dieser Termine hatte er einen Rechtsbeistand. Zwei Monate später teilte man ihm mit, er sei wegen "Zugehörigkeit zu einer bewaffneten terroristischen Gruppierung" und wegen Mordes an Lounes Matoub angeklagt. Dieser Anklage war die Aussage eines anderen Mannes vorausgegangen, der sein "Geständnis" später aber wieder zurückzog und angab, er hätte es unter Folter abgelegt. Malik Medjnoun befindet sich derzeit im Gefängnis von Tizi Ouzou. Die Umstände des Mordes an Lounes Matoub sind bislang ungeklärt, sein Tod wurde nie ordnungsgemäß untersucht.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den algerischen Präsidenten und fordern Sie die Freilassung von Malik Medjnoun, da die Behörden ihn über zehn Jahre lang nicht vor Gericht gestellt haben. Bitten Sie den Präsidenten, eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Foltervorwürfe von Malik Medjnoun zu veranlassen und sicherzustellen, dass der Mord an Lounes Matoub aufgeklärt wird.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:
His Excellency Abdelaziz Bouteflika
President of Algeria
Présidence de la République
El Mouradia
16000 Algiers
ALGERIEN
(korrekte Anrede: Your Excellency)
E-Mail: President@el-mouradia.dz
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Demokratischen Volksrepublik Algerien
S.E. Herr Madjid Bouguerra
Görschstraße 45 -46, 13187 Berlin
Telefax: 030-4809 8716
E-Mail: info@algerische-botschaft.de


ISRAEL UND BESETZTE PALÄSTINENSISCHE GEBIETE

Drohende Zwangsräumung in den Dörfern Hadidiya und Humsa

Die Bewohner der Dörfer Hadidiya und Humsa im Jordantal im Westjordanland sind dauerhaft von rechtswidriger Zwangsräumung durch die israelische Armee bedroht. Ihre Häuser könnten zerstört und ihre Existenzgrundlage vernichtet werden. Bereits jetzt ist ihr Zugang zu Wasser stark eingeschränkt, da die örtliche Wasserversorgung nur für die israelischen Siedlungen vorgesehen ist. Seit 2007 sind mehrfach Häuser und andere Einrichtungen in Hadidiya und Humsa zerstört worden. Im August 2007 wurden die Wohnungen von 40 Familien abgerissen. Im Juni 2009 zerstörte die Armee Häuser und andere Einrichtungen von 18 Familien. Außerdem wurden ihr Wassertank und ein Traktor samt Anhänger, der zum Wasserholen benutzt worden war, beschlagnahmt. Die Lebensbedingungen in Hadidiya und Humsa sind hart. Früher lebten die palästinensischen Gemeinschaften hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht. Heute sind sie bedroht, weil ihnen Wasser und Land fehlen, um ihre Herden grasen zu lassen. Nach Auffassung der israelischen Behörden haben die Bewohner von Hadidiya und Humsa kein Recht, in der Region zu leben, da es sich um "militärisches Sperrgebiet" handle. Die Dorfbewohner dürfen demnach weder Häuser bauen noch Zelte aufschlagen. Die israelische Armee betrachtet beides als "illegal". Die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit für die Vorgänge in der Region hat in den vergangenen Jahren nachgelassen. Weitere und dauerhafte Aktionen sind entscheidend.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den israelischen Verteidigungsminister, in denen Sie ihn auffordern, ein Räumungs- und Abrissmoratorium für Hadidiya und Humsa zu erlassen, und sicherzustellen, dass beschlagnahmtes Eigentum zurückgegeben wird. Fordern Sie den Abbau diskriminierender Hindernisse beim Zugang zu Wasser, Strom und anderen grundlegenden Gütern.

Schreiben Sie in gutem Hebräisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Ehud Barak
Minister of Defence
Ministry of Defence
37 Kaplan Street, Hakirya
Tel Aviv 61909
ISRAEL
(korrekte Anrede: Dear Minister)
Fax: 00972-3-6916940 oder 00972-3-6962757
E-Mail: minister@mod.gov.il
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft des Staates Israel
S.E. Herrn Yoram Ben Zeev
Auguste-Viktoria-Straße 74-76, 14193 Berlin
Fax: 030-89045555
E-Mail: botschaft@israel.de


NIGERlA

Emmanuel Egbo

Am 25. September 2008 spielte der 15-jährige Emmanuel Egbo auf einer Straße in der nigerianischen Stadt Enugu, als er von der Polizei erschossen wurde. Die Polizei behauptete, er sei ein bewaffneter Räuber gewesen. Augenzeugen berichteten jedoch, dass er unbewaffnet gewesen sei und mit anderen Kindern gespielt habe. Emmanuels Familie konnte ihn nicht beerdigen, weil sein Leichnam aus der Leichenhalle des Krankenhauses verschwand.

Zunächst wurden keine Ermittlungen eingeleitet. Emmanuels Angehörige suchten mehrmals die Polizeistation in Enugu auf und forderten eine Untersuchung seines Todes. Zwischen Oktober 2008 und Mai 2009 traf sich die Familie mehrfach mit der Polizei von Enugu. Nach einigen Gesprächen erfuhr sie, dass der für die Untersuchung zuständige Polizeibeamte versetzt worden war. "Der Polizist sagte uns, der Junge sei ein bewaffneter Räuber gewesen und der Fall sei abgeschlossen. Von diesen Entwicklungen zu erfahren, war ein Albtraum für uns", erklärte ein Angehöriger von Emmanuel. Im September 2009 wurde Emmanuels Familie darüber informiert, dass der Polizist, der verdächtigt wurde, Emmanuel getötet zu haben, inhaftiert worden sei. Doch die Leiche von Emmanuel wurde noch immer nicht gefunden. Auch ist bisher niemand im Zusammenhang mit seinem Tod strafrechtlich zur Verantwortung gezogen worden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Polizeichef und fordern Sie eine umgehende, umfassende und unparteiische Untersuchung des Todes von Emmanuel Egbo am 25. September 2008. Bitten Sie ihn, den Fall neu aufzurollen, alle Augenzeugen zu befragen und die für den Tod des Jungen Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Fordern Sie, dass Emmanuels Leiche seiner Familie übergeben wird oder die Familie zumindest darüber informiert wird, wo er beerdigt ist.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
Hafiz Ringim
Inspector General of Police
Nigeria Police Force Headquarters
Louis Edet House
Shehu Shagari Way
Area 11 Garki, Abuja
NIGERIA
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Bundesrepublik Nigeria
S.E. Herrn Ayodeji Lawrence Ayodele
Neue Jakobstraße 4, 10179 Berlin
Fax: 030-212302 12
E-Mail: info@nigeriaembassygermany.org


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Quelle:
amnesty journal, Februar/März 2011, S. 76-77
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Redaktionsanschrift: Amnesty International, Redaktion amnesty journal,
Postfach 58 01 61, 10411 Berlin, E-Mail: ai-journal@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. März 2011