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AKTION/458: Briefe gegen das Vergessen, Oktober/November 2009


amnesty journal 10/11/2009 - Das Magazin für die Menschenrechte

Briefe gegen das Vergessen - Aktion der Monate Oktober und November 2009

Nicaragua - Ana María Pizarro, Juanita Jiménez, Lorna Norori, Luisa Molina Arguello, Marta María Blandón, Martha Munguía, Mayra Sirias, Violeta Delgado und Yamileth Mejía
Griechenland - Konstantina Kuneva
Nepal - Rita Mahato

Tag für Tag werden Menschen gefoltert, wegen ihrer Ansichten, Hautfarbe oder Herkunft inhaftiert, ermordet, verschleppt oder man lässt sie "verschwinden". AMNESTY INTERNATIONAL veröffentlicht regelmäßig an dieser Stelle drei Einzelschicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden.

Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

Sollten Sie eine Antwort auf Ihr Appellschreiben erhalten, schicken Sie bitte eine Kopie an AMNESTY INTERNATIONAL.

AMNESTY INTERNATIONAL
Postfach, 53108 Bonn
Tel.: 0228/98 37 30, Fax: 0228/63 00 36
E-mail: Info@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft (BfS) Köln,
Kto.-Nr.: 8090100, BLZ: 370 205 00
oder Postbank Köln,
Kto.-Nr.: 22 40 46-502, BLZ 370 100 50


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NICARAGUA

Ana María Pizarro, Juanita Jiménez, Lorna Norori, Luisa Molina Arguello, Marta María Blandón, Martha Munguía, Mayra Sirias, Violeta Delgado und Yamileth Mejía

Die neun Frauen sind bekannte nicaraguanische Menschenrechtsverteidigerinnen, die in verschiedenen Nichtregierungsorganisationen aktiv sind. Im Oktober 2007 erstattete eine andere Menschenrechtsorganisation, die von der Kirche in Nicaragua unterstützte "Asociación Nicaragüense Pro Derechos Humanos" (ANPDH), Anzeige. Sie richtet sich gegen das Engagement der Frauen im Fall eines neunjährigen Mädchens, das nach einer Vergewaltigung im Jahr 2003 einen legalen Schwangerschaftsabbruch hatte. Die Anzeige ist bereits seit zwei Jahren anhängig, und es gibt keine Informationen, wie weiter damit verfahren wird. Amnesty fürchtet, dass die Frauen nur deswegen angezeigt wurden, weil sie sich dafür einsetzen, dass die reproduktiven Rechte und die Gesundheit der Frauen und Mädchen geschützt werden; dazu zählt auch der therapeutische Schwangerschaftsabbruch.

Die Organisationen, denen die Frauen angehören, setzten sich gegen die seit 2006 eingeleiteten Gesetzesreformen ein, die jegliche Form von Abtreibung kriminalisieren. Infolgedessen werden Frauen und Mädchen, deren Leben oder Gesundheit durch eine Schwangerschaft gefährdet ist oder die durch Vergewaltigung oder Inzest schwanger wurden, dazu gezwungen, das Kind auszutragen. Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch von medizinischem Fachpersonal vornehmen lassen wollen, drohen Gefängnisstrafen. Ärzte riskieren ihrerseits Sanktionen, wenn sie die notwendige medizinische Behandlung durchführen, um das Leben der Schwangeren zu retten oder dauerhafte Gesundheitsschäden zu vermeiden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Generalstaatsanwalt von Nicaragua, Dr. Julio Centeno Gómez, in denen Sie ihn auffordern, den Stand des Verfahrens gegen die neun Menschenrechtlerinnen bekanntzugeben und ihre rechtliche Situation zu klären. Dringen Sie darauf, dass die Behörden sicherstellen, dass die neun Frauen ihre Arbeit fortsetzen können, ohne durch das Gesetz eingeschüchtert zu werden.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch, oder auf Deutsch an:
Generalstaatsanwalt Dr. Julio Centeno Gómez
Fiscal General de la República de Nicaragua
Ministerio Público
Km 4, Carretera Masaya
Contiguo al Bancentro
Managua, NICARAGUA
(korrekte Anrede: Estimado Fiscal General / Dear Attorney General)
Fax: 005 05 - 22 55 68 32
Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 1,70

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Nicaragua
Frau Karla Luzette Beteta Brenes
(Geschäftsträgerin a.i. Gesandte - Botschaftsrätin)
Joachim-Karnatz-Allee 45, 2. OG, 10557 Berlin
Fax: 030 - 22 48 78 91
E-Mail: embajada.berlin@embanic.de
oder karla.beteta@embanic.de


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GRIECHENLAND

Konstantina Kuneva

Die Arbeitsmigrantin und Gewerkschafterin Konstantina Kuneva aus Bulgarien wurde am 22. Dezember 2008 schwer verletzt, als ein Mann ihr Schwefelsäure ins Gesicht schüttete. Nach dem Säureanschlag, der sich in Athen ereignet hatte, lag Konstantina Kuneva mehrere Tage im Koma. Sie ist seitdem auf einem Auge blind, auf dem anderen ist die Sehkraft eingeschränkt. Bei dem Angriff wurden außerdem ihre Stimmbänder und ihre Luftröhre schwer verletzt. Sie benötigt mehrere Operationen.

Konstantina Kuneva ist von Beruf Historikerin und war 2001 nach Griechenland gegangen, um dort Geld für die medizinische Behandlung ihres Sohnes zu verdienen. Während ihrer Arbeit als Reinigungskraft hatte sie damit begonnen, sich für die Arbeitsrechte der Reinigungskräfte einzusetzen, und wurde schließlich Generalsekretärin der griechischen Gewerkschaft der Reinigungskräfte in Attika. Sie kritisierte die bis zu fünfmonatigen Verspätungen bei der Zahlung der Gehälter und die fehlenden Sozialbeiträge für Angestellte. Viele dieser Angestellten sind wie sie ArbeitsmigrantInnen. Ihr Einsatz als Gewerkschaftsaktivistin hatte zur Folge, dass ihr Arbeitgeber ihr ungünstige Arbeitszeiten zuteilte. Darüberhinaus übte man Druck auf sie aus, um sie zur Kündigung zu bewegen, und sie erhielt anonyme Drohanrufe.

Die Polizei nahm zwar Ermittlungen zu dem Säureangriff auf, Menschenrechtsgruppen kritisieren dabei jedoch die Fokussierung auf Konstantina Kunevas Privatleben ohne Berücksichtigung ihrer Gewerkschaftsaktivitäten. Ihre Anwälte befürchten außerdem, dass die Ermittlungen eingestellt werden und die bisher durchgeführten Untersuchungen fehlerhaft waren.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Justizminister, in denen Sie fordern, dass der zuständige Staatsanwalt den Fall nicht einstellt. Fordern Sie außerdem, dass der Staatsanwalt die Akte noch einmal dem Untersuchungsrichter vorlegt, damit weitere Ermittlungen angeordnet werden.

Schreiben Sie in gutem Griechisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Minister of Justice
Nikolaos Dendias
96, Mesogeion Avenue
11527 Athen
GRIECHENLAND
(korrekte Anrede: Dear Minister)
(Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 0,70)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Hellenischen Republik
S.E. Herrn Anastassios Kriekoukis
Jägerstraße 54/55, 10117 Berlin
Fax: 030 - 20 62 64 44
E-Mail: greekembassyberlin@t-online.de


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NEPAL

Rita Mahato

Rita Mahato, der Gesundheitsberaterin des "Women's Rehabilitation Centre" (WOREC) in der Siedlung Bastipur VDC im Bezirk Siraha in Nepal, wurde mehrfach angedroht, sie zu entführen, zu vergewaltigen und zu töten. Der Grund hierfür ist ihre Menschenrechtsarbeit bei WOREC, mit der sie Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, unterstützt.

Im Rahmen ihrer Arbeit für WOREC hat sie Fälle von Gewalt gegen Frauen dokumentiert. Sie meldet diese Vorfälle der Polizei, bringt Beweise bei, die zur Festnahme der Täter beitragen, und leistet den betroffenen Frauen rechtliche und medizinische Hilfe. Aufgrund ihrer Menschenrechtsarbeit ist sie wiederholt von Bewohnern der Gemeinde angegriffen worden.

Im Juni 2007 tauchten 60 bis 70 Männer beim WOREC-Büro auf und drohten, Rita Mahato und andere WOREC-Mitarbeiterinnen zu vergewaltigen und zu töten, falls sie das Dorf nicht binnen fünf Tagen verlassen sollten. Im selben Monat warfen etwa 20 Personen Ziegelsteine auf das WOREC-Büro und die Mitarbeiterinnen. Die Vorfälle wurden der Polizei gemeldet, und die Frauen forderten Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiterinnen. Bisher hat die Polizei jedoch keine Ermittlungen zu den Vorfällen eingeleitet. Rita Mahato erhält immer noch Drohungen und wird wegen ihrer Arbeit für WOREC in der Gemeinde diskriminiert. Trotz der Angst um ihr Leben führt sie die Arbeit zum Schutz der Menschenrechte von Frauen fort.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den nepalesischen Polizeipräsidenten, in denen Sie fordern, dass alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden, um die Sicherheit von MenschenrechtsverteidigerInnen wie Rita Mahato zu garantieren, damit diese ihre Tätigkeit ohne Angst vor Repressalien durchführen können. Fordern Sie außerdem die Erstellung eines Planes zur Umsetzung der UNO-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern in Nepal. Drängen Sie auf eine umfassende, sofortige und unparteiische Untersuchung der Drohungen gegen Rita Mahato und der Angriffe auf WOREC-Mitarbeiterinnen und das WOREC-Büro.

Schreiben Sie in gutem Nepali, Englisch oder auf Deutsch an:
Ramesh Chand Thakuri
Inspector General of Police
Police Headquarters
GPO Box 407
Naxal, Kathmandu
Nepal
(korrekte Anrede: Dear Inspector General)
Fax: 009 77 - 144 15 - 593 oder - 594
E-Mail: info@Nepalpolice.gov.np
(Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 1,70)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Nepal
S.E. Herrn Suresh Prasad Pradhan
Guerickestraße 27, 2. Etage, 10587 Berlin
Fax: 030 - 34 35 99 06
E-Mail: neberlin@t-online.de


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Quelle:
amnesty journal, Oktober/November 2009, S. 76-77
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Redaktionanschrift: Amnesty International, Redaktion amnesty journal,
Postfach 58 01 61, 10411 Berlin, E-Mail: ai-journal@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Oktober 2009