Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → AMNESTY INTERNATIONAL

AKTION/455: Briefe gegen das Vergessen, August/September 2009


amnesty journal 08/09/2009 - Das Magazin für die Menschenrechte

Briefe gegen das Vergessen - Aktion der Monate August/September 2009

- Pakistan - Atiq-Ur Rehman
- Äthiopien - Birtukan Mideksa
- Kolumbien - Mitglieder der Menschenrechtsorganisation Movice



Tag für Tag werden Menschen gefoltert, wegen ihrer Ansichten, Hautfarbe oder Herkunft inhaftiert, ermordet, verschleppt oder man lässt sie "verschwinden". AMNESTY INTERNATIONAL veröffentlicht regelmäßig an dieser Stelle drei Einzelschicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden.

Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

Sollten Sie eine Antwort auf Ihr Appellschreiben erhalten, schicken Sie bitte eine Kopie an AMNESTY INTERNATIONAL.

AMNESTY INTERNATIONAL
Postfach, 53108 Bonn
Tel.: 0228/98 37 30, Fax: 0228/63 00 36
E-mail: Info@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft (BfS) Köln,
Kto.-Nr.: 8090100, BLZ: 370 205 00
oder Postbank Köln,
Kto.-Nr.: 22 40 46-502, BLZ 370 100 50


*


PAKISTAN

Atiq-Ur Rehman

Am 25. Juni 2004 ging der Wissenschaftler Atiq-ur Rehman, der für die pakistanische Atomenergiekommission tätig ist, auf den Markt, um Essen für seine Hochzeitsgäste zu kaufen. Er wollte später an diesem Tag heiraten, kehrte aber nie nach Hause zurück. Laut Angaben der Polizei wird er vom Geheimdienst festgehalten.

Seit Pakistan sich Ende 2001 dem von den USA angeführten "Krieg gegen den Terror" anschloss, hat man Hunderte Personen, die terroristischer Aktivitäten verdächtigt werden, willkürlich festgenommen und hält sie in geheimen Hafteinrichtungen fest. Sie haben weder Zugang zu ihren Familien, noch zu rechtlicher Vertretung oder Gerichten. Sie genießen keinerlei rechtlichen Schutz und sind in Gefahr, gefoltert oder in anderer Weise misshandelt zu werden.

Als sich die Familienangehörigen von Atiq-ur Rehman an die Polizei wandten, teilte man ihnen mit, dass sie keine Beschwerde einreichen könnten. Stattdessen erklärte man ihn offiziell für vermisst. Die Polizei hat sein "Verschwinden" offenbar nicht untersucht. Mehrere Behördenvertreter haben sich mit Familienangehörigen getroffen, sie aber lediglich an andere Behörden weiterverwiesen. Vertreter der Armee rieten ihnen, sich still zu verhalten, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen und keine rechtlichen Schritte einzuleiten.

Im Juni 2006 reichte seine Familie beim zuständigen Gericht von Lahore schriftlich einen Haftprüfungsantrag ein. Während einer Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof gab der stellvertretende Staatsanwalt am 11. Mai 2007 an, dass Atiq-ur Rehman unauffindbar sei.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den pakistanischen Premierminister, in denen Sie ihn auffordern, der Familie von Atiq-ur Rehman seinen Aufenthaltsort mitzuteilen. Fordern Sie, dass Atiq-ur Rehman entweder unverzüglich freigelassen oder einer erkennbar strafbaren Handlung angeklagt wird und ein faires Gerichtsverfahren erhält.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
Prime Minister Gilani
Pakistan Secretariat
Constitution Avenue
Islamabad
PAKISTAN
(korrekte Anrede: Dear Prime Minister)
Fax: 0092 - 519 21 37 80
Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 1,70

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Islamischen Republik Pakistan
S.E. Herr Shahid Ahmad Kamal
Schaperstraße 29, 10719 Berlin
Fax: 030 - 21 24 42 10
E-Mail: mail@pakemb.de


*


ÄTHIOPIEN

Birtukan Mideksa

Birtukan Mideksa sitzt zurzeit in Einzelhaft. Sie verbüßt eine lebenslange Haftstrafe, nachdem eine Begnadigung von Mitte 2007 wieder aufgehoben wurde. Sie war für schuldig befunden worden, die Proteste der Opposition gegen das Wahlergebnis von 2005 zusammen mit anderen angeführt zu haben. Während dieser Demonstrationen kamen 187 Demonstrierende und mindestens sechs Polizisten ums Leben. Birtukan Mideksa wurde 2006 zusammen mit anderen führenden Oppositionellen und Menschenrechtlern verurteilt. Mitte 2007 unterzeichneten die meisten von ihnen, darunter auch Birtukan Mideksa, Entschuldigungsschreiben, woraufhin man sie begnadigte und freiließ. Die genauen Bedingungen ihrer Begnadigungen sind allerdings bis heute nicht bekannt.

Im November 2008 sprach Birtukan Mideksa auf einer öffentlichen Veranstaltung in Schweden über die Verhandlungen, die zu ihrer Freilassung geführt hatten, und auch über das Entschuldigungsschreiben, das sie unterzeichnet hatte. Nach ihrer Rückkehr nach Addis Abeba gab ihr die äthiopische Regierung drei Tage Zeit, das Gesagte zurückzunehmen. Als sie sich weigerte, wurde sie am 28. Dezember erneut festgenommen. Ihre Begnadigung wurde aufgehoben und die ursprüngliche lebenslange Haftstrafe wieder in Kraft gesetzt.

Sie wird zurzeit in einer Zelle festgehalten, die zwei Quadratmeter groß sein soll. Frühere Insassen geben an, dass es in der Zelle oft unerträglich heiß sei. Sie darf Besuch von ihrer vierjährigen Tochter, ihrer Mutter und Schwester empfangen. Dennoch befürchtet Amnesty International, dass sie wegen ihrer überwiegenden Isolation in Gefahr ist, misshandelt zu werden. Amnesty International betrachtet sie als gewaltlose politische Gefangene.

Die Europäische Kommission könnte ihren beträchtlichen Einfluss bei der äthiopischen Regierung geltend machen, um auf die Freilassung von Birtukan Mideksa zu drängen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den EU-Kommissar für Entwicklung und humanitäre Hilfe, Karel De Gucht, in denen Sie ihn bitten, die ihm zur Verfügung stehenden diplomatischen Mittel einzusetzen, um die unverzügliche und bedingungslose Freilassung von Birtukan Mideksa zu erwirken.

Schreiben Sie in gutem Englisch, Französisch oder auf Deutsch an:
Karel De Gucht
European Commissioner for Development and Humanitarian Aid
Berlaymont 10 / 165
1049 Brussels
Belgien
(korrekte Anrede: Dear Commissioner)
Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 0,70

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien
S. E. Herrn Kassahun Ayele Tesemma
Boothstraße 20 a, 12207 Berlin
Fax: 030 - 772 06 24
E-Mail: Emb.ethiopia@t-online.de


*


KOLUMBIEN

Mitglieder der Menschenrechtsorganisation Movice

Die Nationale Bewegung für Opfer von staatlichen Verbrechen (Movimiento Nacional de Víctimas de Crímenes de Estado - MOVICE) ist ein Zusammenschluss von über 200 Nichtregierungsorganisationen, die sich für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit einsetzen. 2004 gegründet, setzt sich MOVICE für die Wahrheitsfindung, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die unzähligen Opfer von Menschenrechtsverletzungen durch Sicherheitskräfte und paramilitärische Gruppen während des lang andauernden bewaffneten Konflikts in Kolumbien ein.

Am 7. Mai 2009 verteilte eine paramilitärische Gruppe ein Flugblatt in Bogotá. Auf ihm war eine Liste von Personen und Organisationen abgedruckt, die aufgefordert wurden, die Gegend zu verlassen, andernfalls würde man sie umbringen. Auf der Liste standen auch mehrere MOVICE-Organisationen.

Am 11. Mai 2009 bedrohte man die Tochter von Aída Quilcué mit vorgehaltener Waffe. Aída Quilcué leitet eine Mitgliedsorganisation von MOVICE, die sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt. Der Vorfall ereignete sich, nachdem sie sich beim UNO-Menschenrechtsrat besorgt über Menschrechtsverletzungen gegen die indigene Bevölkerung geäußert hatte. Ihr Ehemann, Edwin Legarda, war im Dezember 2008 unter nicht geklärten Umständen von Soldaten getötet worden.

Mitglieder von MOVICE befanden sich auch auf Listen von Organisationen sowie Menschenrechtlern, die man im Mai 2009 in Akten des Militärgeheimdienstes in Caquetá und Antioquia fand. Die aufgelisteten Personen wurden beschuldigt, Kontakt zu der Guerillagruppe FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) zu haben. Die Corporación Jurídica Libertad (Vereinigung für Freiheit und Gerechtigkeit), eine Mitgliedsorganisation der MOVICE in Medellín, und der Leiter von MOVICE in Caquetá, Domingo Emilio Pérez Cuellar, stehen auf diesen Listen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den kolumbianischen Staatspräsidenten, in denen Sie ihn auffordern, den Mitgliedern der MOVICE ausreichenden Schutz zu bieten. Fordern Sie unverzügliche Untersuchungen der Angriffe auf Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidigern in Kolumbien.

Schreiben Sie in gutem Englisch, Spanisch oder auf Deutsch an:
Señor Presidente Álvaro Uribe
Presidente de la República
Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
Kolumbien
(korrekte Anrede: Excmo. Sr. Presidente Uribe)
Fax: 0057 - 1 - 337 58 90
Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 1,70

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Kolumbien
I. E. Frau Dr. Maria Dora Victoriana Mejía Marulanda
Kurfürstenstraße 84, 10787 Berlin
Fax: 030 - 26 39 61 25
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


*


Quelle:
amnesty journal, August/September 2009, S. 78-79
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Redaktionanschrift: Amnesty International, Redaktion amnesty journal,
Postfach 58 01 61, 10411 Berlin, E-Mail: ai-journal@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Das amnesty journal erscheint monatlich.
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Nichtmitglieder können das amnesty journal für
30 Euro pro Jahr abonnieren.


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2009