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AKTION/1902: Briefe gegen das Vergessen, Januar 2019


www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Januar 2019

- Indien - Pavitri Manjhi
- Marokko - Nawal Benaissa
- Kenia - Indigene Gruppe der Sengwer


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


INDIEN

Pavitri Manjhi

Pavitri Manjhi ist die Vorsitzende des Gemeinderats von Bhengari, einem Dorf im zentralindischen Bundesstaat Chhattisgarh. Die Menschenrechtlerin wirft zwei Privatunternehmen vor, ihre Familie und andere indigene Adivasi um ihr Land betrogen zu haben, um Kraftwerke zu bauen. Die Dorfbewohner_innen berichten, dass sie genötigt wurden, ihr Land an Mittelsmänner der Unternehmen zu verkaufen. Da viele von ihnen bis heute nicht angemessen bezahlt wurden, setzte sich Pavitri Manjhi dafür ein, dass rund 100 Betroffene Anzeige wegen rechtswidriger Enteignung erstatteten. Seither ist sie massiven Einschüchterungen ausgesetzt. Im April 2018 erhielt sie mehrfach Besuch von zwei Männern, die sie aufforderten, die Klagen zurückzuziehen. Sie drohten ihr mit den Worten: "Alle, die dir bei den Klagen geholfen haben, sind Außenseiter. Sie werden dir nicht helfen können, und wir werden sie zum Schweigen bringen." Pavitri Manjhi wandte sich zwar an die Polizei, diese leitete bisher jedoch keinerlei Schutzmaßnahmen ein.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den indischen Generaldirektor der Polizei und dringen Sie darauf, dass er sich dafür einsetzt, in Absprache mit Pavitri Manjhi und anderen Betroffenen Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten und sie vor weiteren Schikanen zu schützen. Bitten Sie ihn außerdem, die Vorwürfe zu untersuchen, wonach Adivasi genötigt und rechtswidrig enteignet wurden, und die dafür Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

Schreiben Sie in gutem Englisch, Hindi oder auf Deutsch an:
Director General of Police, Police Headquarters
Naya Raipur, Chhattisgarh, 492001
INDIEN
(Anrede: Dear Director General of Police / Sehr geehrter Herr Generaldirektor der Polizei)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)
E-Mail: ps.dgp-cg@gov.in
Twitter: https://twitter.com/CG_Police


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Polizeidirektor,

Pavitri Manjhi, die Vorsitzende des Gemeinderats von Bhengari in Chhattisgarh, wird bedroht, schikaniert und eingeschüchtert. Grund dafür ist ihr friedliches Eintreten für die Landrechte indigener Adivasi. Die Menschenrechtlerin setzt sich gegen zwei Privatunternehmen zur Wehr, die offenbar Adivasi im Bezirk Raigarh um ihr Land betrogen haben. Ich weise Sie darauf hin, dass es Aufgabe der Polizei ist, Pavitri Manjhi vor Einschüchterung zu schützen und ihre Menschenrechte umfassend zu sichern. Die Polizei hat jedoch bislang keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen. Daher fordere ich Sie auf, in Absprache mit Pavitri Manjhi und anderen Betroffenen Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten und sie vor weiteren Schikanen zu schützen. Bitte untersuchen Sie außerdem die Vorwürfe, wonach Adivasi genötigt und rechtswidrig enteignet wurden, und sorgen Sie dafür, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Hochachtungsvoll



Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Indien
I. E. Frau Mukta Dutta Tomar
Tiergartenstr. 17
10785 Berlin
Fax: 030 - 26 557 000
E-Mail: hoc.berlin@mea.gov.in
(Standardbrief: 0,70 Euro)

Schicken Sie bitte auch Solidaritätsbriefe. Folgenden kurzen Text könnten Sie schreiben:

"We stand with you, Pavitri Manjhi.
From: [Name, Land]"

Adresse:
Pavitri Manjhi
c/o Degree Prasad Chouhan
Convenor, Adivasi Dalit Mazdoor Kisan Sangharsh
Near Lata Sadan, Puri Bagicha, Madhubanpara
Raigarh, Dist. Raigarh
Chhattisgarh, 496001
INDIEN
E-Mail: chouhandprasad@gmail.com


MAROKKO

Nawal Benaissa

Bei großen Demonstrationen in der Rif-Region haben Tausende Menschen mehr soziale Gerechtigkeit und eine bessere Gesundheitsversorgung gefordert. Weil Nawal Benaissa die friedlichen Proteste der Hirak-Bewegung mit anführte, wird sie von den Behörden schikaniert. 2017 wurde sie innerhalb von vier Monaten vier Mal festgenommen; außerdem sollte sie ihr Facebook-Profil - mit 80.000 Followern - löschen. Im Februar 2018 ist sie zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie nach Ansicht des Gerichts zu einer Straftat aufgerufen hat. Das Vorgehen der marokkanischen Behörden gegen Nawal Benaissa und die Hirak-Bewegung hat System: Hunderte friedliche Demonstrant_innen wurden festgenommen und inhaftiert, manche sogar nur, weil sie Hirak auf Facebook folgen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den marokkanischen Premierminister und bitten Sie ihn, dafür zu sorgen, dass die Drangsalierung von Nawal Benaissa unverzüglich eingestellt wird, damit sie sich ungehindert für soziale Verbesserungen in der Rif-Region einsetzen kann.

Schreiben Sie in gutem Englisch, Französisch, Arabisch oder auf Deutsch an:
Premierminister
Saad Dine Al Othmani
Department of the Head of Government
Palais Royal Touarga
Rabat, MAROKKO
(Anrede: Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)


Dein Appell

Exzellenz,

Nawal Benaissa ist eine Menschenrechtsverteidigerin, die lediglich ihre Rechte auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit wahrgenommen und sich friedlich für soziale Verbesserungen in der Rif-Region eingesetzt hat. Dennoch wird sie seit Juni 2017 von Sicherheitskräften schikaniert und überwacht. Außerdem verurteilte ein Gericht in Al-Hoceima sie im Zusammenhang mit ihren friedlichen und legitimen Aktivitäten zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung. Ich möchte Sie daran erinnern, dass Marokko verpflichtet ist, grundlegende Menschenrechte wie die Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu achten. Daher fordere ich Sie auf, dafür zu sorgen, dass die Drangsalierung von Nawal Benaissa unverzüglich eingestellt wird und sie ungehindert aktiv sein kann, um soziale Verbesserungen für ihre Heimatregion zu erreichen.

Hochachtungsvoll



Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft des Königreichs Marokko
Herr Khalid Lahsaini
Geschäftsträger a. i.
Niederwallstraße 39
10117 Berlin
Fax: 030 - 2061 2420
E-Mail: kontakt@botschaft-marokko.de
(Standardbrief: 0,70 Euro)

Schicken Sie bitte auch Solidaritätsbriefe. Folgenden kurzen Text könnten Sie schreiben:

"We stand with you, Nawal Benaissa.
From: [Name, Land]"

Adresse:
Nawal Benaissa
c/o Amnesty International Morocco
20 rue Ouargha, appartment 5
Agdal, 10000 Rabat
MAROKKO


KENIA

Indigene Gruppe der Sengwer

Die kenianische Regierung hat Tausende Menschen aus ihrem angestammten Waldgebiet vertrieben. Die indigene Bevölkerungsgruppe der Sengwer lebt seit Jahrhunderten im Embobut-Wald. Die Behörden gehen jedoch seit Jahren massiv gegen die Sengwer vor, angeblich um den Wald zu schützen. Seit 2012 haben Angehörige der Forstverwaltung und der Polizei schätzungsweise 2.600 Häuser der Sengwer im Embobut-Wald niedergebrannt; dabei verloren etwa 4.600 Menschen ihr Zuhause. Anfang 2018 erschossen Waldhüter sogar einen Sengwer, ein weiterer wurde schwer verletzt. Die Lebensgrundlagen und die kulturelle Identität der Bevölkerungsgruppe sind bedroht. Sengwer, die bereits aus dem Wald vertrieben worden sind, leben häufig in Armut. Obwohl Gerichte mehrfach den Schutz der Sengwer angeordnet haben, hält das gewaltsame Vorgehen der Behörden an.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den kenianischen Präsidenten und dringen Sie darauf, dass er sich dafür einsetzt, dass die Sengwer in Frieden und Freiheit auf ihrem traditionellen Land leben können. Er soll außerdem dafür sorgen, dass das Niederbrennen ihrer Häuser sofort gestoppt wird. Die Sengwer sollten als Besitzer_innen des Embobut-Waldes anerkannt werden, und es sollte gemeinsam mit ihnen überlegt werden, wie der Wald erhalten werden kann.

Schreiben Sie in gutem Englisch, Swaheli oder auf Deutsch an:
Präsident Uhuru Kenyatta
Harambee House
PO Box 62345 - 00200 Nairobi
Harambee Avenue, Nairobi, KENIA
(Anrede: Dear Mr. President / Sehr geehrter Herr Präsident)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Präsident,

Obwohl die indigenen Sengwer seit Jahrhunderten im Embobut-Wald leben und dieser ihre Lebensgrundlage bildet, werden sie seit einigen Jahren von der Forstbehörde und der Polizei mit Gewalt vertrieben und ihre Häuser werden niedergebrannt. Es gab bereits Tote und Verletzte. Dieses gewaltsame Vorgehen lässt sich nicht mit dem Schutz des Waldes rechtfertigen. Es verstößt außerdem gegen gerichtliche Anordnungen. Die Regierung sollte die Betroffenen vielmehr als Verbündete im Kampf um den Erhalt des Embobut-Waldes betrachten.

Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass die Sengwer in Frieden und Freiheit auf ihrem traditionellen Land leben können und sorgen Sie dafür, dass die Vertreibung der Menschen und das Niederbrennen ihrer Häuser sofort gestoppt werden. Außerdem sollten die Sengwer als Besitzer_innen des Embobut-Waldes sowie als Partner_innen beim Umweltschutz anerkannt werden und es sollte mit ihnen gemeinsam überlegt werden, wie der Wald erhalten werden kann.

Hochachtungsvoll

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Kenia
S. E. Herrn Joseph Kipng'etich Magutt
Markgrafenstraße 63, 10969 Berlin
Fax: 030 - 2592 6650
E-Mail: office@kenyaembassyberlin.de
(Standardbrief: 0,70 Euro)

Schicken Sie bitte auch Solidaritätsbriefe. Folgenden kurzen Text könnten Sie schreiben:

"We stand with you, Sengwer People.
From: [Name, Land]"

Adresse:
Sengwer Indigenous People
c/o Naomi Barasa
Amnesty International Kenya
P. O. Box 1527- 00606
Nairobi, KENIA

*

Quelle:
www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2018

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