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AKTION/1878: Briefe gegen das Vergessen, August 2017


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats August 2017

- Kasachstan - Maks Bokaev und Talgat Ayan
- Bangladesch - Kalpana Chakma
- Burundi - Esdras Ndikumana


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


KASACHSTAN

Maks Bokaev und Talgat Ayan

Maks Bokaev befindet sich seit dem 9. Juni 2017 im Hungerstreik. Er protestiert damit gegen seine Verlegung in eine Strafkolonie in Petropavlovsk und die Weigerung der kasachischen Behörden, ihn und Talgat Ayan in ein Gefängnis in der Nähe von Atyrau zu verlegen, wo ihre Familien leben. Petropavlovsk ist 1.500 Kilometer von Atyrau entfernt, und es gibt weder eine direkte Flug- noch eine Zugverbindung zwischen den beiden Städten.

Ende April und Anfang Mai 2016 fanden in ganz Kasachstan Demonstrationen gegen die geplanten Änderungen des Bodengesetzes statt. Im Zusammenhang mit diesen Protesten wurden die beiden Männer aufgrund ihrer Beteiligung an der Organisation friedlicher Demonstrationen und ihrer Veröffentlichungen in sozialen Medien im Februar 2017 zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt.

Maks Bokaev leidet seit fünf Jahren an Hepatitis C. Nach einer erfolgreichen Behandlung vor zwei Jahren befand er sich auf dem Weg der Besserung, seit seiner Inhaftierung hat sich sein Gesundheitszustand jedoch wieder erheblich verschlechtert. Die Familien von Maks Bokaev und Talgat Ayan sind wegen der Gesundheit und der schlechten Haftbedingungen in großer Sorge.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den kasachischen Präsidenten und dringen Sie darauf, dass Maks Bokaev und Talgat Ayan umgehend und bedingungslos freigelassen werden, da sie gewaltlose politische Gefangene sind. Fordern Sie den Präsidenten auf, zu gewährleisten, dass Maks Bokaev und Talgat Ayan - wie in Kasachstan gesetzlich vorgeschrieben - in ein Gefängnis in der Nähe ihres Wohnortes verlegt werden. Bitten Sie ihn zudem, sicherzustellen, dass Maks Bokaev und Talgat Ayan ungehinderten Zugang zu jedweder benötigten medizinischen Versorgung erhalten.

Schreiben Sie in gutem Kasachisch, Englisch oder auf Deutsch an:
President Nursultan Nazarbayev
Executive Office of the President
Government House
6 Mangilik El avenue, Astana
KASACHSTAN
(Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: 007 - 71 72 74 5631
E-Mail: aprk@akorda.kz
Website: http://www.akorda.kz/en
Facebook: https://www.facebook.com/AkordaPress
Twitter: https://twitter.com/AkordaPress
(Standardbrief Luftpost: 0,90 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Kasachstan
S. E. Herrn Bolat Nussupov
Nordendstraße 14/17, 13156 Berlin
Fax: 030 - 470 07-125
E-Mail: info@botschaft-kaz.de
(Standardbrief: 0,70 Euro)


BANGLADESCH

Kalpana Chakma

Kalpana Chakma war Koordinatorin der Organisation Hill Women's Federation, die sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung in der Region Chittagong Hill Tracts einsetzt. Sie wurde in den frühen Morgenstunden des 12. Juni 1996 aus dem Haus ihrer Familie im Dorf Lallyagona im Bezirk Rangamati entführt. Die damals 23-Jährige ist seitdem nie mehr gesehen worden.

Möglicherweise stand die Entführung in Zusammenhang mit den Parlamentswahlen, die am selben Tag stattfanden, denn Kalpana Chakma hatte einen Kandidaten unterstützt, der die Interessen indigener Gruppen vertrat.

Bei den Entführern soll es sich um Sicherheitskräfte aus dem nahegelegenen Armeestützpunkt Ugalchhari gehandelt haben. Kalpana Chakma wurde gemeinsam mit zwei ihrer Brüder aus dem Haus verschleppt, man verband ihnen die Augen und fesselte sie. Die Brüder konnten entkommen, obwohl die Sicherheitskräfte auf sie schossen.

Nach Einschätzung zivilgesellschaftlicher Gruppen in Bangladesch verschleppen die Behörden die Untersuchung des Falls, um zu verhindern, dass Militärangehörigen Verstöße gegen das Völkerrecht und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Die Brüder von Kalpana Chakma haben in ihrer Anzeige bei der Polizei drei Personen als Verantwortliche benannt: einen Armeeangehörigen und zwei Mitglieder einer paramilitärischen Gruppe. Die Polizei weigerte sich damals jedoch, die Anzeige aufzunehmen.

Trotzdem macht die Polizei von Bangladesch einen Mangel an Beweisen geltend und hat bei einem Gericht in Rangamati beantragt, die Ermittlungen am 27. September 2017 einzustellen. Damit würde der Familie von Kalpana Chakma ihr Recht auf Aufklärung des Schicksals der jungen Frau verweigert und die Verantwortlichen für ihr Verschwindenlassen würden straffrei ausgehen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an die Premierministerin von Bangladesch und bitten Sie sie, eine umfassende und unabhängige Untersuchung des Falls von Kalpana Chakma zu veranlassen. Die Ermittlungen müssen die Befragung der drei Hauptverdächtigen umfassen und sicherstellen, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden. Alle Fälle von Drohungen, Gewalt, Einschüchterungen, willkürlichen Festnahmen und Verschwindenlassen von Menschenrechtsverteidiger_innen müssen in vollem Umfang untersucht werden, auch solche, die von nicht staatlichen Gruppen ausgehen.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
Honourable Prime Minister Sheikh Hasina
Old Sangsad Bhaban
Bir Uttam Ziaur Rahman Rd
Dhaka 1215
BANGLADESCH
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: 00 880 - 914 33 77
E-Mail: psecy@pmo.gov.bd
(Standardbrief Luftpost: 0,90 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Volksrepublik Bangladesch
S. E. Herrn Imtiaz Ahmed
Kaiserin-Augusta-Allee 111, 10553 Berlin
Fax: 030 - 39 89 75 10
E-Mail: info.berlin@mofa.gov.bd
(Standardbrief: 0,70 Euro)


BURUNDI

Esdras Ndikumana

Der burundische Journalist Esdras Ndikumana wirft Angehörigen des Geheimdienstes (SNR) vor, ihn im August 2015 gefoltert zu haben. Esdras Ndikumana, der für Radio France Internationale und Agence France Presse arbeitet, wurde am 2. August 2015 vom Geheimdienst festgenommen, als er Fotos am Ort des Anschlags machte, bei dem General Adolphe Nshimirimana getötet wurde. Die SNR-Angehörigen ergriffen den Journalisten, warfen ihn auf einen Pick-up und traktierten ihn mit Fäusten. In der Zentrale des Geheimdienstes in Bujumbura wurde er seinen Angaben zufolge zwei Stunden lang gefoltert.

Er wurde am selben Tag wieder freigelassen und sagte Amnesty International: "Sie schlugen mich immer wieder, eine lange Zeit, dabei benutzten sie ihre Schlagstöcke und Stahlrohre, sie traten mich, sie schlugen überall hin, einer meiner Finger ist gebrochen, und meine Fußsohlen schmerzen sehr."

Weil er um sein Leben und das seiner Familie fürchtete, verließ Esdras Ndikumana das Land und ging nach Frankreich, wo er einen Asylantrag stellte.

Am 13. August 2015 versprach Präsident Pierre Nkurunziza, eine Untersuchung zu veranlassen, die für die Folterung Verantwortlichen strafrechtlich zu verfolgen und nach geltendem Recht zu bestrafen. Doch nichts geschah. Schließlich erstatteten Esdras Ndikumana und seine Arbeitgeber am 19. Oktober 2015 Anzeige gegen Unbekannt. Nach mehreren Monaten bat der Staatsanwalt den Journalisten um die Namen derjenigen, die er der Folter beschuldigte. Bei einer Anzeige gegen Unbekannt können die Ermittlungen aber auch dann eingeleitet werden, wenn keine Namen von Verdächtigen vorliegen. Die Foltervorwürfe sind bis heute nicht aufgeklärt.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an die burundische Justizministerin mit der Bitte, sicherzustellen, dass die von Esdras Ndikumana erhobenen Foltervorwürfe umfassend und unabhängig untersucht werden. Bitten Sie sie außerdem, dafür zu sorgen, dass Esdras Ndikumana eine angemessene Entschädigung erhält.

Schreiben Sie in gutem Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Mme Aimée Laurentine Kanyana
Ministry of Justice
Avenue des Eucalyptus
Bujumbura
BURUNDI
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrte Frau Ministerin)
(Standardbrief Luftpost: 0,90 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Burundi
I. E. Frau Else Nizigama Ntamagiro
Berliner Straße 36, 10715 Berlin
Fax: 030 - 23 45 67 20
E-Mail: info@burundi-embassy-berlin.com
(Standardbrief: 0,70 Euro)

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. August 2017

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