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AKTION/1832: Briefe gegen das Vergessen, November 2015


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats November 2015

- Südafrika - Noxolo Nogwaza
- Russische Föderation - Oleg Sentsov und Alexandr Kolchenko
- Indonesien - Apius Gobay, Alpius Youw, Simon Degei, Yulianus Yeimo und weitere friedlich Demonstrierende


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


SÜDAFRIKA

Noxolo Nogwaza

Noxolo Nogwaza wurde in den frühen Morgenstunden des 24. April 2011 getötet, als sie sich nach einem Abend mit Freund_innen auf dem Weg nach Hause befand. Die 24-Jährige wurde vergewaltigt und mehrfach geschlagen - allem Anschein nach, weil sie lesbisch war. Dann warf man ihre Leiche in einen Entwässerungsgraben. Die Regierung Südafrikas hat eine nationale Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von Hassverbrechen an Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgeschlechtlichen und Intersexuellen (LGBTI) ins Leben gerufen. Obwohl diese Arbeitsgruppe dem Fall von Noxolo Nogwaza Priorität eingeräumt hat, sind auch mehr als vier Jahre nach ihrem Tod bei den Ermittlungen keine Fortschritte zu verzeichnen, und es ist noch immer keiner für die Tat zur Verantwortung gezogen worden.

Trotz drohender Gewalt, Schikane und Drangsalierung setzte sich Noxolo Nogwaza für LGBTI-Rechte in Südafrika ein und versteckte ihre Sexualität nicht. Sie war ein aktives Mitglied des lokalen Ekurhuleni Pride Organising Committee, einer Organisation, die sich für die Rechte von LGBTI und gegen Hassverbrechen, Schikane und Unrecht einsetzt.

Menschen werden in Südafrika noch immer häufig wegen ihrer Geschlechterrolle oder ihrer mutmaßlichen sexuellen Orientierung angegriffen und brutal ermordet. Besonders oft kommt es zu derartigen Vorfällen in den Townships und ländlichen Gegenden. Seit dem Tod von Noxolo Nogwaza sind mindestens 18 weitere LGBTI getötet worden. Wie viele darüber hinaus angegriffen, vergewaltigt, misshandelt oder drangsaliert worden sind, ist nicht bekannt. In der Region Ekurhuleni, wo Noxolo Nogwaza gelebt hat und getötet wurde, kommt es besonders häufig zu derartigen Hassverbrechen. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind dort sieben Lesben getötet worden. Die homophobe und transphobe Haltung, von der die südafrikanische Gesellschaft geprägt ist, herrscht auch innerhalb der Polizei und des Medizinwesens und führt so zu weiterer Diskriminierung.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Leiter der Polizeiwache des Townships Tsakane, in denen Sie ihn darum bitten, sicherzustellen, dass die Umstände des Todes von Noxolo Nogwaza wirksam und umfassend untersucht und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden. Fordern Sie ihn zudem auf, dafür zu sorgen, dass Angehörige und Kolleg_innen von Noxolo Nogwaza regelmäßig über den Stand der Ermittlungen informiert werden.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
Colonel Petros Shilane
Station Commander, Tsakane Police Station
P.O. Box 70364, Tsakane, 1548, SÜDAFRIKA
Fax: 00 27 - 11 363 5434
(Anrede: Dear Colonel / Sehr geehrter Herr Shilane)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Südafrika
S. E. Herr Makhenkesi Arnold Stofile
Tiergartenstraße 18, 10785 Berlin
Fax: 030 - 220 731 90
E-Mail: berlin.political@dirco.gov.za


RUSSISCHE FÖDERATION

Oleg Sentsov und Alexandr Kolchenko

Der Filmregisseur Oleg Sentsov und der Aktivist Alexandr Kolchenko wurden am 25. August 2015 in einem unfairen Verfahren vor einem russischen Militärgericht zu 20 bzw. 10 Jahren Haft verurteilt.

Beide Männer sind ukrainische Staatsbürger und wurden von Angehörigen des russischen Geheimdiensts (FSB) auf der besetzten Krim festgenommen. Sie hatten an friedlichen Demonstrationen gegen die russische Besetzung der Krim teilgenommen und wurden deshalb wegen "terroristischer Aktivitäten" angeklagt.

Die Männer wurden auf der Grundlage von Aussagen verurteilt, die aller Wahrscheinlichkeit nach durch Folter erzwungen worden waren. Oleg Sentsov gab vor Gericht an, gefoltert und anderweitig misshandelt worden zu sein, und auch Gennady Afanasyev, der gegen Oleg Sentsov aussagte, erhob Foltervorwürfe. Das Gericht wies die Vorwürfe jedoch als unbegründet zurück.

Oleg Sentsov und Alexandr Kolchenko müssen ihre Strafe unter harten Bedingungen in einem Arbeitslager ableisten, wenn sie nicht aufgehoben wird.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den russischen Generalstaatsanwalt und fordern Sie, dass die Anklagen wegen terroristischer Aktivitäten gegen Oleg Sentsov und Alexandr Kolchenko zurückgenommen und die Urteile gegen sie aufgehoben werden. Bitten Sie darum, die Männer freizulassen oder nachvollziehbare Anklagen gegen sie zu erheben. In einem solchen Fall müssten sie auf der Krim unter ukrainischem Recht vor Gericht gestellt werden. Dringen Sie zudem auf eine sofortige, wirksame und unparteiische Untersuchung aller Folter- und Misshandlungsvorwürfe.

Schreiben Sie in gutem Russisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Yurii Ya. Chaika
Ul. B.Dmitrovka, d.15a
125993 Moscow GSP-3
RUSSISCHE FÖDERATION
Fax: 00 7 - 495 987 58 41
Twitter: @Genproc
(Anrede: Dear Prosecutor General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Russischen Föderation
S. E. Herrn Vladimir M. Grinin
Unter den Linden 63-65
10117 Berlin
Fax: 030 - 2299 397
E-Mail: info@russische-Botschaft.de


INDONESIEN

Apius Gobay, Alpius Youw, Simon Degei, Yulianus Yeimo und weitere friedlich Demonstrierende

Am Morgen des 8. Dezember 2014 nahmen Hunderte Menschen an einer friedlichen Demonstration in Paniai in der indonesischen Provinz Papua teil. Die Demonstrierenden, unter denen sich auch Kinder befanden, hatten sich wegen eines Vorfalls versammelt, der sich ihren Angaben zufolge in der Nacht zuvor ereignet hatte. Eine Gruppe von Soldat_innen soll dabei mehrere Kinder aus einem nahegelegenen Dorf geschlagen haben.

Angehörige der Polizei und des Militärs forderten die Menschenmenge auf, die Demonstration aufzulösen. Anschließend feuerten die Sicherheitskräfte laut Augenzeug_innen zunächst einige Warnschüsse in die Luft und schossen dann in die Menge. Die Demonstrierenden ergriffen sofort die Flucht. Der 16-jährige Apius Gobay, der 18-jährige Alpius Youw und die beiden 17-jährigen Simon Degei und Yulianus Yeimo wurden erschossen. Mindestens 17 weitere Demonstrierende erlitten Schussverletzungen oder wurden durch Bajonette verletzt.

Zwar sind Untersuchungen zu der gewaltsamen Auflösung des friedlichen Protests eingeleitet worden, es gibt jedoch Bedenken sowohl hinsichtlich der bisher verzeichneten Fortschritte als auch bezüglich der Unabhängigkeit und Gründlichkeit dieser Untersuchungen. In zahlreichen anderen Fällen sind Untersuchungen zu in Papua begangenen Menschenrechtsverletzungen verzögert und eingestellt worden, oder man hat die Ergebnisse unzugänglich gemacht. Opfer und Familienangehörige erfuhren in der Folge keine Gerechtigkeit.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den koordinierenden Minister für Justiz, Politik und Sicherheitsangelegenheiten, in denen Sie ihn auffordern, sicherzustellen, dass die unnötige Anwendung von Gewalt und Schusswaffen durch Angehörige der Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstrierende in Paniai am 8. Dezember 2014 sofort und umfassend untersucht wird. Bitten Sie ihn zudem, dass die Ergebnisse dieser Untersuchung zeitnah öffentlich gemacht werden.

Schreiben Sie in gutem Indonesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Luhut Panjaitan
Coordinating Ministry for Law, Politics and Security Affairs
Jl Medan Merdeka Barat No. 15
Jakarta Pusat 10110, INDONESIEN
Twitter: @Kemenkopolhukam oder @LAPOR1708
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Indonesien
S. E. Herr Fauzi Bowo
Lehrter Straße 16 - 17
10557 Berlin
Fax: 030 - 447 371 42

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. November 2015

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