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AKTION/1820: Briefe gegen das Vergessen, Mai 2015


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Mai 2015

- Brasilien - Angehörige der Guarani-Kaiowá aus der Gemeinde Apika'y
- Ägypten - Abrar Al-Alany, Menatalla Moustafa, Yousra Elkhateeb
- Eritrea - Aster Fissehatsion


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


BRASILIEN

Angehörige der Guarani-Kaiowá aus der Gemeinde Apika'y

Die Sicherheit von etwa 60 Angehörigen der indigenen Gemeinschaft der Guarani-Kaiowá aus der Gemeinde Apika'y und anderen Ortschaften ist bedroht. Unter ihnen befinden sich auch Kinder. Sie haben am 15. September 2013 eine Zuckerrohrplantage im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul besetzt, die sich ihren Aussagen zufolge auf angestammten Ländereien ihrer Gemeinschaft befindet. Der Gemeinschaft zufolge hat man sie in verschiedenen Konflikten während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von ihrem Land vertrieben. Seit 1999 hatten sie neben einer Schnellstraße vor der Plantage gelebt.

Seit der Besetzung wird die indigene Gemeinschaft von bewaffneten Mitarbeiter_innen eines privaten Sicherheitsdienstes bedroht, der auf der Plantage tätig ist. Das Sicherheitspersonal soll ihnen mit dem Tod gedroht, Teile ihrer Siedlung niedergebrannt und sie daran gehindert haben, Wasser aus einem Fluss zu holen, der durch die Zuckerrohrplantage fließt. Einige Mitarbeiter_innen des Sicherheitsdienstes sind bereits in der Vergangenheit wegen Straftaten angeklagt worden, u. a. in Verbindung mit zwei aktuellen Mordfällen. Die Staatsanwaltschaft hat verlauten lassen, dass das Unternehmen "unbestreitbar rechtswidrige Aktivitäten" durchführe, und die Polizei hat den Sicherheitsdienst im April 2014 schließen lassen. Dennoch ergehen weiterhin Drohungen gegen die indigene Gemeinschaft.

FUNAI, die Regierungsbehörde für indigene Angelegenheiten in Brasilien, hätte der Gemeinde von Apika'y eigentlich bis zum Jahr 2010 ihre angestammten Ländereien zurückgeben sollen. So wurde es in einem Abkommen festgelegt, das im November 2007 von FUNAI-Vertreter_innen, dem Justizminister, der Bundesstaatsanwaltschaft und 23 Sprecher_innen indigener Gemeinschaften unterzeichnet worden war.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den brasilianischen Justizminister und bitten Sie ihn, sofort eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Drohungen gegen die Angehörigen der indigenen Gemeinschaft der Guarani-Kaiowá aus der Gemeinde Apika'y durchzuführen. Bitten Sie ihn zudem, die Rechte der indigenen Gemeinschaft auf ihr angestammtes Land zu respektieren.

Schreiben Sie in gutem Portugiesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
José Eduardo Cardozo
Esplanada dos Ministérios, Bloco "T"
70712-902 - Brasília / DF
BRASILIEN
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: 00 55 - 61 20 25 78 03
E-Mail: ouvidoriageral@mj.gov.br
Facebook: http://facebook.com/JusticiaGovBr/
Twitter: @JusticiaGovBR
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Föderativen Republik Brasilien
I. E. Frau Maria Luiza Ribeiro Viotti
Wallstraße 57
10179 Berlin
Fax: 030 - 72 62 83 20 oder 030 - 72 62 83 21
E-Mail: brasemb.berlim@itamaraty.gov.br


ÄGYPTEN

Abrar Al-Alany, Menatalla Moustafa, Yousra Elkhateeb

Am 12. November 2013 kam es auf dem Campus der Mansoura-Universität zu Zusammenstößen zwischen Unterstützer_innen und Gegner_innen der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft, die fünf Stunden anhielten. Dabei wurden mindestens 70 Personen verletzt.

Nachdem der universitäre Sicherheitsdienst erfolglos versucht hatte, die Kontrolle über die Situation zu erlangen, rief der Universitätspräsident die Sicherheitskräfte. Diese kamen mit gepanzerten Fahrzeugen und setzten Tränengas ein, um den Protest aufzulösen. 23 Personen wurden festgenommen, darunter auch Abrar Al-Anany, Menatalla Moustafa und Yousra Elkhateeb.

Wegen ihrer Beteiligung an den Protesten verurteilte das Strafgericht von Mansoura die beiden 18-jährigen Studentinnen Abrar Al-Anany und Menatalla Moustafa zu je zwei Jahren und die 21-jährige Dozentin Yousra Elkhateeb zu sechs Jahren Haft. Laut Zeug_innen und Rechtsbeiständen waren die drei jungen Frauen jedoch nicht an den Zusammenstößen beteiligt. Sie hatten zwar an den friedlichen Protesten teilgenommen, sich bei Beginn der Zusammenstöße aber in das Universitätsgebäude zurückgezogen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den ägyptischen Präsidenten und bitten Sie ihn, dafür zu sorgen, dass Abrar Al-Anany, Menatalla Moustafa und Yousra Elkhateeb sofort und bedingungslos freigelassen werden, da es sich bei ihnen um gewaltlose politische Gefangene handelt, die sich nur deshalb in Haft befinden, weil sie ihr Recht auf Versammlungsfreiheit friedlich wahrgenommen haben.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Abdel Fattah al-Sisi
Office of the President
Al Ittihadia Palace
Cairo
ÄGYPTEN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: 00 202 - 23 91 14 41
E-Mail an Sprecher Mohamed Moussa:
moh_moussa@op.gov.eg oder p.spokesman@op.gov.eg
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT DER ARABISCHEN REPUBLIK ÄGYPTEN
S. E. Herrn Mohamed Abdelhamid Ibrahim Higazy
Stauffenbergstraße 6-7
10785 Berlin
Fax: 030 - 477 10 49
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de


ERITREA

Aster Fissehatsion

Aster Fissehatsion wird seit September 2001 ohne Anklage oder Gerichtsverfahren und ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft gehalten. Sie war gemeinsam mit zehn weiteren Personen festgenommen worden, die alle der regierungskritischen "G-15-Gruppe" angehörten. Unter den Festgenommenen befand sich auch ihr früherer Ehemann, der einstige Vize-Präsident von Eritrea, Mahmoud Ahmed Sheriffo.

2001 wuchs in Eritrea die Kritik an der alleinregierenden Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit (People's Front for Democracy and Justice - PFDJ) und an der Art, wie der Präsident das Land regiert und die Partei führt. Diese Kritik wurde öffentlich, als im Mai 2001 eine Gruppe von 15 hochrangigen Parteimitgliedern (seitdem bekannt als "G-15-Gruppe") einen Brief an PFDJ-Mitglieder schrieb, in dem Missstände benannt und Lösungsvorschläge gemacht wurden. Außerdem wurden der Präsident und die PFDJ an das korrekte und verfassungsgemäße Vorgehen bei Parteiversammlungen erinnert und eine versprochene Justizreform angemahnt.

Im August 2001 warf das Generalsekretariat der PFDJ der "G-15-Gruppe" vor, das Land zu destabilisieren. Die Gruppe antwortete mit einem offenen Brief, in dem sie das eritreische Volk aufrief, die Probleme des Landes gemeinsam zu lösen. Am Abend des 18. September 2001 wurden 11 der 15 Gruppenmitglieder festgenommen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den eritreischen Präsidenten und bitten Sie ihn, Aster Fissehatsion und alle weiteren gewaltlosen politischen Gefangenen entweder freizulassen oder einer international als Straftat anerkannten Handlung anzuklagen. Fordern Sie ihn zudem auf, umgehend den Verbleib und das Schicksal aller gewaltlosen politischen Gefangenen öffentlich zu machen und ihnen Zugang zu ihren Familien und Rechtsbeiständen zu gewähren.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Tigrinya, Englisch oder auf Deutsch an:
Isaias Afewerki
Office of the President
PO Box 257
Asmara
ERITREA
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: 00 291 - 112 51 23
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT DES STAATES ERITREA
Herrn Yohannes Woldu Habtemikael, I. Sekretär
Stavangerstraße 18
10439 Berlin
Fax: 030 - 44 67 46 21
E-Mail: embassyeritrea@t-online.de

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2015

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