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AKTION/1262: Briefe gegen das Vergessen, Oktober/November 2012


amnesty journal 10/11/2012 - Das Magazin für die Menschenrechte

Briefe gegen das Vergessen - Aktion der Monate Oktober/November 2012

- Brasilien - Nilcilene Miguel de Lima
- Indonesien - Munir Said Thalib
- Saudi-Arabien - Siti Zainab Binti Duhri Rupa



Tag für Tag werden Menschen gefoltert, wegen ihrer Ansichten, Hautfarbe oder Herkunft inhaftiert, ermordet, verschleppt oder man lässt sie "verschwinden". AMNESTY INTERNATIONAL veröffentlicht regelmäßig an dieser Stelle drei Einzelschicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden.

Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

Sollten Sie eine Antwort auf Ihr Appellschreiben erhalten, schicken Sie bitte eine Kopie an AMNESTY INTERNATIONAL.

AMNESTY INTERNATIONAL
Zinnowitzer Str. 8, 10115 Berlin
Tel.: 030-42 02 48-0, Fax: 030-42 02 48-488
E-mail: info@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft (BfS) Köln,
Kto.-Nr.: 8090100, BLZ: 370 205 00
oder Postbank Köln,
Kto.-Nr.: 22 40 46-502, BLZ 370 100 50
BIC: BFSWDE33XXX
IBAN: DE23370205000008090100

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BRASILIEN

Nilcilene Miguel de Lima

Nilcilene Miguel de Lima ist die Vorsitzende eines Zusammenschlusses, der die Interessen von 800 Kleinbauernfamilien vertritt. Sie setzt sich außerdem gegen die illegale Abholzung der Wälder in der Region Lábrea im Bundesstaat Amazonas ein. In der Vergangenheit wurde sie deshalb mehrmals bedroht und geschlagen. Ihr Haus wurde niedergebrannt. Sie musste sich infolgedessen in Sicherheit bringen und hält sich im Moment versteckt.

Vor ihrer Flucht lebte sie in einer einfachen Hütte ohne Strom, Telefon und fließendes Wasser. Zusammen mit ihrem Mann pflanzte sie auf einem kleinen Stück Land Maniok an.

Die Drohungen gegen Nilcilene Miguel de Lima begannen 2009, als sie sich erstmals gegen illegale Holzfällerarbeiten aussprach. Die örtliche Gemeinschaft berichtete, dass die Holzfäller bewaffnete Gruppen anheuerten. Diese schikanierten und schüchterten die lokalen Kleinbauern ein. Seit 2007 sind in der Gegend mindestens sechs Kleinbauern getötet worden, weil sie sich gegen das Vorgehen der Holzfäller wehrten.

Nach einem Angriff im Mai 2010 trug Nilcilene Miguel de Lima am ganzen Körper Prellungen davon. Im Juni 2010 wurde sie erneut geschlagen. Kurze Zeit später flüchtete sie. Als sie zurückkehrte, war ihr Haus niedergebrannt und ihre Ernte zerstört.

Im Oktober 2011 stellte ihr die brasilianische Regierung bewaffnete Wachen zur Seite. Dennoch erhielten sowohl Nilcilene Miguel de Lima als auch ihre Angehörigen weiter Drohungen. Nilcilene Miguel de Lima musste ein weiteres Mal flüchten und lebt nun versteckt. Ihr Wunsch ist es, nach Hause zurückkehren zu können.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den brasilianischen Justizminister und fordern Sie ihn auf, in Absprache mit Nilcilene Miguel de Lima ihre Sicherheit zu gewährleisten. Dringen Sie auch darauf, dass alle Drohungen gegen sie umfassend untersucht werden und die Verantwortlichen zu Rechenschaft gezogen werden.

Schreiben Sie in gutem Portugiesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Exmo. Sr. José Eduardo Martins Cardozo
Ministro da Justiça
Esplanada dos Ministérios
Bloco "T", 4º andar
70.712-902 - Brasília/DF
BRASILIEN
(Anrede: Exmo. Sr. Ministro / Sehr geehrter Herr Justizminister)
(Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Föderativen Republik Brasilien
S.E. Herrn Everton Vieira Vargas
Wallstraße 57, 10179 Berlin
Fax: 030 - 7262 83-20 oder -21
E-Mail: brasil@brasemberlim.de


INDONESIEN


Munir Said Thalib

Vor acht Jahren wurde der Menschenrechtsverteidiger Munir Said Thalib getötet. Bis heute haben die indonesischen Behörden die Verantwortlichen der Tat nicht zur Rechenschaft gezogen. Munir Said Thalib wurde am 7. September 2004 auf einem Flug von Jakarta in die Niederlande tot aufgefunden. Die Autopsie der niederländischen Behörden ergab, dass er mit Arsen vergiftet worden war.

Munir Said Thalib war einer der bekanntesten Menschenrechtler Indonesiens und hatte zu zahlreichen Fällen "verschwundener" Aktivisten gearbeitet. Er war Mitbegründer von zwei Menschenrechtsorganisationen und an der Aufdeckung von Menschenrechtsverletzungen des Militärs in Aceh und Timor-Leste (früher Osttimor) beteiligt. Außerdem empfahl er der Regierung die Strafverfolgung von namentlich genannten hochrangigen Beamten. Im September 1999 wurde er in den Untersuchungsausschuss zu Menschenrechtsverletzungen in Osttimor berufen (KPP-HAM).

Aufgrund seiner Menschenrechtsarbeit war Munir Said Thalib ständig in Gefahr. Im August 2003 explodierte eine Bombe vor seinem Haus in Jakarta. 2002 und 2003 griffen aufgebrachte Menschenmengen das Büro an, in dem er arbeitete. Inzwischen sind drei Personen der Verstrickung in den Tod von Munir Said Thalib schuldig gesprochen worden, doch glaubwürdigen Angaben zufolge wurden die auf höchster Ebene Verantwortlichen für seinen Tod bislang nicht zur Rechenschaft gezogen. Indonesische Menschenrechtsverteidiger werden nach wie vor eingeschüchtert, bedroht und angegriffen. Sie gehen davon aus, dass sie besser geschützt wären, wenn alle an der Tötung von Munir Said Thalib Beteiligten zur Verantwortung gezogen würden.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Indonesien und dringen Sie auf eine unabhängige Untersuchung der Tötung von Munir Said Thalib und darauf, alle Verantwortlichen, auch die hochrangigen, in fairen Prozessen vor Gericht zu stellen. Fordern Sie den Präsidenten höflich auf, die legitime Arbeit von Menschenrechtsverteidigern anzuerkennen und öffentlich zu unterstützen und jede Art von Schikane oder Angriffen gegen sie zu verurteilen.

Schreiben Sie in gutem Indonesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
President Susilo Bambang Yudhoyono
Istana Merdeka
Jakarta 10110
INDONESIEN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Indonesien
S.E. Herrn Eddy Pratomo
Lehrter Straße 16-17, 10557 Berlin
Fax: 030 - 4473 7142
E-Mail: über die Website Kontaktformular:
http://www.botschaft-indonesien.de/de/kontak/kontakt.php


SAUDI-ARABIEN

Siti Zainab Binti Duhri Rupa

Siti Zainab Binti Duhri Rupa ist in Gefahr, hingerichtet zu werden. Seit 1999 befindet sie sich im Gefängnis von Medina. Sie soll an einer psychischen Erkrankung leiden. Amnesty International hat die Behörden aufgefordert, das Todesurteil umzuwandeln.

Indonesischen Quellen zufolge gestand Siti Zainab Binti Duhri Rupa, im November 1999, ihre Arbeitgeberin erstochen zu haben. Siti Zainab Binti Duhri Rupa ist indonesische Staatsangehörige und Mutter von zwei Kindern. In den Verhören sagte sie aus, dass sie von ihrer Arbeitgeberin misshandelt worden sei. Bei den Verhören hatte die Polizei den Eindruck, dass Siti Zainab Binti Duhri Rupa unter einer psychischen Krankheit litt. Zu keiner Zeit hatte sie Zugang zu einem Rechtsbeistand oder Konsulatsangehörigen.

Vor ihrer Festnahme hatte Siti Zainab Binti Duhri Rupa zwei Briefe verschickt, in denen sie berichtete, dass ihre Arbeitgeberin und deren Sohn sich ihr gegenüber grausam verhalten hatten.

Amnesty International fordert die saudi-arabischen Behörden schon seit 1999 auf, das Todesurteil umzuwandeln. Laut Resolution 2004/67 des UN-Menschenrechtsausschusses darf die Todesstrafe nicht gegen Personen verhängt oder an ihnen vollstreckt werden, wenn diese an einer psychischen Erkrankung leiden.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den saudi-arabischen König, in denen Sie Ihre Sorge um die Gesundheit von Siti Zainab Binti Duhri Rupa ausdrücken und auf die Umwandlung des Todesurteils dringen. Bitten Sie nachdrücklich darum, dass ihr ein Rechtsbeistand sowie eine Übersetzerin bzw. Dolmetscherin zur Verfügung gestellt werden. Siti Zainab Binti Duhri Rupa muss zudem medizinisch versorgt werden und mit Vertretern des indonesischen Konsulats in Kontakt treten können.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
His Majesty King Abdullah bin Abdul Aziz Al Saud
The Custodian of the two Holy Mosques
Office of His Majesty The King
Royal Court
Riyadh
SAUDI-ARABIEN
(Anrede: Your Majesty / Majestät)
Fax: 00 966 - 1403 31 25 (über das Innenministerium)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an: Botschaft des Königreichs Saudi-Arabien S.E. Herrn Prof. Dr. med Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi Tiergartenstr. 33-34, 10785 Berlin Fax: 030 - 8892 5179 oder 030 - 8892 5176 E-Mail: deemb@mofa.gov.sa

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Quelle:
amnesty journal, Oktober/November 2012, S. 78-79
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Redaktionsanschrift: Amnesty International, Redaktion amnesty journal,
Postfach 58 01 61, 10411 Berlin, E-Mail: ai-journal@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2012