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AKTION/1260: Urgent Action - Iran, Zehn Männer wegen Drogendelikten hingerichtet


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-165/2012-3, AI-Index: MDE 13/068/2012, Datum: 6. Novemober 2012 - mr

Iran
Zehn Männer wegen Drogendelikten hingerichtet

Weitere Informationen zu UA-165/2012 (MDE 13/035/2012, 8. Juni 2012, MDE 13/056/2012, 3. August 2012, und MDE 13/066/2012, 19. Oktober 2012)



Herr SAEED SEDEGHI
zehn weitere zum Tode verurteilte Männer

Saeed Sedeghi, ein wegen eines Drogendelikts zum Tode verurteilter Verkäufer, ist zusammen mit neun weiteren Männern am 22. Oktober im Iran hingerichtet worden.

Am Morgen des 22. Oktober sind Saeed Sedeghi und neun weitere Männer - die im Zusammenhang mit Drogendelikten zum Tode verurteilt worden waren - im Teheraner Evin-Gefängnis hingerichtet worden. Die Vollstreckung der Todesurteile fand statt, obwohl Amnesty International, MenschenrechtsexpertInnen der UN sowie weitere Organisationen die iranischen Behörden aufgefordert hatten, die Männer nicht hinzurichten. Die ursprünglich für den 11. Oktober anberaumten Hinrichtungen wurden anfangs auf den 13. Oktober verschoben. Am Morgen des 13. Oktober teilte man den Familien mit, dass keines der Todesurteile vollstreckt worden sei. Die Familie von Saeed Sedeghi wusste nicht, was mit ihm geschehen war, bis sie ihn am 21. Oktober ein letztes Mal besuchen durfte.

Saeed Sedeghis Familie berichtete Amnesty International, dass er nach eigenen Angaben im Gefängnis gefoltert worden war, nachdem man die Hinrichtung verschoben hatte. Zu der Folter gehörte auch eine Scheinhinrichtung. Saeed Sedeghi hatte seiner Familie auch berichtet, dass man ihn zwingen wollte, vor laufender Kamera ein "Geständnis" abzulegen, er sich aber geweigert habe, dies zu tun.

Das Urteil gegen Saeed Sedeghi erging während eines unfairen Gerichtsverfahrens am 26. Mai 2012 vor der Abteilung 30 des Teheraner Revolutionsgerichtshofs. Sein Rechtsbeistand war ihm von den Behörden zugeteilt worden und hatte bis zum Beginn des Prozesses weder Kontakt zu Saeed Sedeghi noch Zugang zu den Akten des Falls. Nach einem siebentägigen Verfahren verhängte das Gericht am 2. Juni die Todesstrafe gegen ihn, weil er gemeinsam mit drei weiteren Männern des Handels und Besitzes von 512 kg Methamphetaminen für schuldig befunden worden war. Darüber hinaus verurteilte das Gericht Saeed Sedeghi zu einer Geldstrafe von zwei Millionen Rial (umgerechnet rund 122 Euro) und 20 Peitschenhieben wegen Besitzes von 21 Gramm Opium und Marihuana. Am 28. Juli wurde Saeed Sedeghi der Abteilung 30 des Revolutionsgerichtshofs in Teheran vorgeführt. Dort unterzeichnete er ein Dokument, in dem er offenbar darüber informiert wurde, dass sein Todesurteil vollstreckt werden würde.

Am 23. Oktober äußerten sich der UN-Sonderberichterstatter über die Lage der Menschenrechte im Iran, Ahmed Shaheed, der Sonderberichterstatter über außergerichtliche, summarische oder willkürliche Hinrichtungen, Christof Heyns, und der Sonderberichterstatter über Folter, Juan E. Méndez, empört über die Exekution von Saeed Sedeghi und neun weiteren Männern. Die drei Sonderberichterstatter hatten den Iran am 12. Oktober gemeinsam aufgefordert, von der Hinrichtung von insgesamt elf Männern abzusehen. Sie riefen die iranischen Behörden nun auf, "mit sofortiger Wirkung ein offizielles Hinrichtungsmoratorium zu verhängen, insbesondere bei Verurteilungen wegen Drogendelikten". Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge ist es möglich, dass das Todesurteil des elften Mannes in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt wurde. Der Mann ist Amnesty bekannt und sollte gemeinsam mit Saeed Sedeghi und den übrigen neun Männern am 13. Oktober hingerichtet werden. Seine Familie konnte bisher noch nichts über sein Schicksal in Erfahrung bringen.

Der Bruder von Saeed Sedeghi, Majid Sedeghi, wurde am 11. Oktober von Sicherheitskräften in Zivil festgenommen, nachdem er am Tag zuvor in Interviews mit BBC Persian und Voice of America über Saeed Sedeghi gesprochen hatte. Der Verbleib von Majid Sedeghi war unmittelbar nach seiner Festnahme noch unklar, seine Familie fand jedoch später heraus, dass er im Evin-Gefängnis festgehalten wurde. Majid Sedeghi kam am 15. Oktober gegen Kaution frei, ihm könnten jedoch noch eine Anklage und ein Gerichtsverfahren drohen.

Vielen Dank allen, die versucht haben, mit Appellschreiben die Hinrichtungen zu verhindern.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-165/2012-3, AI-Index: MDE 13/068/2012, Datum: 6. Novemober 2012 - mr
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2012