Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → AMNESTY INTERNATIONAL

AKTION/1177: Briefe gegen das Vergessen - August/September 2012


amnesty journal 08/09/2012 - Das Magazin für die Menschenrechte

Briefe gegen das Vergessen - Aktion der Monate August/September 2012

- Palästinensische Autonomiegebiete - Sechs palästinensische Männer
- Rumänien - 350 Menschen
- Gambia - Dr. Amadou Scattred Janneh




PALÄSTINENSISCHE AUTONOMIEGEBIETE

Sechs palästinensische Männer

Von sechs palästinensischen Männern fehlt seit dem 12. März 2002 jede Spur. Zum damaligen Zeitpunkt wurden sie in einer Hafteinrichtung der Palästinensischen Autonomiebehörde in Salfit im Westjordanland festgehalten. Sie standen unter Verdacht, Informationen an israelische Sicherheitskräfte weitergegeben zu haben.

Bei den sechs Männern handelt es sich um 'Ali al-Khdair, Taiseer Ramadhan, Nazem Abu 'Ali, Shaker Saleh, Ismail Ayash und Mohammad Alqrum. Von einer offiziellen Anklageerhebung gegen die Männer ist nichts bekannt.

Vor ihrem Verschwinden waren die Männer von ihren Familien im Gefängnis besucht worden. Die Verwandten berichteten von Folterspuren, die darauf hindeuteten, dass die Männer in schmerzhaften Positionen gefesselt worden waren.

Später wurden die Familien von palästinensischen Sicherheitskräften unterrichtet, dass die sechs Männer aus der Hafteinrichtung entkommen und in Richtung Israel geflohen seien. Seitdem warten die Familienangehörigen jedoch vergeblich auf eine Nachricht ihrer Söhne, Ehemänner und Brüder. Es wird gemutmaßt, dass die Männer in der Haft zu Tode gekommen sind. Vertreter der palästinensischen Autonomiebehörde rieten den Familien auf informellem Wege dazu, die Suche aufzugeben. Bislang ist weder eine Untersuchung eingeleitet noch irgendjemand wegen der Folter und des Verschwindenlassens der Männer zur Verantwortung gezogen worden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiegebiete. Fordern Sie ihn auf, eine gründliche Untersuchung der Berichte über die Folter und das spätere Verschwindenlassen von 'Ali al-Khdair, Taiseer Ramadhan, Nazem Abu 'Ali, Shaker Saleh, Ismail Ayash und Mohammad Alqrum einzuleiten. Bitten Sie ihn mit Nachdruck, die Ermittlungsergebnisse zu veröffentlichen. Appellieren Sie an den Präsidenten, jeden, der für die Folter an den Männern verantwortlich ist, in einem fairen Verfahren vor Gericht zu bringen.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
His Excellency Mahmoud Abbas
Office of the President
Ramallah
PALÄSTINENSISCHE AUTONOMIEBEHÖRDE
Fax: (0097) 22 296 31 79
E-Mail: info@president.ps
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Palästinensische Diplomatische Mission
S. E. Herrn Salah Abdel Shafi
Ostpreußendamm 170
12207 Berlin
Fax: (030) 20 61 77-10
E-Mail: info@palaestina.org


RUMÄNIEN

350 Menschen

Am 17. Dezember 2010 wurden etwa 350 Menschen aus 76 Familien von den örtlichen Behörden aus dem Zentrum der rumänischen Stadt Cluj-Napoca vertrieben. Die meisten von ihnen sind Roma.

Vierzig dieser Familien wurden in Wohnungen in der Gegend Pata Rat am Stadtrand umgesiedelt. Die Unterkünfte befinden sich in unmittelbarer Nähe der städtischen Mülldeponie und einer ehemaligen Lagerstätte für chemische Abfälle. Es gibt zwar eine Müllabfuhr sowie Trinkwasser und Strom, doch die Versorgung mit warmem Wasser und Gas ist nicht gewährleistet und ein Bewohner berichtete: "Das Zimmer ist sehr klein. Von außen dringt Wasser durch die Wände. Es ist wirklich schlimm, ein Albtraum. An einem solchen Ort kann eine Familie nicht leben. Neben mir wohnt eine Familie mit 13 Menschen, darunter elf Kinder, in nur einem einzigen Zimmer." Die nächste Bushaltestelle liegt etwa 2,5 Kilometer entfernt, wodurch den Anwohnern der Zugang zu Bildung, Arbeit, Krankenversorgung oder anderen grundlegenden Diensten erschwert wird.

Den übrigen 36 Familien wurden keine Ersatzunterkünfte angeboten. Sieben Familien sind bei Verwandten in den bereits überfüllten Wohnungen in Pata Rat untergekommen. Den 29 weiteren Familien gestatteten die örtlichen Behörden den Bau improvisierter Unterkünfte in der Nähe der zur Verfügung gestellten Wohnräume. Dort stehen ihnen jedoch weder Strom noch Wasser oder sanitäre Anlagen zur Verfügung. Von der Stadtverwaltung haben sie lediglich eine mündliche Zusicherung erhalten und leben daher in täglicher Angst vor einer drohenden Zwangsräumung.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Bürgermeister von Cluj-Napoca. Bitten Sie ihn eindringlich, in ernsthafte Konsultationen mit allen in Pata Rat lebenden Familien zu treten, um eine langfristig ausgerichtete alternative Unterbringung zu erarbeiten. Fordern Sie ihn auf, den Betroffenen die Inanspruchnahme von Rechtsmitteln zu ermöglichen und ihnen Wiedergutmachung anzubieten, um sie für die durch die Zwangsräumung erlittenen Verluste und das ihnen hierdurch zugefügte Leid zu entschädigen. Dringen Sie auf ein gesichertes Wohnrecht und hinreichenden Zugang zu Versorgungsbetrieben und Dienstleistungen.

Schreiben Sie in gutem Rumänisch, Englisch oder auf Deutsch an:
BÜRGERMEISTER VON CLUJ-NAPOCA
Herrn Emil Boc
Primar Cluj-Napoca
Strada Motilor 3
Cluj-Napoca
RUMÄNIEN
E-Mail: internationaldivision@primariaclujnapoca.ro
(Betreff: "Emil Boc, dem Bürgermeister von Cluj-Napoca, zur Kenntnis [In atentia primarului orasului Cluj-Napoca, Emil Boc]")
(korrekte Anrede: Dear Mayor / Sehr geehrter Herr Bürgermeister)
Fax: (0040) 264 430240

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT VON RUMÄNIEN
S. E. Herrn Dr. Lazar Comanescu
Dorotheenstraße 62-66
10117 Berlin
Fax: (030) 212 39 199
E-Mail: office@rumaenische-botschaft.de


GAMBIA

Dr. Amadou Scattred Janneh

Weil Dr. Amadou Scattred Janneh T-Shirts mit der Aufschrift "Für ein sofortiges Ende der Diktatur!" besaß, muss der Aktivist eine lebenslange Freiheitsstrafe absitzen. Er wurde am 7. Juni 2011 festgenommen und wegen "willentlicher Erzeugung und Verbreitung von Hass, Missachtung oder Abneigung gegen die Person des Präsidenten oder die Regierung von Gambia" unter Anklage gestellt. Amnesty International betrachtet Dr. Amadou Scattred Janneh als gewaltlosen politischen Gefangenen.

Am 16. Januar 2012 wurde Dr. Janneh, ehemals Minister für Information und Kommunikation in Gambia, schließlich zu lebenslangem Freiheitsentzug mit Zwangsarbeit verurteilt. Die T-Shirts waren von der Nichtregierungsorganisation Coalition for Change - The Gambia hergestellt und verbreitet worden. Aktivisten und Journalisten werden in Gambia regelmäßig diskriminiert und bedroht. Dazu zählen Beleidigungen, Drangsalierungen, rechtswidrige Festnahmen und Inhaftierungen, Folter, unfaire Gerichtsverfahren und Morddrohungen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten der Republik Gambia. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung von Dr. Amadou Scattred Janneh. Machen Sie den Präsidenten darauf aufmerksam, dass die Festnahme und Verurteilung von Dr. Janneh seine Rechte auf freie Meinungsäußerung, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit verletzt.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
PRÄSIDENT
Dr. Alhaji Yahya Jammeh
Private Mail Bag
State House
Banjul
GAMBIA
(korrekte Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 220) 42 20 34
E-Mail: info@statehouse.gm

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT DER REPUBLIK GAMBIA
S. E. Herrn Mamour A. Jagne
126, Avenue Franklin D. Roosevelt
1050 Brüssel
BELGIEN
Fax: (0032) 2 64 63 277
E-Mail: mamour@gambiaembassy.be oder info@gambiaembassy.be

*

Tag für Tag werden Menschen gefoltert, wegen ihrer Ansichten, Hautfarbe oder Herkunft inhaftiert, ermordet, verschleppt oder man lässt sie "verschwinden". AMNESTY INTERNATIONAL veröffentlicht regelmäßig an dieser Stelle drei Einzelschicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden.

Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

Sollten Sie eine Antwort auf Ihr Appellschreiben erhalten, schicken Sie bitte eine Kopie an AMNESTY INTERNATIONAL.

AMNESTY INTERNATIONAL
Postfach, 53108 Bonn
Tel.: 0228/98 37 30, Fax: 0228/63 00 36
E-mail: info@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft (BfS) Köln,
Kto.-Nr.: 8090100, BLZ: 370 205 00
oder Postbank Köln,
Kto.-Nr.: 22 40 46-502, BLZ 370 100 50

*

Quelle:
amnesty journal, August/September 2012, S. 64-65
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Redaktionsanschrift: Amnesty International, Redaktion amnesty journal,
Postfach 58 01 61, 10411 Berlin, E-Mail: ai-journal@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de
 
Das amnesty journal erscheint monatlich.
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Nichtmitglieder können das amnesty journal für
30 Euro pro Jahr abonnieren.
Ein Einzelheft kostet 4,80 Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2012