ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-0163/2012, AI-Index: AMR 41/040/2012, Datum: 6. Juni 2012 - mr
Mexiko
Mutter und Sohn von Polizei drangsaliert
Frau GUADALUPE MELÉNDEZ
Herr IGNACIO ZAID ROSALES LÓPEZ (ihr Sohn)
und weitere Familienmitglieder
Eine Mexikanerin ist von Angehörigen der Polizei des Bundesstaates Chihuahua eingeschüchtert worden und einer ihrer Söhne wurde vorübergehend willkürlich inhaftiert. Dies könnte eine Vergeltungsmaßnahme für die Bemühungen der Familie sein, Gerechtigkeit für einen weiteren Sohn zu fordern, der sich derzeit in Haft befindet.
Am 31. Mai nahmen PolizistInnen des Bundesstaates Chihuahua (agentes ministeriales) Ignacio Zaid Rosales López bei ihm zuhause in der im Norden Mexikos gelegenen Stadt Ciudad Juárez ohne Haftbefehl fest. Amnesty International wurde berichtet, dass die PolizeibeamtInnen angaben, sie suchten nach einem Bruder von Ignacio Zaid Rosales López, der angeblich an einer Sachbeschädigung beteiligt gewesen sein soll. Die BeamtInnen weigerten sich, mehr dazu zu sagen und wollten nicht einmal den Namen des Bruders, den sie vermeintlich suchten, nennen.
Kurze Zeit später suchten dieselben PolizeibeamtInnen Guadalupe Meléndez, die Mutter von Ignacio Zaid Rosales López, auf. Sie hielt sich gerade im Garten hinter dem Haus auf, als drei BeamtInnen hereinkamen und sie mit vorgehaltener Waffe aufforderten, ihnen zu sagen, wo sich ihr Sohn Ismael aufhalte. Sie erklärte, dass ihr Sohn nicht bei ihr wohne, doch die PolizistInnen herrschten sie an, sie solle den Mund halten oder sie würden sie festnehmen. Zwei weitere BeamtInnen kamen ins Haus und fragten, wo Ismael sei. Sie sagte ihnen, dass sie als Zeugin unter Schutz stehe und die BeamtInnen sich an ihre PersonenschützerInnen vom Büro der Generalstaatsanwaltschaft wenden müssten. Guadalupe Meléndez erhält Schutz im Zusammenhang mit der Strafverfolgung ihres Sohnes Israel Arzate. Als sie aus dem Haus trat, um sich an die PersonenschützerInnen zu wenden, sah sie, dass Ignacio Zaid Rosales López in einem der vier Pickups der Polizei vor ihrem Haus festgehalten wurde. Sie forderte die BeamtInnen auf, ihr zu erklären, warum man ihn festhalte, doch die BeamtInnen weigerten sich und fuhren sofort davon.
Guadalupe Meléndez ging zu mehreren Behörden, um herauszufinden, wohin ihr Sohn Ignacio Zaid Rosales López gebracht worden war. Die Staatsanwaltschaft von Chihuahua (Fiscalía General de Justicia del estado) gab ihr die Auskunft, es gäbe keine Unterlagen über eine Inhaftierung von Ignacio Zaid Rosales López. Sie begab sich daraufhin zur Abteilung für Erpressungsfälle. Dort wurde ihr mitgeteilt, dass man Ignacio Zaid Rosales wieder nach Hause gebracht habe und er zu keiner Zeit offiziell festgenommen worden war. Bei ihrer Rückkehr fand sie Ignacio Zaid Rosales zuhause vor. Er erzählte seiner Mutter, dass die BeamtInnen ihn eingeschüchtert und in die Rippen geschlagen hätten.
Die Familie geht davon aus, dass die Ereignisse des 31. Mai mit dem Fall von Guadalupe Meléndez' Sohn Israel Arzate in Verbindung stehen. Er befindet sich im Gefängnis, weil ihm eine Beteiligung an einem 2010 geschehenen Massenmord an 15 Menschen, überwiegend sehr jungen Studierende, in Villas de Salvarcar in Ciudad Juárez vorgeworfen wird. Seit seiner Festnahme beteuert er vehement seine Unschuld und gibt an, dass er gefoltert wurde, um ein "Geständnis" von ihm zu erzwingen. Seine Familie und seine rechtliche Vertretung fordern eine umfassende Untersuchung der Foltervorwürfe und den Ausschluss vom Gerichtsverfahren der unter Zwang erfolgten Aussage. Die Nationale Menschenrechtskommission hat die Folterung bestätigt.
Guadalupe Meléndez steht seit März 2010 unter Personenschutz, angeordnet von der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Fall ihres Sohnes Israel Arzate.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2012