Schattenblick →INFOPOOL →BUCH → SACHBUCH

REZENSION/167: Bröckers/Hauß - Fakten, Fälschungen ... des 11.9. (SB)


Mathias Bröckers & Andreas Hauß


Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9.



Rechtzeitig zum zweiten Jahrestag der Flugzeuganschläge in den USA tobt in den deutschen Medien eine regelrechte Schlammschlacht um den "richtigen" Umgang mit jenem Datum, welches nach Meinung der Antiterrorkrieger und der ihnen zu Diensten stehenden Apologeten in der Konzernpresse "die Welt verändert" habe. Seit das große liberale Wochenblatt Deutschlands, Die Zeit, im Frühsommer mit Erschrecken feststellen mußte, daß es mehr als 20 Prozent der Deutschen für möglich hielten, daß die US-Regierung selbst den 11. September inszeniert hat, um beim weltweiten Einsatz militärischer Gewalt freie Hand zu bekommen, läuft im hiesigen Medienbetrieb gegen sogenannte "Verschwörungstheoretiker" eine vermeintlich volksaufklärerische Diffamierungskampagne, die unverkennbar totalitäre Züge aufweist. Den jüngsten Höhepunkt dieser Kampagne stellt die Titelseite der am 8. September erschienen Ausgabe des Spiegels, jener Bild-Zeitung der gehobenen Klassen, dar. Vor einem Foto der brennenden Zwillingstürme des World Trade Center springt die eindeutige Anklage - "VERSCHWÖRUNG 11. SEPTEMBER: Wie Konspirations-Fanatiker die Wirklichkeit auf den Kopf stellen" - sofort ins Auge, um somit jedem, der dieser Tage einen Blick auf die Kioskaushänge wirft, die gesellschaftlich "korrekte" Denkweise zu übermitteln.

Ganz im Mittelpunkt des Streits um das, was am 11. September 2001 in den USA passiert ist, steht bei uns der freie Autor und Journalist Mathias Bröckers. Der ehemalige, langjährige Leiter des Kulturresorts bei der taz hat sich im Herbst 2001 als einer der wenigen deutschen Journalisten nicht die von der Regierung um George W. Bush herausgegebene manichäische Schwarz-Weiß-, Gut-Böse-Interpretation der Flugzeuganschläge einimpfen lassen, sondern statt dessen in seiner damaligen Kolumne für die Onlinepublikation Telepolis eine beispielhafte Skepsis bewahrt und sich von Anfang an akribisch mit den unzähligen Ungereimtheiten der offiziellen Version und den sich daraus ergebenden Fragen auseinandergesetzt. Daraus wurde das 2002 erschienene Buch "Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.", das, hunderttausendmal verkauft, millionenfach gelesen, mit 34 Auflagen in nur acht Monaten zu einem der erfolgreichsten Bücher in der Geschichte des Verlags Zweitausendeins wurde. Schon damals rief die große Resonanz auf die unverhohlene Kritik an der offiziellen Version der Flugzeuganschläge die selbsternannten Sittenwächter der Bundesrepublik auf den Plan. Stephan Austs Spiegel verurteilte das Bröckers-Buch als "Bestseller des Unbehagens". Zuvor hatte der Publizist und bekennende Atlantiker Henryk M. Broder den sich angeblich anti-amerikanischer Ressentiments bedienenden Bröckers als "krankes Gehirn" bezeichnet und ihm den Tod als "Fettfleck an der Hochhauswand" gewünscht - ein Tonfall, der fatal an die politischen Verbalausfälle der Jahre 1918 bis 1945 in Deutschland erinnert.

Zusammen mit dem Friedensforscher und Medienanalytiker Andreas Hauß hat nun Bröckers ein zweites Buch zum Thema 11. September geschrieben, das den Titel "Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9." trägt. Obwohl erst in diesem Juli ebenfalls beim Verlag Zweitausendeins erschienen, hat das neue Bröckers-Werk bis August bereits die fünfte Auflage erreicht. Völlig verdient, wie die Schattenblick-Redaktion meint. Wer vielleicht befürchtet hätte, nach dem ersten Bröckers-Werk sowie den Büchern von Thierry Meyssan, Jean- Charles Brisard/Guillaume Dasquié, Gerhard Wisnewski, Andreas von Bülow und Nafeez Mosaddeq Ahmed wäre zum Thema 11. September bereits alles gesagt und geschrieben worden, der hat sich glücklicherweise getäuscht. Selbst für Kenner der Materie finden sich im Buch von Mathias Bröckers und Andreas Hauß jede Menge interessanter Details, welche dazu geeignet sind, der offiziellen Verschwörungstheorie von den 19 islamistischen Selbstmordattentätern/Flugzeugentführern den letzten Rest an eventueller Plausibilität zu entreißen und den 11. September endgültig als "unglaubliche Gehirnwäscheoperation" zu entlarven.

Recht eindrücklich präsentieren Bröckers und Hauß eine ganze Fülle an Widersprüchen, welche den Verdacht nahelegen, daß es sich bei den mutmaßlichen "Luftpiraten" des 11. Septembers entweder um freiwillige oder nichtsahnende "Marionetten" gehandelt hat, bei denen man bis heute nicht sicher sein kann, ob sie jemals in den vier entführten Maschinen gesessen haben. Zu den Widersprüchen gehört die Tatsache, daß sechs der 19 vom FBI als Täter genannten Personen noch am Leben sind, und zwar im Nahen Osten, und daß es folglich hierbei zu einer Reihe schwerer Fehlidentifizierungen gekommen sein muß. Dieser vom FBI bis heute nicht beseitigte, eklatante Bruch in der offiziellen Version läßt die angeblich eindeutige Identifizierung der restlichen 13 Flugzeugentführer zumindest fraglich erscheinen. Darüber hinaus präsentieren Bröckers und Hauß zahlreiche andere Hinweise, wonach sich hinter den mutmaßlichen Hijackern entweder inoffizielle Mitarbeiter oder Informanten westlicher Geheimdienste verbergen, beziehungsweise es sich um gestohlene Identitäten und damit um Scheinpersonen handelt. Hierzu gehören Augenzeugenberichte und einander widersprechende Angaben, aus denen hervorgeht, daß es mehrere Personen mit den Namen Mohammed Atta und Hani Hanjour gegeben haben muß. Atta soll bekanntlich den American-Airlines-Flug-11 in den WTC-Nordturm, Hanjour den American-Airlines-Flug-77 in das Pentagon gesteuert haben.

Sowohl im Buch von Bröckers und Hauß selbst wie auch im beigefügten, spannenden CD-Dokumentarfilm "Mohammed Atta and the Venice Flying Circus" werden die unter anderem von US-Enthüllungsjournalist Daniel Hopsicker zutage geförderten Fakten über die rätselhafte Ausbildung Hunderter arabischer Flugschüler, darunter auch die Mehrzahl der mutmaßlichen "Luftpiraten" des 11. Septembers, an insgesamt zwei Flugschulen in Florida präsentiert, denen von den Menschen im Sonnenstaat dunkle Verbindungen zur CIA, zur Mafia und zur Bush- Familie nachgesagt werden. Augenzeugen zufolge hat nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon Florida- Gouverneur und Präsidentenbruder Jeb Bush persönlich die Beschlagnahmung und den Abtransport allen Beweismaterials aus der einen dieser Schulen - Rudi Dekkers' Huffman Aviation - beaufsichtigt.

Punkt für Punkt vergleichen Bröckers und Hauß die für Flugzeugentführungen im nordamerikanischen Luftraum damals vorgesehenen Standard-Prozeduren mit dem von Untätigkeit gekennzeichneten Verhalten des US-Militärs am Vormittag des 11. Septembers und kommen dabei unweigerlich zu dem Schluß, daß keine Panne, sondern einzig die Mitwisser- beziehungsweise Mittäterschaft eine plausible Erklärung für die festgestellte Diskrepanz bieten. Als wahrscheinliche Schlüsselfiguren des Komplotts bezeichnen die Autoren Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und US-Luftwaffengeneral Richard Myers. Als kleiner Kritikpunkt muß an dieser Stelle angemerkt werden, daß Myers, der heute Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs ist, am 11. September nicht "Generalstabschef der Armee" (S. 165), sondern genau genommen Stellvertretender Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs und wegen des damaligen Aufenthalts seines unmittelbaren Vorgesetzten Hugh Shelton im Ausland in den entscheidenden Stunden ranghöchster Militär auf dem Territorium der USA war. Ähnliches gilt für General Tommy Franks, der etwas ungenau als "Oberkommandeur der US-Army" (S. 147) bezeichnet wird. Franks' genauer Rang zu diesem Zeitpunkt war der des Oberkommandierenden (Commander-in-Chief) des für den Nahen Osten und Zentralasien zuständigen US-Zentralkommandos.

Wer sich noch an die Dauerbeteuerungen der Bush-Regierung in den Tagen und Wochen nach dem 11. September erinnert, wonach vor dem schrecklichen Ereignis ein Anschlag mit zivilen Flugzeugen "jenseits des Vorstellbaren" (Condoleezza Rice) gelegen haben soll, darf sich von Bröckers und Hauß eines Besseren belehren lassen. Hier nun ein - wenn auch wohl das frappanteste - Beispiel:

Im Oktober 2000 hatten die hauseigenen Einsatzkräfte des Pentagons ein Szenario durchgespielt, bei dem es galt, sich auf den Notfall eines ins Gebäude stürzenden Flugzeugs einzustellen. Dabei griff man auf Modelle zurück, die der Realität, wie sie dann - im Wortsinn - am 11.9. über das Pentagon hereinbrach, äußerst nahe kamen.
Auch das medizinische Personal trainierte, ein paar Monate später, für einen Absturz, bei dem nicht etwa von einer x-beliebigen Maschine ausgegangen wurde, nicht von einer Cessna, nicht von einem Jumbo-Jet oder auch einem Militärflieger, sondern ausgerechnet von einer Boeing 757. Bei dieser Übung im Mai 2001 ging es darum, 'das Pentagon vor einer gelenkten Ersatzrakete ('ersatz guided missile') in Form einer entführten Boeing 757 'zu schützen'.

Zum Beleg dieser Übungen präsentieren Bröckers und Hauß ein damals aufgenommenes Foto vom Pentagon-Modell, in dessen Innenhof überall größere Wrackteile eines Boeing-757-Modells herumliegen. Angesichts der Tatsache, daß beim eigentlichen Anschlag am 11. September 2001 nirgendwo Überreste des American-Airlines-Flug-77 zu sehen waren und diese Maschine der offiziellen Theorie nach "verdampft" sein soll, stellt das Bild des Modell-Wracks im Modell-Pentagon eine absolute Monströsität dar. Bekanntlich hat das fehlende Wrack zur Entstehung der hauptsächlich vom Franzosen Thierry Meyssan vertretenen These geführt, daß die Schäden am Pentagon durch einen Bomben- oder Raketenanschlag entstanden sind.

Recht nachvollziehbar sind die Ausführungen von Bröckers und Hauß hinsichtlich der Frage, ob die Flugzeuganschläge vom 11. September vielleicht nicht von fanatisierten Islamisten, sondern per Fernsteuerung durchgeführt worden sein könnten. Daß letztere Möglichkeit dem US-Militär technisch zur Verfügung stand, steht inzwischen außer Frage. Höchst interessant in diesem Zusammenhang sind die von den Autoren präsentierten Aussagen von Augenzeugen, welche zum fraglichen Zeitpunkt statt Kampfflugzeugen viermotorige Militärmaschinen vom Typ C-130 in der Nähe der Einschlagorte in Virginia - American-Airlines-Flug-77 - und Pennsylvania - United- Airlines-Flug-93 - gesehen haben wollen. Tatsächlich verfügt das US- Militär über mehrere solcher hochgerüsteter C-130-Transportmaschinen, welche als moderne, elektronische Kriegsflugzeuge, ähnlich dem NATO- Modell AWACS, eingesetzt werden können.

Für die mögliche Verwicklung der Bush-Regierung in die Flugzeuganschläge sprechen deren Bemühungen, eine vollständige Aufklärung der Ereignisse rund um den 11. September soweit wie möglich zu verhindern. Die Liste der von Bush und Co. getroffenen Maßnahmen und Vorkehrungen, die zurecht von Bröckers und Hauß angeprangert werden, ist lang. Wie wenig Interesse die Politiker auf dem Capitol an einer umfassenden Aufklärung des größten Massenmords in der US-Geschichte aufbringen, zeigen einige von Bröckers und Hauß präsentierte Zahlen. Für die Untersuchung der Whitewater- und Monica- Levinsky-Affären Bill Clintons hat der Kongreß 65 Millionen Dollar ausgegeben und in die Untersuchung des Absturzes der Weltraumfähre Columbia 50 Millionen Dollar investiert. Dagegen wurde die Untersuchungskommission zum 11. September mit lumpigen 11 Millionen Dollar ausgestattet.

Wer auf die Opfer des Flugzeuganschläge verweist und Mathias Bröckers mit seinen beiden Büchern zum 11. September Anti-Amerikanismus vorwirft, betreibt schamlos billige wie durchsichtige Polemik. Tatsächlich steht Bröckers mit seinen beiden Werken den Opferfamilien weitaus näher als die vermeintlichen Moralapostel hierzulande. In den USA sind es gerade die Hinterbliebenen der Opfer vom 11. September, die gegen die Vertuschungsmaßnahmen der Bush-Regierung Sturm laufen und die für die mutige Arbeit von Journalisten wie Bröckers und Hauß mehr als dankbar sind. Vor diesem Hintergrund kann man jedem, der sich wünscht, daß es niemals wieder zu so einem Ereignis wie dem 11. September kommt, das neue Buch von Bröckers empfehlen, denn wenn überhaupt, dürfte das unsägliche Täuschungsmanöver "Antiterrorkrieg", der nach Ansicht seiner Befürworter Jahrzehnte dauern soll, nur durch Aufklärung und Abgeklärtheit der breiten Massen zu stoppen sein. In diesem Zusammenhang ist Zweitausendeins, Mathias Bröckers und Andreas Hauß zu wünschen, daß sie mit ihrer Klage wegen des tendenziösen Beitrags des NDR-Magazins Panorama vom 21. August - darin war Bröckers, Andreas von Bülow und Gerhard Wisnewski fälschlicherweise unterstellt worden, sie hingen wie Neofaschist Horst Mahler der Theorie von der "jüdischen Weltverschwörung" an - einen eindeutigen und unmißverständlichen Sieg davontragen.

9. September 2003


Mathias Bröckers & Andreas Hauß
Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9.
Verlag Zweitausendeins, Frankfurt am Main, 2003
325 Seiten, 14,90 Euro
ISBN 3-86150-604-1