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ENGLISCH/491: Achtung Kommafehler! (IV) Britische Kommas (SB)


" A C H T U N G      K O M M A F E H L E R ...! "


4. Wo nur im Englischen ein Komma steht



Wann im Unterschied zur deutschen Regel im Englischen das Komma weggelassen wird, es genauer gesagt sogar grammatisch falsch wäre, eines zu setzen, haben wir schon ausführlich in den letzten Folgen besprochen:

ENGLISCH/483: Achtung Kommafehler! (I) Punctuation Refreshment
ENGLISCH/486: Achtung Kommafehler! (II) Kein Komma ist ein Standpunkt
ENGLISCH/488: Achtung Kommafehler! (III) Kommas relativ gesetzt


Tatsächlich wird in der englischen Grammatik nicht so viel Wert auf die Regelung der Kommasetzung gelegt, wie wir es im Deutschen kennen, und deshalb macht dieses Thema eigentlich auch nicht so viel Probleme. Das heißt jedoch nicht, daß es dazu nicht doch noch einiges zu sagen gäbe.

Es gibt sie nämlich schon, die Kommaregeln im Englischen. Genaugenommen sind es, von den im letzten Beitrag erwähnten nicht notwendigen Relativsätzen einmal abgesehen (wir erinnern uns: Mr. Benson, who liked long walks, met Mr. Hudson), drei wichtige Regeln, die ein Komma vorschreiben.


1. Bei eingeschobenen adverbialen Bestimmungen, besonders auch bei "moreover", "therefore" und "however", die auch im heutigen Englisch immer noch gerne so verwendet werden, auch wenn eine entsprechende deutsche Übersetzung dieser Satzkonstruktionen altmodisch und gestelzt klingen würde.

He, therefore, wished to see his uncle.

(Deshalb wollte er seinen Onkel aufsuchen.)

My father, however, did not like it.
(Mein Vater jedenfalls mochte es nicht.)


aber nicht, wenn die adverbiale Bestimmung in den Satzsinn eingebettet ist

It was therefore obvious that agreement was impossible. (Es war daher offensichtlich ...)


2. Statt des deutschen Doppelpunkts bei wörtlicher Rede:

Mrs. Hudson asked, "Where is my husband?"

und schließlich


3. nach der Anrede im Brief, was sich ja inzwischen schon länger auch im Deutschen eingebürgert hat, nur noch im American English:

Dear Auntie Barbara, ...


4. Es gibt jedoch auch den Fall, daß das Komma wie im Deutschen angewendet wird. Zum Beispiel werden auch im Englischen Adverben durch Kommas getrennt, wenn sie ein bestimmtes Objekt bzw. Substantiv näher beschreiben:

A cold, damp, badly, lighted room.

Steht jedoch das letzte Adverb in einer engeren Beziehung zum Substantiv als zu den vorhergegangenen Adverben, schreibt man das Ganze wieder ohne Kommas:

A distinguished foreign author


Wenn zwei Worte oder Ausdrücke mit einem "und" verbunden sind, wird das Komma ebenfalls nicht eingesetzt:

The honourable and learned member.


Sobald es sich jedoch um mehr als zwei Worte handelt werden sie wieder mit Kommas getrennt und diesmal auch vor dem "and" im Unterschied zur deutschen Grammatik:

A great, wise, and beneficient measure.


Dies sollte man jedoch nicht mit Aufzählungen von Objekten verwechseln, wie wir sie schon in der ersten Folge behandelt haben. Erinnern Sie sich?

Do you know if we will be picked up at the station by Steven, James, or Sheila?

or:

Do you know if we will be picked up at the station by Steven, James or Sheila?

Hier machten wir darauf aufmerksam, daß bei Aufzählungen im amerikanischen Englisch die erste Version vorgezogen wird, denn Amerikaner neigen dazu vor allen "and" und "or" noch ein weiteres Komma zu hängen, während die Briten darauf inzwischen meist meist verzichten (2. Version).


5. Wenn eine Präposition mit dem Adverb des "Nebensatzes" in einer bestimmten Verbindung steht, sollte dies ebenfalls durch Kommas deutlich gemacht werden:

In the valley below, the villages looked very small.
(Im Tal unten wirkten die Dörfer winzig klein.)


6. Natürlich können Kommas auch ganz einfach Zahlen und Ziffern trennen, die man sonst vielleicht schlecht getrennt lesen kann:

By 1 January 1993, 10 countries had ratified the Treaty.


Doch sonst wird bei Zahlen weder hinter Hausnummern noch im Datum vor den Jahreszahlen jemals ein Komma gesetzt:

44 High Street

The programme was completed in December 1992.


Das genügt fürs erste, doch glauben Sie nicht, daß dies nun alles war, denn auch, wenn die Briten scheinbar ohne Punkt und Komma reden, finden wir doch die geschriebenen Texte reichlich damit gespickt. Im nächsten Beitrag werden sie endlich erfahren, wann in den sogenannten Bedingungssätzen oder Conditional-Clauses ein Komma gesetzt werden muß, und wann nicht.


Cheerio!

Erstveröffentlichung 2003


23. März 2007