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MELDUNG/054: Bücherreihe "Biblioteca Clásica" um drei Werke erweitert (Universität Trier)


Pressemitteilung Universität Trier vom 28.06.2013

Trierer Romanistin diskutiert mit Nobelpreisträger Vargas Llosa

Königliche spanische Akademie stellt einen von Folke Gernert editierten Band vor



Die von der königlichen spanischen Akademie (Real Academia Española) herausgegebene Bücherreihe "Biblioteca Clásica" wurde um drei Werke erweitert. Dr. Folke Gernert, Romanistin an der Universität Trier, hat den Band "Lozana andaluza" in Zusammenarbeit mit Jacques Joset von der Universität Lüttich editiert. Die drei ergänzenden Werke wurden bei einem in der spanischen Presse viel beachteten Kolloquium im Caixaforum in Madrid präsentiert. Kein Geringerer als der peruanische Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa nahm daran teil und stand für die Ergänzungsbände Pate.

Dr. Folke Gernert und ihre Kollegen Francisco Rico und Luis Gómez Canseco stellten die neu herausgegebenen Bücher "La lozana andaluza", "Guzmán de Alfarache" und "Lazarillo de Tormes" vor. Inhaltlich verbunden sind diese Werke durch Elemente des Schelmenromans sowie der Erotik im weitesten Sinne. Vargas Llosa führte mit Folke Gernert und ihren Kollegen eine lebhafte literarische Debatte. Darin wurde bedauert, dass diese Klassiker in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung verlieren und nur noch von einer akademischen Minderheit gelesen werden, obwohl sie inhaltlich wie sprachlich den Durchschnittleser ansprechen.

Folke Gernert erläuterte die ungewöhnliche Geschichte um den Autoren der "Lozana andaluza": Der Geistliche Francisco Delicado aus Córdoba habe in das Werk seine erschöpfenden Kenntnisse der Unterwelt des ausschweifenden Roms des 16. Jahrhunderts eingebracht. Das Buch sei in Venedig ohne Impressum publiziert worden, Delicado sei aber Jahre danach als Autor aufgetreten. Vargas Llosa führte das Versteckspiel des Autors darauf zurück, dass er vermutlich "Angst hatte. Er war zweifelsohne ein Hurenbock. Er riskierte viel und gleichzeitig muss er sich stolz gefühlt haben. Es ist überraschend, mit welcher Freizügigkeit er die Welt der Prostituierten und Verbrecher ohne moralische Zensur beschreibt", spekulierte der Nobelpreisträger laut einem Bericht der angesehenen Tageszeitung El Pais.

"Es war ein erhebendes Gefühl, Mario Vargas Llosa in seiner unverwechselbaren Sprache von der eigenen Arbeit sprechen zu hören. Die große Resonanz seiner Rede in der spanischen Presse wird zweifelsohne zur Kanonisierung des Werkes von Francisco Delicado beitragen und es fast 500 Jahre nach seiner Entstehung einer breiten Leserschaft zuführen", resümierte Folke Gernert.

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Quelle:
Pressemitteilung: 99/2013 vom 28.06.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2013