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SPRACHE/672: Film-Untertitel helfen beim Sprachenlernen (MPG)


Max-Planck-Gesellschaft - 12. November 2009

Film-Untertitel helfen beim Sprachenlernen

Wer sich Filme im Original ansieht, lernt leichter Englisch. Noch größer ist der Erfolg allerdings, wenn man auch die englischen Untertitel einblendet, wie Forscher jetzt herausgefunden haben. Texte in der eigenen Muttersprache lenken dagegen von den Gesprächen ab


Selbst Menschen, die Englisch als Fremdsprache gut beherrschen, haben immer wieder Schwierigkeiten, Sprachakzente von Filmdarstellern, wie etwa Brad Pitts Südstaatenakzent in Quentin Tarantinos "Inglorious Bastards" zu verstehen. Holger Mitterer vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik und James McQueen von der Radboud Universität in Nijmegen (Niederlande) haben nun nachgewiesen, dass sich das Hörverständnis für Fremdsprachen durch untertitelte Filme verbessern lässt. Das gilt allerdings nur, wenn die Untertitel in der Originalsprache des Films gehalten sind. Eine Untertitelung in der eigenen Muttersprache, wie in einigen europäischen Ländern üblich, ist eher nachteilig, wenn es darum geht, das fremdsprachliche Hörverständnis zu trainieren. (PLOS One, 11. November 2009)


Mitterer und McQueen konnten zum ersten Mal nachweisen, dass sich Zuhörer auf den ungewohnten regionalen Akzent einer Fremdsprache einstellen können. Niederländische Studenten verbesserten ihr Hörverständnis von schottischem oder australischem Englisch bereits nach 25 Minuten Videopräsentation. Die englische Untertitelung des Filmmaterials steigerte diesen Lerneffekt. Eine niederländische Untertitelung wirkte sich dagegen nachteilig aus. Mitterer und McQueen erklären diese Effekte mit früheren Forschungsergebnissen ihrer Gruppe über perzeptuelles Lernen für die Sprachwahrnehmung.


Einstellung auf Akzente

Zuhörer können ihr Wissen darüber, wie Wörter normalerweise klingen, dazu benutzen, um - allgemein, unabhängig von den gehörten Wörtern - die ungewohnt ausgesprochene Sprache entsprechend anzupassen. Das scheint bei einer Untertitelung ebenfalls zuzutreffen. Wenn ein englisches Wort mit schottischem Akzent ausgesprochen wurde, erklärten die englischen Untertitel dem Wahrnehmenden, um welches Wort es ging, und damit auch, wie es üblicherweise klingt. Dadurch wurde es für die Studenten einfacher, sich auf den Akzent einzustellen. Im Gegensatz dazu erfüllten niederländische Untertitel diese Lernfunktion nicht und lenkten die Studenten, indem sie ihnen eine Übersetzung der gesprochenen Inhalte lieferten, von der ungewohnten Aussprache ab.


Hörverständnis fördern

Aus den Ergebnissen lassen sich auch Schlüsse zum besseren Erlernen von Fremdsprachen ziehen. Da fremdsprachliche Untertitel die Gewöhnung Erwachsener an Fremdsprachen offensichtlich fördern, sollten sie auch, wann immer möglich (etwa auf DVDs), eingesetzt werden, um das Hörverständnis beim Erlernen von Fremdsprachen zu verbessern. Da muttersprachliche Untertitelungen dieser Art von Lernen eher im Wege stehen, sollten auch in Fernsehprogrammen fremdsprachliche Untertitel als optionales Angebot zur Verfügung stehen, fordern die Wissenschaftler.
[HM / BA]


Originalveröffentlichung:
Holger Mitterer, James M. McQueen
Foreign Subtitles Help but Native-Language Subtitles Harm Foreign Speech Perception
PLoS ONE 4(11): e7785, 11. November 2009 doi:10.1371/journal.pone.0007785

Weitere Informationen erhalten Sie von:
Holger Mitterer
Max-Planck-Institut für Psycholinguistik, Nijmegen, Niederlande
E-Mail: Holger.Mitterer@mpi.nl


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Quelle:
MPG - Presseinformation G / 2009 (235), 12. November 2009
Herausgeber:
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hofgartenstraße 8, 80539 München
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. November 2009