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SPRACHE/595: Wie Sprache manipuliert und Werte setzt (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 25.02.2009

Wie Sprache manipuliert und Werte setzt

Julia Kuhn zur Professorin für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Jena ernannt


Jena (25.02.09) Hugo Chávez spricht von "Bolivarismo", Nikolas Sarkozy von "kärcheriser" - und beide benutzen diese Wortwahl für ihre konkreten Ziele. Sprache und manipulative Sprachverwendung sind allgegenwärtig - und nicht auf Politik und Wirtschaft beschränkt. Genau diese manipulative Sprachverwendung ist eines der Forschungsgebiete von Prof. Dr. Julia Kuhn von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die neue Professorin für Romanische Sprachwissenschaft hat diese in vielfältigen Zusammenhängen wie politischem Diskurs in Frankreich, dem Wahlkampf in Argentinien und dessen diskursiver Repräsentation, dem kanadischen Werbediskurs in seiner frankophonen und anglophonen Ausprägung, der "chanson engagée" und weiterem untersucht. Wenn sie - auf Grund ihres Sprachenspektrums natürlich grenzüberschreitend - analysiert, wie die Unternehmenskommunikation zur Festigung eines Führungsanspruches und der eigenen Identität genutzt wird, dann macht sie das etwa an der FIAT-Dynastie Agnelli fest. Auch für ihre Diskursanalysen zu Wertgefügen setzt sie auf konkrete (Wirtschafts-)Beispiele, nutzt Medien oder bemüht Texte von Liedermachern.

Doch Diskursanalyse als außergewöhnlich praxisnahes Thema ist bei weitem nicht das einzige Betätigungsfeld der "Universalromanistin", die bereits an mehreren europäischen Universitäten (Cambridge University, Uni Innsbruck, WU Wien, Comenius Uni Bratislava, Uni Zürich) und einigen außereuropäischen Universitäten (Yale University US, York University Toronto Canada, UNAM Mexiko) geforscht und zum Teil auch gelehrt hat. Ihre Wurzeln sieht sie in der Systemlinguistik, von der ausgehend sie sich in Richtung Toponomastik, Determinantensemantik und Diskursanalyse orientiert hat.

Ein ganz zentrales Anliegen sind Julia Kuhn die Studierenden, in denen sie ein enormes Potenzial sieht, dessen Entfaltung ganz im Zentrum ihres akademischen Wirkens und universitären Engagements stehen. Ihr sei es wichtig, "dieses wertvollste Gut unserer Universitäten" optimal zu unterstützen. Ihr Ziel ist es, sagt die Professorin, die für innovative Lehre bereits ausgezeichnet wurde, "das enorme Potenzial der Studierenden zu nutzen und zu fördern" - und beginnt von den Jenaer Studierenden zu schwärmen, die sie dank ihrer Tätigkeit als Vertretungsprofessorin bereits vor ihrer Ernennung intensiv kennen gelernt hat.

Die Offenheit und Begeisterungsfähigkeit, die ihr in Jena entgegengebracht wird, "die traditionelle Gesamtuniversität", das interdisziplinäre Klima sowie die gute Ausstattung der Friedrich-Schiller-Universität waren für sie Motivation, sich unbeeindruckt von anderen laufenden Berufungsverfahren für Jena zu entscheiden. Sie verließ dafür die Wirtschaftsuniversität Wien, an der sie bereits als 31-Jährige als Außerordentliche Universitätsprofessorin zu wirken begonnen hatte.

Die Sprachwissenschafterin, die ihre Wurzeln in der Systemlinguistik sieht und auch eine Übersetzerausbildung abgeschlossen hat, hat seitdem viele Facetten ihres Faches erlebt und untersucht. In ihrer Dissertation, die sie im Rahmen eines Schweizer Nationalfondsprojektes erstellte und 1999 abschloss, beschäftigte sich Kuhn mit rätoromanischen Ortsnamen im heute deutschsprachigen Gebiet. In ihrer 2003 abgeschlossenen Habilitation untersuchte sie die quantifizierende Funktion von Determinanten im Spanischen und Französischen.

Darüber hinaus hat die Neu-Jenaerin bewiesen, dass sie ihr wissenschaftliches Handwerk beherrscht. Dass sie es in Kooperation mit vielen anderen Fachgebieten und an praxisnahen Beispielen praktiziert, das honorieren nicht nur die Studierenden. So stellt Julia Kuhn eine wertvolle Ergänzung des Lehrkörpers am Jenaer Institut für Romanistik dar.

Weitere Informationen unter:
http://www.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution23


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Axel Burchardt, 25.02.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2009