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THEORIE/010: Fachbegriffe von A - Z (SB)


Fachbegriffe von A - Z


A

ACTION CHARACTER
Hauptdarsteller eines Abenteuer-Comics.

ACTION COMIC
Comic mit lebhafter und spannender Handlung: Abenteuer, Verfolgungsjagden, Zweikämpfe etc. Typische Vertreter dieses Genres sind Superhelden-Comics.

ACTION LINES
Aktionslinien. Zeigen in verkürzter Form die einzelnen Phasen eines Bewegungsablaufs, wie sie etwa auf einer mehrfach belichteten Fotografie zu sehen wären. Bei schneller werdendem Tempo geben die Linien die Bwegungsrichtung an.

ADVENTURE STRIP
Abenteuer-Comic. Realistisch gezeichneter Comic mit abenteuerlicher Handlung. Die ersten Abenteuer-Comics waren "Tarzan" und "Buck Rogers". Sie erschienen erstmals am 7.1.1929.

ADZINES
Magazine für Sammler, enthalten hauptsächlich Anzeigen.

ALBUM
Publikationsform für Comics, normalerweise Din A4-Format, Soft- oder Hardcover, 48-72 Seiten Umfang.

ALLROUND-FIGUR
Figur ohne festgelegte Beschäftigung. Kann Detektiv, Abenteurer, Hausmann, Lebenskünstler, etc. sein (z.B. Micky Maus).

ANTHOLOGIE
Heft oder Magazin mit mehreren Comic-Geschichten und/oder Serien in Fortsetzungen.


B

BILDAUFBAU
Je nachdem, um was für einen Comic es sich handelt und an welches Publikum er sich richtet, gibt es unterschiedliche Formen des Bildaufbaus einer Seite. Im Prinzip unterscheidet man drei Grundformen mit jeweils typischen Charakteristika in der Anordnung der Einzelbilder: "Normaufbau", "Fortgeschrittener Aufbau" und "Avantgarde-Aufbau".

Die einfachste Form der Bildaufteilung, der NORMAUFBAU, besteht fast ausschließlich aus Bilderzeilen, die aus mehreren Einzelbildern zusammengesetzt sind. Ganz oder halbseitige Bilder kommen nur selten vor, etwa, wenn es gilt, eine besondere Situation zu betonen. Der Vorteil dieser Bildanordnung liegt in seiner Überschaubarkeit und guten Lesbarkeit, wodurch der Inhalt leicht zu erfassen ist.

Auch der FORTGESCHRITTENE AUFBAU weist im großen und ganzen die Merkmale des zeilenweisen Aufbaus auf, wobei dieses Schema jedoch häufiger durchbrochen wird, z.B. durch hochgestellte, großformatige, ineinander verschachtelte Bilder, oder Figuren die aus Bildern herausragen und/oder in andere hineinreichen. Eine gelungene Bildaufteilung in dieser Manier vermittelt dem Leser das Gefühl einer direkteren Beteiligung als dies beim zeilenweisen Aufbau erreicht wird, wo das Geschehen wie auf einer Bühne frontal vor dem Leser abläuft.

Der AVANTGARDE-AUFBAU, der nur für Erwachsenen-Comics verwendet wird, erfordert einiges an Comic-Lese-Erfahrung. Unter diesem Namen werden alle möglichen experimentellen Darstellungsformen von Comics zusammengefaßt. Ein fortlaufendes stringentes Erfassen des Handlungsablaufs ist hier nicht möglich - und auch nicht beabsichtigt - vielmehr soll der Leser die Seite als ganzes auf sich wirken lassen und interpretieren, wobei ihm mehr Möglichkeiten offenbleiben als bei Comics mit strengerem Bildaufbau. Bei einem gelungenem Avantgarde-Bildaufbau fühlt sich der Leser direkt in das Geschehen versetzt, weil er gleichzeitig verschiedene Aspekte des augenblicklichen Geschehens wahrnimmt.

BREAKDOWNS
Vorzeichnungen.


C

CARTOON
Bilderzählung witzigen Inhalts, die aus einem einzigen Bildgag besteht. Cartoons haben meist keine Sprechblasen und weisen oft keine Bildumrandung auf. Im amerikanischen wird dieses Wort auch als Bezeichnung für Zeichentrickfilme verwendet.

CELS
Einzelbilder von Zeichentrickfilmen, auch Cellos genannt.

COLOR-SEPERATORS
Farbseparierung. Amerikanische Art des Einfärbens. Dabei wird das Farbbild in die drei Grundfarben zerlegt.

COMIC
Amerikanisch für komisch. Das wichtigste Merkmal eines Comics ist, daß er aus einer Bildfolge, also mindestens aus zwei Bildern, besteht. Alle anderen Charakteristika wie Sprechblasen, Bildumrandungen, Lautworte, etc., können, müssen aber nicht Bestandteil eines Comics sein.

COMIC-ADAPTIONEN
Comic-Versionen von Fernsehserien oder Romanen. Eines der frühesten Beispiele für eine Comic-Adaption ist "Tarzan", der erste Abenteuer-Comic, der nach der Romanvorlage von Edgar Rice Burroughs entstand. Heute werden gerne populäre Fernsehserien adaptiert.

COMIC-BOOK
Amerikanische Bezeichnung für Comic-Heft.

COMICS CODE
Mehr oder weniger "freiwillige" Selbstkontrolle der Verleger von Comics mit realistisch gezeichneten Serien in den USA. Entstand in den 50er Jahren als Antwort auf die damals in Unmengen aufgekommenen Horror- und Crime-Comics. Mit dieser Maßnahme sollte der zunehmenden Kritik an Gewaltcomics entgegengewirkt und einem drohenden Verbot des gesamten Mediums zuvorgekommen werden.

Die Instanz, die damals gemeinsam von den betroffenen großen Comic-Verlagen gegründet wurde, nannte sich "Comics Magazine Association of America". Sie stellte den legendären "Comics Code" auf, eine Sammlung von Richtlinien über die inhaltliche Gestaltung von Comics, bei der es sich zwar nicht um einen gesetzlichen Zwang und somit auch nicht um Zensur im eigentlichen Sinne handelte, nach der sich aber in gemeinsamer Absprache alle Verleger zu richten hatten und die somit in ihrer Wirkung einer Zensur gleichkam. Die Verlage gaben ihre Seiten vor dem Druck an die Code-Behörde, die sie durchsah und mit eventuellen Änderungswünschen versehen zurückgab. Durch diese "Vorsorgemaßnahme" ersparten sich die Verleger das Risiko eines kostspieligen nachträglichen Verbots des fertig gedruckten Comic-Books.

COMIC-SUPPLEMENT
Comic-Beilage in Zeitungen.

CONNETICUT SCHULE
Zeichenstil von Mort Walker (Beetle Bailey) und einigen anderen US-Strip-Zeichnern.

COVER
Äußere Umschlagseite eines Comic-Albums oder -Heftes.

CREDITS
Autorennachweis. Namentliche Auflistung der Mitarbeiter eines Comics.

CROSSOVER
Gastauftritt einer Figur aus einer fremden Serie.


D

DAYTIME CHARACTER
Positiv besetzter Heldentyp (Batman, Superman etc.).

DAILY PANEL
Täglich erscheinender Cartoon mit gleichbleibenden Figuren oder Themen.

DAILY STRIP
Täglicher Zeitungscomic.

DONALDISTEN
sind im Verein D.O.N.A.L.D., der "Deutschen Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus" organisiert. D.O.N.A.L.D. kümmert sich laut Satzung um "die Pflege, Förderung und Verbreitung Donaldistischen Sinngutes". Die Mitglieder, die den Zeichner Carl Barks verehren, widmen sich der selbstgestellten Aufgabe, aus seinen Geschichten alles herauszufiltern, was als Hinweis auf ein parallel zu unserer Welt existierendes "Duckoversum" gelten kann.


E

EDITOR
Überwacht die Herstellung eines Comics.

EDITORIAL CARTOON
Politische Karikatur.

ERWACHSENEN-COMIC
Bezeichnet Comics, die sich inhaltlich an ein erwachsenes Publikum richten. Der Begriff entstand, da Comics früher gerne als alleinige Kinder- und Jugendlektüre angesehen wurden und sagt weder etwas über die Qualität noch über das Genre aus. Auch wenn ein Großteil der Erwachsenen-Comics komplexe und realistisch gezeichnete SF-, Fantasy- oder Abenteuer-Geschichten sind, können durchaus auch einfach strukturierte Funny-Comics ausschließlich für ein erwachsenes Publikum bestimmt sein.


F

FANTASY
In einer unwirklichen, übernatürlichen Welt spielende Erzählung.

FANZINE
von Amateuren hergestelltes Comic-Magazin oder -Fachmagazin.

FINISHED ART
Aufwertende Bezeichnung für Arbeit des Inkers (Tuschezeichners), in dem Fall, daß die Vorzeichnungen nur skizzenhaft waren.

FLIPPING
Spiegeln der Seiten beim Druck japanischer Comics.

FORTGESCHRITTENER BILDAUFBAU
siehe "Bildaufbau".

FUMETTI GIALLI
Italienische Bezeichnung für die dort sehr populären Kriminal-Comics.

FUMETTI NERI
Italienische Bezeichnung für die dort ebenfalls sehr populären Horror-Comics.

FUNNY-COMICS
Rund die Hälfte aller existierenden Comics sind dem Genre der Funnies, der lustigen Comics, zuzurechnen. Im Gegensatz zu Genreunterscheidungen wie SF, Fantasy oder Western handelt es sich bei der Trennung von Funnies und anderen Comics um eine rein äußerliche bzw. graphische Trennung, die man vereinfachend so formulieren könnte: Funnies sind die mit den großen Nasen. Der Begriff funny stammt aus den Anfängen der Comics, jener Zeit, in der sie ausschließlich als Sonntagsbeilagen der US-Tageszeitungen existierten. Diese Beilagen wurden Comic-Pages oder Funny-Pages genannt, und der daraus abgeleitete Begriff Funnies bezeichnete das ganze Medium, weil es nur lustig gezeichnete Comics gab. Erst mit der Einführung der realistisch gezeichneten Comics ab 1929 entstand die Trennung in Funnies und andere Comics.

Für jede Art von Erzählung gibt es entsprechende Funnies, der Unterschied ist leicht zu erkennen: Während realistische Comics in ihrer graphischen Gestaltung möglichst nahe an der Wirklichkeit bleiben, werden in den Funnies karikierende Elemente verwendet - wie z.B. die großen Nasen. Das sagt jedoch nichts über den Inhalt aus, denn es können sowohl realistisch gezeichnete Comics humorvolle Begebenheiten als auch "funny" gezeichnete Comics ernste Geschichten glaubhaft vermitteln.

Eine besondere Form der Funnies sind die Semi-Funnies, in denen eindeutige Funny-Figuren vor einem realistisch gezeichneten Hintergrund agieren. Viele Comic-Serien aus dem frankobelgischen Raum sind in diesem Stil gehalten, so z.B. Asterix oder Tim und Struppi.

FUNNY BOOKS
Amerikanische Bezeichnung für Comic Books (d.h. Comic-Hefte).

FUNNY PAPERS
Comic-Beilage in Zeitungen.

FUNNY-STRIP
Humorvoller Gag-Strip (im Unterschied zum Abenteuer-Strip).


G

GAGPANEL
Bilderzählung witzigen Inhalts, die aus einem einzigen Bildgag besteht. Im Unterschied zum Cartoon, die oftmals keine Bildumrandung und nur selten Sprechblasen haben, häufiger mit Rahmen und Sprechtexten versehen.

GAGSEITE
Kurze, einseitige Comic-Erzählung, oft auch als Fortsetzungsgeschichte angelegt. In jedem Fall (also auch bei einer Fortsetzungsgeschichte) läuft die Erzählung auf einen möglichst pointierten Gag hinaus, der im letzten Panel "die Bombe platzen läßt".

GESCHWINDIGKEITSLINIEN (speed lines)
Im Film ist die Bewegung eindeutig, in Texten kann man sie beschreiben, in Fotos und Bildern wird ein Bewegungsablauf auf eine möglichst eindrückliche Momentaufnahme reduziert. In Comics geht es im Unterschied dazu jedoch nicht um einen einzelnen Moment, sondern um die überzeugende Visualisierung eines kontnuierlichen Handlungsablaufs. Daher muß versucht werden, eigentlich statische Einzelbilder in Bewegung zu versetzen. Dies geschieht mit Hilfe von Geschwindigkeitslinien. Durch Anzahl und Art der Striche werden verschiedene Geschwindigkeiten angezeigt. Während bei einer ruhigen Bewegung die Geschwindigkeitslinien völlig fehlen, werden bei einer langsamen Bewegung wenige, kurze Striche gesetzt. Unsichere, schwankende Bewegungen können durch kurze Striche in gegensätzliche Richtungen angezeigt werden. Bei sich sehr schnell bewegenden Objekten werden die mit zunehmender Geschwindigkeit immer länger werdenden Linien durch zusätzliche graphische Symbole wie Staubwölkchen, die Andeutung von vier oder sechs Beinen etc. ergänzt.

GRAPHIC NOVEL
"Graphischer Roman". Bezeichnung für künstlerisch anspruchsvolle Comic-Erzählungen für erwachsene Leser. Werden fast ausschließlich in Alben oder Hardcover-Bänden veröffentlicht.

GRAPHISCHE SYMBOLE
Die häufigsten graphischen Symbole der Comics sind Sprechblasen. In ihren verschiedensten Ausprägungen von Schrift und Umrandung können sie alle möglichen Formen sprachlicher Ausdrucksweisen symbolisieren, von laut bis leise, ängstlich bis zornig, unsicher, autoritär, liebevoll etc. Weitere, häufig verwendete graphische Symbole sind Geschwindigkeitslinien (siehe oben). Ferner gibt es u.a. Explosionszacken (wenn zwei Dinge heftig zusammenstoßen), Überraschungslinien (kleine Striche, die von einem Objekt, daß besonders betont werden soll, wegstrahlen), wegspritzende Schweißtropfen, die u.a. Überraschung, Erschrecken, Verlegenheit und andere heftige Emotionen ausdrücken können, ja, sogar Geruchslininen. Auch die berühmten "kleinen Vögelchen" oder Sterne, die dem Comic-Helden nach einem heftigen Schlag vor den Augen tanzen, gehören zu den graphischen Symbolen. Sie werden vom Betrachter oftmals gar nicht bewußt wahrgenommen.

GOLDEN AGE
Frühzeit der US-Superhelden-Comics

GRAPHIC NOVEL
Amerikanisch für anspruchsvollere Comic-Alben

GROUDLEVEL COMICS
Anspruchsvolle Mainstream-Comics (Mainstream = allgemein anerkannt, für die breite Masse gemacht und nicht aus dem Rahmen fallend).


H

HANDLETTERING
Handschriftliche Füllung der Sprechblasen im Unterschied zum Maschinen- oder Computerlettering. Gutes Handlettering ist ansprechend, lesbar und fügt sich unauffällig in das Gesamtbild ein.

HARDCOVER
Comic-Album mit festem Einband. Hardcover-Bände werden in der Regel nur in Europa vertrieben. Manchmal erscheint der Großteil einer Auflage in preiswerten Softcover-Alben, und ein kleinerer Teil, evtl. noch mit Extras wie Signierung oder eigens zu diesem Zweck produzieren Drucken versehen, als entsprechend teurere Hardcover-Ausgabe.

HORROR-COMICS
Unter diesem Stichwort verbirgt sich eine Vielzahl mehr oder weniger harmloser Gänsehaut-Publikationen. Da bei Grusel- oder Horror-Geschichten eine ähnliche Begriffsverwirrung wie bei Science-Fiction- und Fantasy-Stories herrscht, hilft hier die Begriffseinteilung in Grusel-Comics, Horror-Comics und und Brutal-Comics weiter. Grusel-Comics sind die harmloseste Variante. Sie spielen in verlassenen Häusern oder auf Friedhöfen und erzählen von Vampiren und anderen Dunkelwesen. Der Leser verspürt ein wohliges Schaudern, ist aber ansonsten nicht weiter tangiert. Etwas weiter gehen da schon die Horror-Comics. Hier werden die Opfer nicht nur erschreckt, sondern auch überfallen, angegriffen und gemeuchelt. Dabei fließt auch reichlich Blut. Der Leser ist zwar bis zu einem gewissen Ausmaß erschreckt, doch nicht entsetzt oder geschockt. Diese Emotionen rufen jedoch - zumindest beim Durchschnittsleser - Brutal-Comics hervor, die ausschließlich die nackte Gewalt in all ihren Ausprägungen zeigen.


I

ILLUSTRIERTE KLASSIKER
Comics nach Literaturvorlagen. Sie gehören zwar nicht zu den häufigsten Themen des Mediums Comic, hatten jedoch in den 40er und 50er Jahren durch die Herausgabe der "Classics Illustrated" in den USA, die auch in Europa erschienen (in Deutschland unter dem Namen "Illustrierte Klassiker"), eine beachtenswerte Blütezeit.

Comic-Übernahmen von Romanen oder Romanfiguren haben eine lange Tradition. Schon die ersten nicht-komischen Comics "Tarzan" und "Buck Rogers" griffen auf Literaturvorlagen zurück, wobei die Verwandschaft zur Buchvorlage besonders Hal Fosters "Tarzan" anzumerken war, da der Strip kein Comic im eigentlichen Sinn war, sondern es sich eine Reihe von Illustrationen zum editierten Buchtext handelte. Mit der Entstehung der Comic-Hefte Anfang der 30er Jahre erlebten zahlreiche Romanfiguren, besonders aus dem Bereich der Pulps (Pulp = Zeitungspapier; Pulps sind auf billigem Zeitungspapier gedruckte, unseren Romanheften vergleichbare Krimi-, SF-, Western- und Abenteuerserien) ihre Inkarnation als Comic-Held.

Einige Verleger erkannten die Möglichkeit, klassische Literatur und religiöse Themen im Comic darzustellen, was insbesondere auch als Chance gesehen wurde, der stetig wachsenden Kritik von Eltern und Jugendschützern an Comics entgegenzuwirken. So entstanden Anfang der 40er Jahre erste Bibel-Comics - und die weltweit erfolgreiche Serie "Classics Illustrated". Das Konzept dieser Reihe, anfangs noch "Classic Comics" genannt, war, bekannte Romanvorlagen stark gekürzt in Comic-Form nachzuerzählen. Bis 1971 erschienen die "Classics" in den USA und brachten es auf insgesamt 169 Adaptionen klassischer Werke (für kleine Kinder wurde parallel dazu die Reihe "Classics Illustrated Junior" geschaffen, in der bis 1971 über 70 Märchen und Sagen mit leicht verständlichen Texten und großen Bildern erschienen). Auch wenn mitunter Kritik an der Verkürzung der Romane aufkam, war man in den Staaten im allgemeinen der Auffassung, daß eine Comic-Version die Kinder auch auf das Buch selber neugierig machen würde.

Während diese sehr beliebte Serie die Comic-Hatz der 50er Jahre fast ohne Angriffe überstand und man sie oft als Beispiel dafür heranzog, wie Comics für Kinder aussehen sollten, wurde ihr europäisches Pendant - in Europa wurden noch eigene Bände hinzugefügt, die in den USA nie erschienen, so daß die Illustrierten Klassiker hier auf 205 Bände kamen - zu jener Zeit als unzumutbare Verschandelung und Verstümmelung klassischer Werke verspottet und verdammt.

Auch außerhalb der Reihe "Classics Illustrated" griffen Comic-Zeichner und -Texter im Laufe der Jahrzehnte immer wieder auf Themen und Geschichten klassischer Literatur, auf Heiligenlegenden und die Bibel, hier vor allem das Neue Testament, zurück. Gelegentlich entstanden auch Comics nach Opern oder Theaterstücken.

INKER
fertigt die Tusche-Reinzeichnungen von Vorzeichnungen an.

INKS
Tuschezeichnungen.

INSERT-PANEL
Bild im Bild. Ein von seiner Umgebung abgegrenztes, kleinformatiges Panel innerhalb eines größeren. Häufig als schmaler Bildstreifen angelegt, gibt es oft zeitgleiche Detailansichten des umgebenden Panels, manchmal jedoch auch völlig andere Örtlichkeiten und Ereignisse wieder, wodurch verschiedene Handlungsstränge einer Geschichte gleichzeitig gezeigt werden können.


K

KOLORIST
Malt die Reinzeichnungen farbig aus. Die auf dem europäischen Markt arbeitenden Koloristen verwenden für Comic-Alben in der Regel malerische Techniken, während die Farbgestaltung amerikanischer Comics mittels Farbseparierung erfolgt (color separation), bei der das Farbbild in seine Grundfarben zerlegt wird. Mit dieser Technik können nur flächige Farbtöne erzielt werden.


L

LESERICHTUNG
Die Leserichtung eines Comics folgt der in dem jeweiligen Kulturkreis geltenden Leserichtung für Texte, bei uns also von vorn nach hinten, von links nach rechts, von oben nach unten in Zeilen. In Japan liest man Comics dementsprechend genau umgekehrt: von hinten nach vorn, von rechts nach links und von oben nach unten in Spalten. Die Leserichtung ist ein zwischen Zeichner und Leser "vermittelnder" Ordnungsfaktor, der dafür sorgt, daß der Comic vom Leser in der richtigen Reihenfolge, so wie der Zeichner es beabsichtigt hat, gelesen wird.

Die Leserichtung umfaßt sowohl die Binnenstruktur jedes einzelnen Bildes, wobei hier die Anordnung der einzelnen Sprechblasen zueinander der wichtigste Punkt ist, als auch den Gesamtaufbau einer Comicseite, also das Layout.

Bestimmte Segmente einer Comicseite oder innerhalb eines Panels, auf die die Aufmerksamkeit des Lesers sich besonders richten soll, können akzentuiert, d.h. hervorgehoben werden. Dabei ist die Aufmerksamkeit dann nicht mehr an das Ordnungsprinzip der Leserichtung gebunden, weil sie durch den starken optischen Reiz "überlagert" wird. Trotzdem gelten auch hier weiterhin die Gesetze der Leserichtung, etwa, um nach der Betrachtung des hervorgehobenen Segments wieder in die normale Leserichtung zurückkehren zu können.

LETTERING
Schriftgestaltung eines Comics, wird meist von Hand vom "Letterer" ausgeführt. Das in Deutschland verbreitete Maschinenlettering kennt man nur hier.

LIGNE CLAIRE ("klare Linie")
Bezeichnung für eine von dem belgischen Comic-Zeichner Hergé ("Tim und Struppi") begründete zeichnerische und stilistische Richtung der Comic-Erzählung, in der die sorgfältige Komposition der Einzelbilder, die fast immer in überschaubaren Reihen zu drei oder vier Bildern angeordnet sind, mit einer geradlinigen Erzählweise einhergeht, in der keine unterschiedlichen Zeitebenen, mit der Haupthandlung konkurrierende Einschübe oder dergleichen vorkommen. Lesbarkeit und Transparenz der Handlung stehen an erster Stelle, so daß auch komplexe Inhalte von jüngeren Lesern erfaßt werden können. Typisch für Ligne claire-Zeichnungen sind außerdem die fast ausschließliche Verwendung schmaler Umrißlinien und ein weitgehender Verzicht auf Schattierungen, Schraffuren oder Raster.

Von den 1950 von Georges Remi (Hergés bürgerlicher Name) gegründeten "Studios Hergé" aus, verbreitete sich die "Ligne claire", deren Name anläßlich einer "Tim und Struppi"-Ausstellung in Rotterdam geprägt wurde, vor allem im frankobelgischen Raum.

LINEARE DISLEXIE
Unfähigkeit zum linearen Lesen von Texten, die man angeblich vom Comic-Lesen bekommt. Sie wurde von einem gewissen Dr. Fredric Wertham "entdeckt", der in den 50er Jahren in Amerika einer der Wortführer einer Bewegung war, die Comics als Ursache allen Übels ansah. Er vertrat die Ansicht, daß sämtliche Probleme mit Jugendlichen sich einzig und allein auf das Lesen von Comic-Books zurückführen ließen. Seine Theorien stützte er auf Untersuchungen, die er in seiner Klinik - er war Vorstand der Lafargue-Klinik in Harlem, New York - durchführte. Dabei stellte er eine hohe Übereinstimmung zwischen milieugeschädigten Kindern und dem Lesen von Comics fest, wobei ihn wenig zu stören schien, daß solche Statistiken keinerlei Aussage über Ursache und Wirkung treffen (die Feststellung: "79 % aller Gewaltverbrecher tragen Turnschuhe" bedeutet ja auch nicht, daß dieses Schuhwerk in irgendeiner Form auslösend für Gewalttaten ist).

Nach Werthams Meinung führten die "wirr im Bild angebrachten" Sprechblasen beim kindlichen Leser zu schweren Irritationen, wobei ihm offensichtlich entgangen war, daß die Plazierung der Sprechblasen einer strengen Logik folgt, die Kinder beim Lesen von Comics automatisch lernen, Comic-ungewohnte Betrachter jedoch verwirrt. Der in den Sprechblasen aufgezeichnete Text und die Sprechblasen selbst, so Wertham weiter, würden dem Kind die Fähigkeit rauben, beim Lesen von Büchern am Zeilenende automatisch mit dem Auge zum Anfang der nächsten Zeile zu springen. Folgt man jedoch Werthams Worten weiter, so dürfte dieser Umstand eigentlich gar nicht so sehr ins Gewicht fallen, denn seiner Meinung nach lesen die meisten Kinder die Texte sowieso nicht und basteln sich statt dessen ihre eigene, selbsterfundene Geschichte zusammen.


M

MAINSTREAM COMICS
Comics "für die ganze Familie", die allgemeine Anerkennung gefunden haben.

MANGAS
Japanische Comics. Der typische japanische Comic ist ein kurzlebiges Massenprodukt, leicht verständlich, schnell lesbar, und zeugt von hoher zeichnerischer Professionalität. Japanische Comics sind sehr lang. Die zunächst als Fortsetzungsgeschichten in bis zu 400 Seiten starken Comic-Magazinen erscheinenden Storys umfassen in ihrer Gesamtausgabe manchmal mehrere tausend Seiten. Die Lesegeschwindigkeit japanischer Comic-Fans ist entsprechend hoch: Eine Seite erfaßt der Leser im Durchschnitt in drei Sekunden, so daß es möglich ist, ein 300-Seiten-Magazin in der Mittagspause oder während einer U-Bahn-Fahrt zu bewältigen.

Die enorme Länge der japanischen Comics kommt zum großen Teil durch oft mehrere Dutzend Panels umfassenden szenischen Darstellungen zustande, die Stimmung und Atmosphäre eines Ortes vermitteln. In diesen eher filmisch orientierten Einstellungen setzt sich der Leser - im Unterschied zu den üblicherweise verwendeten Übergängen von einer Aktion zur anderen - einen Augenblick aus mehreren, jeweils einen Teilaspekt zeigenden, aufeinanderfolgenden Bildern zusammen.

In Japan besteht nicht das im Westen übliche Gefälle von männlichen und weiblichen Comic-Konsumenten. Für Mädchen gibt es spezielle "Shojo-Mangas", die überwiegend Liebesgeschichten enthalten.

Japanische Comics werden von hinten nach vorn und von rechts nach links gelesen. Für Mangas, die auf dem westlichen Markt erscheinen sollen, werden die Druckvorlagen in der Regel gespiegelt ("Flipping"). Es gilt aber inzwischen durchaus als "trendy", japanische Comics in ihrer Original-Leserichtung zu belassen, wie es beispielsweise bei der populären Jugendserie "Dragon Ball" praktiziert wird.

MARCINELLE (École Marcinelle)
Schule Marcinelle - frankobelgischer Semi-Funny-Zeichenstil (siehe auch "Funny-Comics"). Ihr wohl bekanntester Vertreter ist der Zeichner André Franquin ("Gaston", "Spirou"). Dieser sehr dynamische Zeichenstil definiert sich als Gegenstück zur Schule Ligne claire (siehe auch dort) des Zeichners Hergé ("Tim und Stuppi"). Im Unterschied zu der etwas realitätsferneren Ligne claire-Darstellung der Welt mit strip-ähnlichen, reduzierten Figuren, bemüht sich die École Marcinelle um eine weitgehend realistische Darstellung, wobei der Funny-Aspekt eher in Details und der Darstellung der Menschen als karikaturhaft überzogene, aber durchaus realistisch wirkende Figuren zutage tritt.

MASCHINENLETTERING
Fast nur im deutschsprachigen Raum verwendete Form der Beschriftung von Sprechblasen mit maschinengeschriebenem Text. War jahrelang die Norm, um die von Eltern und Jugendschützern angeprangerten Hefte optisch näher an das Buch heranzurücken. Wird heute in aller Regel nur noch für Comic-Hefte ("Micky Maus" etc.) oder die broschierten Kiosk-Ausgaben von populären Serien wie z.B. "Lucky Luke" verwendet. Anspruchsvollere Comic-Alben werden durchweg mit handgeschriebenen Texten versehen (siehe auch "Lettering").

MERCHANDISING
Vermarktung von Comic-Figuren. Der Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad der Figuren soll auf das Produkt übertragen werden. Ein besonders erfolgreicher Stratege auf diesem Gebiet ist die Disney Company mit einer gewaltigen Palette an Produkten, die in irgendeiner Form mit einem ihrer zahlreichen Comic-Helden zu tun haben, sei es als bedrucktes T-Shirt oder Federmäppchen, als Spielzeug, Schlüsselanhänger, Nudelgericht oder Badeschaum. Die wohl am besten vermarktete deutsche Comic-Figur ist "Werner", dessen Fans ihn wahlweise als Plüschpuppe oder Büste und auf einer beeindruckenden Zahl von Gegenständen des täglichen Gebrauchs abgebildet, erwerben können.

MINISERIE
Auf wenige Folgen (meistens 3 bis 5) beschränkte Alben- oder Heftserie.

MODEL SHEETS
Genaue Zeichnungen von Comic-Figuren aus allen Perspektiven, die den Zeichnern helfen, Größe, Gestalt etc. genau zu treffen. Wird vor allem beim Trickfilm verwendet.


N NARRATIVE MEDIEN
Medien, die Geschichten erzählen (Narration = veraltet für Erzählung, Bericht).

NEUNTE KUNST
In Frankreich entstandener Begriff für Comics, der in Anlehnung an die sieben klassischen Künste entstand. Neben der Nummer acht, dem Film, kommt der Comic als "Neunte Kunst" hinzu. 1971 wurde der Begriff von dem französischen Literatur- und Filmwissenschaftler Francis Lacassin in die (unserem "Duden" entspechende) "Grande Encyclopédie Alphabétique Larousse" aufgenommen.

NIGHTTIME CHARACTER
Negativ besetzter Heldentypus.

NOUVELLE LIGNE CLAIRE
Wiederauferstehen der Schule Ligne claire durch einige junge Zeichner Mitte der 80er Jahre.


O

ONEPAGER
Einseitige, in sich abgeschlossene Comic-Geschichte.

ONOMATOPÖIEN
Lautmalerische Worte. Die "Tonspur" des Comics. Während diese oftmals sehr auffällig im Bild angebrachten Wortbilder comicerfahrenen Lesern meist kaum auffallen, sondern eher automatisch als "Geräuschkulisse" in den Leseablauf integriert werden, stören sich Leser, die nicht so viel Erfahrung mit Comics haben, zumeist an ihnen und halten sie oftmals für ein wesentliches Charakteristikum dieses Mediums, das dessen Primitivität besonders deutlich macht. Das erklärt wahrscheinlich auch, weshalb Zeitungsartikel, die negativ über Comics berichten, oftmals mit so geistreichen Überschriften wie "Crash, Booom!" oder "Knall, Peng!" versehen werden.

OUTLINES
Außenlinien. Symbolisieren ebenso wie Geschwindigkeitslinien Bewegungen (siehe auch "Aktionslinien" und "Geschwindigkeitslinien").


P

PANEL
Bezeichnung für ein Bild eines Comics, Einzelbild einer Bildzeile im Comic. Das Wort ist verwandt mit dem aus dem Niederländischen stammenden Wort Paneel, das die vertieften Felder einer Holztäfelung bezeichnet. Ein Strip besteht in der Regel aus mehreren - mindestens jedoch zwei - zumeist umrahmten Panels, die früher meist einheitlich gestaltet und durch eine Begrenzungslinie und/oder einen Abstand voneinander getrennt waren. Während diese Form der Bildaufteilung für jüngere Lesealter und ein weniger spezialisiertes erwachsenes Publikum weitgehend beibehalten wurde, finden sich in neueren Produktionen (für ein "ausgebildetes" Publikum) zunehmend Bildfolgen in unterschiedlichen Formaten und mit wechselnder Umrandung sowie großflächige Bildkompositionen, in denen die einzelnen Panels ineinander übergehen.

Man unterscheidet verschiedene Sonderformen des Panels:

Splash-Panel - bezeichnet meist das sogenannte "Aufmacher-Bild", ein Einleitungsbild, das sich oft über eine ganze Seite erstreckt und den Leser auf das Geschehen einstimmen soll. Oft findet aufdiesem Bild eine Art Vorschau oder eine Präsentation der Handlungsträger statt. Splash Panels finden sich mitunter auch innerhalb einer Story.

Split-Panel - mehrfach geteiltes Bild, das oft aus sehr schmalen, voneinander abgegrenzten Panels besteht, in denen, meist in Anlehnung an bestimmte Techniken der Kameraführung wie Schwenk oder Perspektive, eine fortlaufende Handlung oder Bewegung abläuft, wodurch eine dynamische Wirkung erzielt wird.

Insert-Panel - Bild im Bild. Ein von seiner Umgebung abgegrenztes, kleinformatiges Panel innerhalb eines größeren. Häufig als schmaler Bildstreifen angelegt, gibt es oft zeitgleiche Detailansichten des umgebenden Panels, manchmal jedoch auch völlig andere Örtlichkeiten und Ereignisse wieder, wodurch verschiedene Handlungsstränge einer Geschichte gleichzeitig gezeigt werden können.

PENCILS
Vorzeichnungen.

PICCOLO-HEFTE
Produktionsform für Comics. Format 7 x 17 cm (ein Strip tief), 32 Seiten, was etwa 10 Seiten eines normalen Comic-Hefts entspricht. Piccolos waren in Deutschland besonders in den 50er Jahren sehr beliebt.

PIKTOGRAMM
graphisches Symbol, das entweder innerhalb einer Sprechblase, als Textbegleitung oder auch frei im Einzelbild stehend auftritt, und dessen Sinngehalt innerhalb des jeweiligen Kulturkreises festgelegt ist. So stehen etwa bei uns Vögel und Sterne oder Glocken für die Auswirkungen eines heftigen Schlages (Sterne, die einem vor den Augen tanzen, Vögel, die man zwitschern hört, Glocken, die dumpfes Dröhnen im Kopf veranschaulichen); Kerze oder Glühbirne weisen auf plötzliche Erkenntnis hin, oder darauf, daß jemand eine gute Idee hat (seltener: eine schwarze Glühbirne, die für "keine Idee" steht). Eine von Blumen eingerahmte Sprechblase deutet auf hinterhältig-heuchlerische Rede; Blitz, Donner, Totenkopf oder Faust unterstreichen (oder ersetzen) einen Fluch. Fast immer haben diese Piktogramme eine eindeutig humoristische Komponente, weshalb sie in Abenteuer-Comics so gut wie gar nicht zu finden sind.

Viele dieser visuellen Metaphern haben mittlerweile Eingang in unsere Alltagssprache gefunden ("Mir geht ein Licht auf"). Piktogramme, die in anderen Kulturkreisen verwendet werden, muß sich ein außenstehender Leser erst erschließen - so hat sich z.B. in Japan, wo sich der Comic in weitgehender Isolation von westlichen Einflüssen entwickelte, eine ganz eigene Zeichensprache herausgebildet.

PLOT
Handlung.

PLOT DEVICE
Teil der Handlung.

PLOTTER
Denkt sich die Handlung eines Comics bzw. einer Comic-Serie aus.


R

REPRINT
Nachdruck.

RINNSTEIN
Spalt zwischen den Einzelbildern eines Comics. Er überbrückt kleine wie große inhaltliche "Lücken". Diese Übergänge zwischen zwei Bildern kann man in verschiedene Kategorien unterteilen, die vom Leser jeweils einen unterschiedlich hohen Grad an "Eigenleistung" verlangen:

1. Bei einem Übergang von einem Augenblick zum nächsten, wenn in mehreren aufeinanderfolgenden Bildern die gleiche Person bei ein und demselben Handlungsablauf gezeigt wird, braucht man in der Regel in seiner Phantasie nur wenig hinzuzufügen. Solche Bilderfolgen, die eine ruhige und besinnliche Atmosphäre vermitteln, eignen sich außerdem gut dazu, Detailinformationen zu übermitteln, die der Leser sonst vielleicht übersehen würde.

2. Etwas größere Sprünge, etwa wenn die handelnde Person von einer Aktion zur nächsten wechselt, erfordern ebenfalls nicht allzuviel Eigenleistung. Bei dieser Form von "gerafften" Übergängen steht die Aktion im Vordergrund und die Handlung wird vorangetrieben. Trotz des gesteigerten Tempos bleibt der Handlungsablauf jedoch überschaubar.

3. Bildübergänge, die sich innerhalb eines Handlungsablaufs befinden und hier von einer Person oder einem Gegenstand zum nächsten wechseln, verlangen dem Leser schon mehr ab. Er muß auf jeden Fall selbst etwas dazu beitragen, die Übergänge mit Bedeutung zu füllen. Gerne werden hier auch "Überraschungseffekte" verwendet, mit denen der Zeichner witzige oder dramatische Akzente setzt, indem er eine bestimmte Situation, die der Leser vom Handlungsablauf her erwartet, gerade nicht eintreten läßt - etwa wenn ein Verfolger bei einer wilden Jagd um die Ecke biegt und an Stelle des (von ihm und vom Leser erwarteten) Gejagten dort ein Monster steht, ein Abgrund sich auftut, etc.

4. Sprünge, die von einer Szene zur nächsten führen, und in denen unter Umständen die Handelnden und die Umgebung wechseln. Hier kommt es besonders auf die Erfahrung von Zeichner und Autor an, dafür zu sorgen, daß der Leser trotz allem "den Faden behält".

5. Verschiedene Aspekte, z.B. eines Ortes oder einer bestimmten Stimmung, können auch in mehreren aufeinanderfolgenden Bildern dargestellt werden. Diese oftmals ruhigen und stimmungsvollen Übergänge, die wie Filmeinstellungen anmuten, sind ein besonderes Charakteristikum des japanischen Comics und werden dort viel verwendet. Ein interessanter Effekt an ihnen ist, daß die Zeit dem Leser wie "eingefroren" erscheint, denn er sieht nacheinander denselben Moment aus verschiedenen Blickwinkeln.

6. Fast ausschließlich in Experimental-Comics und auch dort eher als Ausnahme, trifft man die Übergänge an, die eigentlich gar keine sind, weil die Bilder wirklich ohne jeden inhaltlichen Zusammenhang nebeneinander stehen. Eine gewisse formale Beziehung besteht zwar darin, daß die Bilder in denselben Comic eingebunden sind, aber für das Verständnis der Handlung ist es unerheblich, ob, und welche Assoziationen der Leser hat. Da der Leser meist eher das Bedürfnis hat, "geführt" und "geleitet" zu werden, sind ihm diese Bildfolgen in der Regel unangenehm, er kann "nichts mit ihnen anfangen".


S

SACHCOMICS
Comics, die in erster Linie zur Informationsvermittlung dienen. Werden z.B. in der Schule (Sprachunterricht etc.), in der Verkehrserziehung oder als Sozial-Comics zur Information von Jugendlichen eingesetzt.

SCRIBBLES
Flüchtige Skizzen, erste Entwürfe.

SCRIPT
Textbuch eines Comics, bzw. Zeichentrickfilms.

SEMI-FUNNY
Comics mit Funny-Figuren vor realistischem Hintergrund (siehe "Funny-Comics").

SEQUENTIELLE KUNST
Von Will Eisner geprägter Begriff für Comics, der den künstlerischen Aspekt dieses Mediums herausheben will.

SEQUENZ
Zusammenhängende Bildfolge.

SIDE KICK
Heldenbegleiter.

SLOW BURN
Langsam nachwirkender Witz.

SONNTAGSSEITE
Farbige Wochenendbeilagen von Tageszeitungen. Auf einer Sonntagsseite erscheint in der Regel eine einseitige Episode einer populären Comic-Serie.

SOPHISTICATED STRIPS
Strips mit intelligentem oder philosophischem Inhalt.

SOUNDWORTE
Geräuschworte (siehe "Onomatopöien")

SPEED LINES
Geschwindigkeitslinien (siehe dort).

SPIN OFF
Neue Serie, die sich aus einer anderen abgeleitet hat.

SPLASH PANEL
Großes Einleitungspanel (siehe auch "Panel").

SPLIT PANEL
Mehrfach geteiltes Panel, auf dem vor einem durchgehenden Hintergrund eine durch die einzelnen Bilder laufende Aktion stattfindet (siehe auch "Panel").

STORYBOARD
Die Geschichte in Bildern eines bereits vollständig geplanten, aber noch nicht gedrehten Zeichentrick- oder Amimationsfilms. Die Arbeit am Storyboard beginnt, wenn die Struktur der Geschichte steht und das Script fertig ist. Das Storyboard visualisiert, was im Script steht.

Die einzelnen Bilder werden auf große Tafeln oder Bretter geheftet, wo man die Reihenfolge der Zeichnungen leicht ändern kann, bis die optimalste Erzählstruktur gefunden ist. So können alle, die an der Produktion beteiligt sind, gemeinsam an Story-Besprechungen teilnehmen. Neben der Zeichnung sind Angaben wie Laufzeit der Szene, Filmdialoge und Bemerkungen des Trickfilmers auf dem Storyboard-Blatt enthalten. Bei größeren Produktionen gibt es neben dem Storyboard auf Tafeln, dem "Master Storyboard", an den verschiedenen Drehorten Kopien der betreffenden Sequenzen, damit die Filmer während des Drehs auftretende Fragen rasch lösen können.

Während man bei den ersten, einfachen Zeichentrickfilmen noch mit wenigen, grob gezeichneten Bildern auskam, die die Schlüsselszenen des Films zeigten und meist als eine Art Lose-Blatt-Sammlung existierten, benötigte man für die im Laufe der Zeit immer komplexer werdenden Filme auch mehr Story-Skizzen. Die Entwicklung von diesen Story-Skizzen zum eigentlichen Storyboard vollzog sich zu Beginn der 30er Jahre in den Disney-Studios. Walt Disney hatte die Angewohnheit, jeden Tag nach der Mittagspause einen seiner Zeichner, den Gag-Spezialisten Webb Smith, aufzusuchen und sich seine neuesten Ideen für Sketche anzusehen. Da Smith ein ausgesprochen produktiver Zeichner war, lagen seine Skizzen im ganzen Zimmer verstreut umher, was es zu einem recht abenteuerlichen Unterfangen machte, einer Bildsequenz zu folgen, da sie sich über Tische, Stühle und einen großen Teil des Bodens hinzog. So kam man darauf, die Zeichnungen an die Wand zu heften. Um für Besprechungen beweglicher zu sein, wurde die Wand später durch Tafeln ersetzt, die man von einem Raum zum anderen tragen konnte.

STRIP
Comic-Bildzeile mit drei bis fünf Panels, entweder als abgeschlossener Gag oder als Fortsetzungsgeschichte angelegt. Jeder Streifen schildert eine neue Situation, die mit einer deutlich herausgearbeiteten Pointe endet. In einer Strip-Serie agieren immer gleichbleibende Figuren, deren Grundeigenschaften dem Leser bekannt sind. Strips sind die ursprünglichste Form der Comics.

SUPERHELD
Eigentlich Held mit übernatürlichen Kräften bzw. Gaben (Superman etc.). Ein Superheld kann auch einen Helden ohne übernatürliche Kräfte bezeichnen, wenn er in Kostümierung und sonstigen Eigenschaften mit dem Bild eines Superhelden übereinstimmt.

SUPPORTING CHARACTER
Nebenfigur.

SZENARIO
Handlungsablauf eines Comics.

SZENARIST
Texter bzw. Autor eines Comics.


T

TOPSERIE
Auf einer Sonntagsseite (Wochenendbeilage von Tageszeitungen) erscheinende Comic-Serie, die den Raum oberhalb der Sonntagsserie in voller Breite ausfüllt. Diese Seitenaufteilung war während der 30er und 40er Jahre in Amerika recht verbreitet, da die Zeichner damals über die volle Sonntagsseite verfügen konnten. Die Topserie, die in der Regel ein bis zwei Strips tief war, eignete sich auch hervorragend als "Spielwiese", auf der der Zeichner neue Ideen ausprobieren konnte, um herauszufinden, wie sie beim Leser ankamen.


U

UNDERGROUND-COMIX
In der Mitte der 60er Jahre zunächst in Amerika aufgekommene, gegen die offizielle Comic-Kultur gerichtete Alternativ-Bewegung. Die Autoren nannten ihre Werke "Comix", um sich dadurch von den herkömmlichen Bildergeschichten zu unterscheiden. Das 1967 von Robert Crumb herausgebrachte Magazin "Zap" war die erste reine Underground-Comix-Zeitschrift.


V

VARIANT-COVER
Unterschiedliche Cover-Versionen. Besonders in letzter Zeit häufiger vorkommende Publikationsform von Comic-Heften. Neben der regulären Ausgabe, die in einer recht hohen Auflage vorliegt, erscheint in kleiner Auflage eine teurere Version mit abweichenden Cover, das sich z.B. dadurch auszeichnet, daß es sich dabei um seltene Original-Zeichnungen o.ä. handelt. Diese Variant-Cover sind vor allem für Sammler von Interesse, da sie meist schon nach kurzer Zeit vergriffen sind und wegen ihrer niedrigen Auflage schnell im Wert steigen.


W

WESTERN-COMICS
Die Entwicklung des Western-Comic verlief weniger eigenständig als in anderen Bereichen dieses Mediums, wie etwa SF oder Fantasy, wo die Comics oftmals sogar eine Vorreiterrolle einnehmen. Western-Comics stehen inhaltlich und formal in enger Beziehung zur Entwicklung des Wild-West-Films. Am beliebtesten sind Western-Comics in Europa, wo auch viele der Klassiker des Genres entstanden.


Y

YELLOW PRESS
Boulevardpresse. Begriff, der sich von der Comic-Serie "Yellow Kid" ableitete, eine der ersten Comic-Serien, um die sich damals ein Pressekrieg zwischen den Großverlegern Hearst und Pulitzer entspann.


Z

ZEITUNGSSTRIP
Kurze ein-, manchmal auch zweizeilige Comic-Geschichte mit drei bis fünf Bildern pro Bildzeile, entweder als abgeschlossener Gag oder als Fortsetzungsgeschichte angelegt (siehe auch "Strip"). Zeitungsstrips werden von speziellen Agenturen vermarktet; erfolgreiche Serien erscheinen in vielen hundert Tageszeitungen gleichzeitig.

ZIPATONE
Chemisch präpariertes Zeichenpapier mit unsichtbaren Linien- oder Punktmustern, die durch eine Spezialflüssigkeit sichtbar gemacht werden können. Wird oft für Schattierungen verwendet.

ZUSTANDSANGABEN
Beschreiben den Erhaltungszustand von Comic-Heften. In Anlehnung an die in Amerika üblichen Klassifizierungen unterscheindet man auch bei uns den Erhaltungsgrad von Comics in neun Stufen, die von "0" - "pristine mint", d.h. druckfrisch ohne jeden Makel, bis "4" - "poor" (schlecht), reichen.

10. Oktober 2008