Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → COMIC

NEUERSCHEINUNG/519: 01/06 · Simpsons Comics (111) "Die perfekte Zelle"


Chuck Dixon, John Costanza


Simpsons Comics (111)

"Die perfekte Zelle"



Richtig hart zur Sache geht es in der Januar-Ausgabe der Simpsons-Comics. In der Geschichte "Die perfekte Zelle" - der amerikanische Original-Titel "Big House Homer" ist übrigens eine Anspielung auf einen klassischen Cartoon der Looney Tunes, "Big House Bunny" von 1950, in dem Bugs Bunny aus Versehen in Sing Sing landet - gerät Homer unschuldig in die Mühlen der Justiz. Das passiert ihm, wie der kundige Leser weiß, beileibe nicht zum ersten Mal, doch dieses Mal ist die Sache ernst, denn Homer wird verdächtigt, Plutonium an Staatsfeinde verkauft zu haben. Es existiert sogar ein Videoband, das die Transaktion beweist. Homer fällt aus allen Wolken, als er den Grund seiner Verhaftung erfährt und müht sich nach Kräften, während der eilends anberaumten Verhandlung seine Unschuld zu beweisen. Leider muß er feststellen, daß niemand an ihn glaubt. Die Geschworenen nehmen sich gar nicht erst die Zeit, sich zu beraten, sondern stimmen gleich im Gerichtssaal ab. Das Ergebnis: Homer Simpson muß für 20 Jahre hinter Gitter - ohne Bewährung!

Was ist da passiert? Nun, das Plutonium hat in Wirklichkeit Mr. Burns verkauft und die Heimatschutzbehörde war ihm auch schon auf den Fersen. Man ließ dem Kernkraftwerksbesitzer jedoch 24 Stunden Zeit, um der Behörde seine sämtlichen Dateien, Bänder, DVDs und andere Medien zur Verfügung zu stellen. "Normalerweise läßt einem die Regierung nicht einen Tag Zeit, Mr. Burns", wundert sich sein Sekretär Smithers. "Die schulden mir was. Ich hab Hoover beim Golfturnier einen Schlag wiederholen lassen", klärt Burns seinen Mitarbeiter auf. Statt, wie Smithers vorschlägt, nun das Überwachungsvideo, auf dem die Übergabe des spaltbaren Materials aufgezeichnet ist, zu zerstören ("Nur über meine Leiche! Meine Hochzeit mit Tallulah Bankhead ist auf dieser Kassette!") soll Smithers das Bild von Mr. Burns mit dem von jemand anderem vertauschen "irgendein wertloser, fauler, austauschbarer Niemand ..." Wen wundert's, daß die Wahl auf Homer Simpson fällt - den Leser sicher nicht, denn er hat schon vom ersten Panel an damit gerechnet.

Auch wenn sich Homers schlimmste Befürchtungen in Bezug auf seine Haft sich nicht bewahrheiten und er sich mit seinem Zellengenossen Sideshow Bob sogar prächtig versteht, möchte er natürlich wieder zu seiner Familie zurück - der es unterdessen ebenfalls gar nicht so schlecht ergeht; Bart gewinnt dadurch, daß sein Vater im Gefängnis ist, plötzlich Anerkennung bei der gefürchteten Rowdie-Clique um Jimbo und Kearney, und Marge kann es sich endlich erlauben, eine Reihe von jungen männlichen Hilfskräften zur Erledigung längst überfälliger Arbeiten am Haus und im Garten anzustellen.

Mit einem Ausbruch allein ist es allerdings nicht getan, das ist auch dem geistig limitierten Homer klar, denn er würde ja sofort wieder verhaftet werden. Glücklicherweise entdeckt er auf der Flucht ein geheimes Kellerversteck von Mr. Burns, mit dem er ihn erpressen kann ...

In einem Comic ist vieles erlaubt, da kann es sogar vorkommen, daß sich der Knast als gar nicht so schlimm erweist. Und es muß auch nicht unbedingt alles logisch sein, damit die Geschichte stimmt. Doch die Sache mit dem Video, das Mr. Burns auf keinen Fall zerstören wollte, ist schon etwas irritierend. Seine angebliche Hochzeit mit der einstmals sehr bekannten Schauspielerin Tallulah Bankhead hätte Mr. Burns sicher kopieren und den Rest des Bandes vernichten können. Nun ja, schließlich mußte Homer irgendwie ins Spiel gebracht werden.


Chuck Dixon (Story), John Costanza (Zeichnungen)
Simpsons Comics (111) "Die perfekte Zelle"
Panini, Stuttgart, Januar 2005
44 Seiten, Heft, Euro 2,80
Mit Extra: Fingerboard