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MANGA/212: "Prinzessin Mononoke" - Zeitlose Öko-Fantasy (SB)


Hayao Miyazaki


Prinzessin Mononoke



"Dies ist die Geschichte von Ashitaka, dem zukünftigen Häuptling eines kleinen Dorfes im mittelalterlichen Japan. Es ist auch die Geschichte von Mononoke, die von den Wölfen aufgezogen wurde und zusammen mit den Tieren gegen den Raubbau der Menschen an den Wäldern kämpft. Und schließlich ist es die Geschichte einer Liebe, die den ewigen Konflikt zwischen Zivilisation und Natur überwindet ..."

... Was will man mehr? Eine romantische und zugleich abenteuerliche Liebesgeschichte, die sich - ganz zeitgemäß - unter ökologischen Vorzeichen abspielt, das ist ein Stoff, der schon die Herzen vieler, nicht nur jugendlicher Kinogänger, höherschlagen läßt. Kein Wunder also, daß der Zeichentrickfilm "Prinzessin Mononoke" von Hayao Miyazaki in aller Welt zu einem ungeheuren Erfolg geriet.

Für den vierbändigen "offiziellen Comic" wurden Bilder aus dem Film zusammengestellt, was zugleich Vor- und Nachteile in sich birgt. Der Vorteil springt ins Auge: Der durchgängig farbige Mononoke-Comic hat nichts mit den schnell produzierten japanischen schwarzweiß-Serien gemein und lädt mit seinen in leuchtenden Farben gehaltenen Bildern förmlich zum Betrachten ein. Wie es beim Trickfilm üblich ist, sind die Hintergründe gemalt, während bewegte Objekte und Figuren Konturen aufweisen. Dieses allerdings so dezent, daß der Unterschied zum Hintergrund schon kaum mehr auffällt.

Die Nachteile fallen erst beim Lesen auf: Zum einen sind die Bilder teilweise so sehr verkleinert, daß man sie kaum mehr erkennen kann, zumal man auch noch mit dem Büchlein zu kämpfen hat, das so fest eingebunden ist, daß man es nur unter Gewaltanwendung ganz aufklappen kann. Um die Bilderchen, die sich zur Seitenmitte hin befinden, näher in Augenschein nehmen zu können, muß man die Bindung fast auseinanderbrechen - was man natürlich möglichst nicht tut. So gibt man sich mit einem durch die starke Wölbung reichlich verzerrten Bild zufrieden, was den Genuß allerdings erheblich trübt. Als weiterer Nachteil treten beim Lesen mitunter leichte Verständnisschwierigkeiten auf, was einem geübten Comicleser bei einem professionellen Produkt eigentlich nicht passiert. An diesen "Stolperstellen" sieht man, daß ein guter Comic eine organische Einheit ist, in dem alle Elemente aufeinander abgestimmt sind - und das gelingt eben nicht so gut, wenn die Bilder aus anderen Quellen "entlehnt" wurden.

Von diesen kleinen Mängeln einmal abgesehen ist "Prinzessin Mononoke" jedoch eine gelungene Erzählung, die vor allem jüngere Leser in ihren Bann ziehen wird.


*


Zu Beginn der Geschichte tötet Ashitaka einen "Rachegott", der sein Dorf angreifen wollte. Dabei zieht er sich einen tödlichen Fluch zu. Die alte Schamanin des Dorfes rät ihm, in Richtung Westen aufzubrechen, um dort ein Mittel zu finden, welches den Fluch brechen kann. Auf seiner Reise trifft Ashitaka Madame Eboshi, die eine von ihr geleitete Stahlofensiedlung leitet. Die gütige und gelassene, gleichzeitig aber auch sehr ehrgeizige Frau verfolgt ihre Pläne mit großer Zielstrebigkeit. Für den Betrieb ihrer Stahlöfen mußten schon viele Bäume gefällt werden. Dieser Eingriff in die Natur hat die von Menschen ausgesetzte und von einem Wolfsrudel aufgezogene Prinzessin Mononoke auf den Plan gerufen. In einer tollkühnen Kamikaze-Aktion dringt sie in die Festung von Madame Eboshi ein, um sie zu töten ...

13. November 2007


"Prinzessin Mononoke" (Band 1 - 4)
von Hayao Miyazaki
Carlsen Verlag, Hamburg, 2000
je 144 Seiten, farbig, Softcover, Taschenbuchformat
Band 1 ISBN 3-551-74151-4
Band 2 ISBN 3-551-74152-2
Band 3 ISBN 3-551-74153-0
Band 4 ISBN 3-551-74154-9