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HINTERGRUND/004: Der Beginn des Comic-Booms in den USA


Der Beginn des Comic-Booms in den USA


Comics, die um die Jahrhundertwende in den USA zunächst als Zeitungsstrips Verbreitung fanden, waren von Anfang an ein Massenphänomen. Und so wie die Zeitungscomics mit ihren knollennasigen, kleinen Helden die Leserschaft in ihren Bann zogen, fanden auch in der Folge die neu aufkommenden Abenteuer- Comics mit ihren realistisch gezeichneten Helden sofort ein breites Publikum.

Obwohl die Vorläufer der Comics in Europa zu finden sind - den Wilhelm-Busch-Zeichnungen von Max und Moritz wird allgemein Vorbildfunktion zugeordnet - entstanden die ersten eigentlichen Comic Strips in Amerika.

Die Cartoon-Serie "The Yellow Kid", gezeichnet von Richard Felton Outcalt, die im Jahre 1896 erstmals in Pulitzers New York Journal erschien, wird gern als Beispiel für die enge Verbindung zwischen der Entwicklung der Comics und dem industriellen Fortschritt herangezogen: Hier wurde erstmals eine für den Druckprozeß neu entwickelte gelbe Farbe verwendet; das "Yellow Kid" aus Outcaults Cartoon-Serie steht als Symbol für den technischen Fortschritt.

ls der erste eigentliche Comic wird aber stets die ein Jahr später im Auftrag von Randolph Hearst gezeichnete Serie "Katzenjammer Kids" betrachtet. Hearst war während einer Europareise von "Max und Moritz" so angetan, das er den damals erst 19jährigen deutschstämmigen Rudolph Dirks mit der Gestaltung einer Serie nach diesem Vorbild betraute.

Die "Katzenjammer Kids" enthielten alle wesentlichen Elemente des modernen Comics: Bilderreihung, die Verwendung einer stehenden Figur und Sprechblasen. Die Bedeutung, die diese Serie als Vorbild für die weitere Entwicklug der Comics hatte, kann man daran ablesen, wie häufig der Stil kopiert und die Serie plagiiert wurde.

In den folgenden Jahren überschwemmte eine ständig wachsende Flut von ausschließlich komischen Comics die Tageszeitungen. Die amüsanten Bildergeschichten waren sofort der Renner und die Leserschaft der Tageszeitungen wollte sie nicht mehr missen.

Das Jahr 1929 brachte zwei für die Geschichte des Comics bedeutsame Veränderungen hervor: Zum einen wurde das erste "Comic-Book", ein eigenständiges Comic-Heft, herausgebracht, das Nachdrucke der im Laufe von drei Jahrzehnten so ungeheuer beliebt gewordenen Zeitungs-Comics enthielt. Zum anderen erschienen die ersten realistisch gezeichneten Comic-Serien mit Helden, die keine kauzigen Witzfiguren mehr waren: "Tarzan" und die Science- Fiction-Serie "Buck Rogers".

Während der von Harold Foster (später bekannt geworden durch seinen weltberühmten "Prinz Eisenherz") gezeichnete Tarzan nach einer Romanvorlage von E. R. Burroughs entstanden war, handelte es sich bei "Buck Rogers, Abenteuer im 25. Jahrhundert" (John F. Dille und R. W. Calkins) um die erste völlig neue, nur als Comic konzipierte Serie. Auch dieses neue Genre des Abenteuer-Comics fand seine Verbreitung zunächst über den Weg des Zeitungsstrip.

Im Laufe der 30er Jahre wurden die Comics um die ersten Superhelden bereichert, die schon bald zu einer regelrechten Invasion starteten. Einer der bekanntesten ist von ihnen ist "Superman", der 1938 zum ersten Mal erschien.

Außerdem etablierten sich die Comic-Books auf dem Markt. Sie wurden so beliebt, daß sie sogar die sogenannten "Pulps", periodisch erscheinende Hefte oder kleine Taschenbücher, die man bei uns als "Groschenromane" kennt, vom Markt verdrängten. Hiervon war vor allem der Timely-Verlag betroffen, der bisher hauptsächlich Pulps vertrieben hatte. Auf der Suche nach neuen Märkten tat er das naheliegendste und stieg in das Comic-Geschäft ein. Er brachte unter anderem die Serien "Sub-Mariner" (Bill Everett) und "Human Torch" heraus.

Der Eintritt der USA in den zweiten Weltkrieg nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbour hatte zur Folge, das der Krieg zum beherrschenden Thema in den Comics wurde. Das Bedürfnis nach Superhelden steigerte sich weiter - und nun begann die große Ära der Timely Comics Group. Mit ihrem "Captain America", dem Supersoldaten, der ein aus dem amerikanischen Sternenbanner geschneidertes Kostüm trägt, landeten sie einen absoluten Volltreffer. Captain Americas erste Handlung auf der Titelseite von Heft 1 bestand darin, Hitler höchstpersönlich einen Faustschlag ins Gesicht zu versetzen.

Diese Figur wurde so ungeheuer populär, das sie mehr als vierzigmal kopiert wurde - keiner der der Helden wie "The Flag", "The Patriot" oder "Major Liberty" reichte in der Popularität jedoch an sein Vorbild heran, obwohl sie alle in der Zeit des zweiten Weltkriegs ihre große Zeit erlebten. Fast alle GI's hatten ihre Comic-Books im Sturmgepäck dabei.

Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges gingen allerdings die meisten dieser Serien sang- und klanglos ein und erst im Laufe der 50ger Jahre begann der Markt sich langsam wieder zu erholen.

31. Januar 2007