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FESTIVAL/209: Fumetto 2011 - Werkschau Jim Shaw (Fumetto)


Fumetto - Internationales Comix-Festival Luzern, Medienmappe 2011

Jim Shaw (US)

Ausstellung im Kunstmuseum Luzern


Jim Shaw, geboren 1952 in Michigan USA, gehört zu der Generation amerikanischer Künstler, die die Kultur der Westküste seit den späten achtziger Jahren bis heute mitgeprägt haben. Sein Werk ist durchsetzt mit Elementen amerikanischer Pop-Kultur und unzähligen Referenzen aus der sogenannten Hochkultur. Diese Referenzen treten in der narrativen Struktur seiner Arbeiten ständig zu Tage. Shaw ist ein Konzeptkünstler, der bekannt ist für seine komplexen Pseudowelten, die er inhaltlich und stilistisch aus einer Copy & Paste-Methode konzipiert. Eine seiner wichtigsten Arbeiten Dreams hat ihren Ursprung im Zeichnen. Über mehr als zehn Jahre lang hat Jim Shaw seine Träume aufgezeichnet.

Bis heute sind so über 500 Blätter entstanden. Es ist logisch, dass der Künstler dafür dieses Medium genutzt hat. Nur mit Zeichnungen kann ein fortlaufendes Werk von solcher Dichte geschaffen werden, denn nur diese funktionieren so spontan und direkt, dass Träume in so grosser Menge und dermassen lebhaft abgebildet werden können.

Ein weiteres, unglaublich dichtes Projekt ist die Erschaffung der O-istischen Pseudoreligion. Die O-istische Kultur ist eine Religion nach Vorbild der neu entstandenen Religionen zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den USA. Jim Shaw hat einen ganzen künstlerischen Kosmos erschaffen, der eine solche Religion oder Sekte dokumentiert. Dabei hat er einen ästhetischen Rahmen gesetzt, in dem er jede nur erdenkliche Aktivität der Anhänger dieser Religion des O abbildet. Er hat eine faszinierende Pseudorealität geschaffen, in der sich die unzähligen Referenzen gegenseitig befruchten und ständig neue Metaebenen erschaffen. Shaw gelingt es, dieses Kunstwerk von seiner Person zu lösen. Der Künstler tritt in den Hintergrund, die Werke sind nicht mehr als von einem Autor identifizierbar, sie beginnen ein Eigenleben. Die Künstlichkeit und Fälschung wird zur Realität, das Kunstwerk ist nur noch durch den Kontext des Museums erkennbar.

Aktuell arbeitet Jim Shaw an einem neuen Projekt, einer Prog-Rock Oper in die er diverse Kunstsparten einfliessen lässt. Shaw vergleicht diesen Ansatz mit Richard Wagners Ideal des Gesamtkunstwerks und genau so umfassend legt er seine eigene Oper auch an. Er geht dabei ähnlich vor wie bei der O-istischen Mythologie: Indem er sich assoziativ inspirieren und Referenzen überborden lässt, um ein neues riesiges Ganzes zu schaffen, das ständig auf seine Einzelteile verweist.

Die Oper ist noch weit entfernt von der Fertigstellung, doch Fumetto kann einen Teil der Entstehung und auch einen Teil des Arbeitsprozesses von Jim Shaw zeigen, der so typisch und faszinierend ist. Jim Shaw hat für die Oper einen Rahmen von vier Akten definiert: Geburt der Zivilisation, Prähistorische Zerstörung dieser Zivilisation durch eine Katastrophe, Wiederentdeckung der Religion und Geschichte der untergegangenen Zivilisation, Finaler Untergang der Welt durch Genusssucht.

Während der Arbeit an seinen aktuellen Werkzyklen um Wayne Boring, dem wichtigsten Superman Zeichner des Silverage of Comic, und William Blake, dem Urvater der Graphic-Novel und den Vorbereitungen auf die Ausstellung am Fumetto, keimte die Idee bei Jim Shaw auf, die vier Akte der Oper verschiedenen Comic-Stilen zuzuordnen (Golden Age, 50er Horror/Crime Geschichten, DC Silver Age, 70er Untergrund Comic). Zusammen mit seinen Werkzyklen um Bilder zum Thema Naturgewalten konzipiert sich eine erste Welt und Stimmung für die Oper. Am Fumetto gibt Jim Shaw zum ersten Mal Einblick in die oben genannten Arbeitszyklen in ihrer Verdichtung im Hinblick auf seine Prog-Rock Oper mit dem Arbeitstitel Rinse Cycle.


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Biografie

Jim Shaw, geboren 1952 in Michigan, ist ein amerikanischer Künstler, der die Kultur der Westküste der USA seit Mitte der 80er Jahre mitgeprägt hat. Jim Shaw ist mit der Künstlerin Marnie Weber verheiratet und lebt und arbeitet in Los Angeles.


Bibliografie

O (JRP Editions, 2006) Everything Must Go (Smart Art Press, 2001) Distorted Faces & Portraits 1978 - 2007 (JRP Editions, 2007) Dreams (Smart Art Press, 2008)


Event am Festival

Künstlergespräch mit Fabrice Stroun
am Sa. 9. April, 14.00 Uhr, Kunstmuseum Luzern


Ausstellungspartner

Hirschmatt Digital-Druck
www.hirschmatt-copy.ch


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Quelle:
Medienmappe 2011
Herausgeber:
Fumetto - Internationales Comix-Festival Luzern
Rössligasse 12, Postfach 5163, CH-6000 Luzern 5
Telefon: +41 41 412 11 22
Telefax: +41 41 412 11 23
Internet: http://www.fumetto.ch
E-Mail: comix@fumetto.ch


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2011